Monatelange Sperren nach Spielabbruch des Umstädter Derbys

In den Fußball-Ligen ging es in den vergangenen Wochen vereinzelt über die Grenze des Erlaubten zur Sache.
© Joaquim Ferreira

Das Kreissportgericht Dieburg hat über die Wertung des A-Liga-Spiels entschieden und zwei Beschuldigte mit harten Strafen sanktioniert. Einen davon für die Drohung: „Du bist tot”.

Anzeige

Klein-Umstadt. Das Spiel hatte Ende September für Schlagzeilen gesorgt, doch zuletzt war es ruhig geworden rund um den Spielabbruch beim A-Liga-Derby in Klein-Umstadt. Die Begegnung des heimischen TSV gegen die Spielvereinigung aus Groß-Umstadt wurde beim Stand von 0:0 in der 76. Minute abgebrochen. Nach einer Roten Karte und anschließenden hitzigen Diskussionen kam es plötzlich zu Tumulten, es flogen Fäuste, der Schiedsrichter pfiff die Partie vorzeitig ab.

Das alles wurde ein Fall für das Kreissportgericht Dieburg, das vergangene Woche nun auch ein Urteil ausgesprochen hat. Das Spiel wurde mit 3:0 für die Spielvereinigung gewertet, ein Groß-Umstädter Spieler kassierte eine Sperre von sechs Pflichtspielen, während ein Klein-Umstädter Akteur mit einem Platzverbot bis Ende April 2023 sanktioniert wurde.

„Wir sind geschockt und total überrascht über die Einseitigkeit dieser Entscheidung. Trotz des Wissens, dass eine Teilschuld an den Vorfällen bei uns liegt, empfinden wir dieses Urteil als nicht gerecht“, sagt TSV-Spielertrainer Dennis Bauer – und kündigte an, in Berufung zu gehen. Das letzte Wort in diesem Fall ist also noch nicht gesprochen.

Anzeige

Videomaterial belegen Aussagen

Vor allem die rund halbjährige Strafe gegen einen seiner Kicker empfindet Bauer als „unerklärbar“. Laut des Urteils hatte dieser einen Gastspieler „gezielt mit der Faust in das Gesicht“ geschlagen. Der Schlag kam laut eines Zeugen unvermittelt von der Seite, der Betroffene war nach Ansicht des Gerichts in dieser Situation damit arg- und wehrlos. Bauer streitet die Tat zwar nicht ab, sagt aber auch, dass sein Spieler sich bedroht gefühlt und deshalb gewehrt habe.

Und zudem von einem Spieler der Spielvereinigung mit den Worten „Du bist tot“ bedroht wurde, wie im Urteil steht. Dies gab der Groß-Umstädter auch zu. Videomaterial, das dem Gericht zur Verfügung stand, belegen die Aussagen. Zuvor hatte der Kicker, der diese Drohung mehrfach in Richtung des Klein-Umstädters aussprach, sein Trikot ausgezogen, um nicht an seiner Nummer wiedererkannt zu werden. Er habe sich durch die Tätlichkeit des Klein-Umstädters an seinem Mitspieler provoziert gefühlt, die Kammer hielt eine Sperre von sechs Spielen für angemessen. „Wir sind völlig einverstanden mit der Strafe. So etwas ist nicht zu tolerieren, wir werden den Fall intern aufarbeiten“, sagt Lutz Reeh, Zweiter Vorsitzender der Spielvereinigung.

Dass die Partie letztlich für die Gäste gewertet wurde, begründete das Kreisssportgericht damit, dass die Situation, die zum Spielabbruch führte, ursächlich dem TSV zur Last gelegt werden muss. Vor allem, weil sich einige Zuschauer und TSV-Spieler während der Partie im Innenraum, in der Nähe der Torauslinie, aufhielten, was nicht erlaubt ist, und zudem keine Ordner anwesend waren. Diese sind laut der Strafordnung des hessischen Fußballverbands aber verpflichtend. Das weiß auch Bauer, der eingesteht, dass sein Verein damit einen Fehler begangen hat.

Rassismus-Vorwurf kann nicht belegt werden

Über das Spiel hinweg seien aus diesem Zuschauerblock zahlreiche Provokationen in Richtung des Torwarts und eines Verteidigers der Spielvereinigung zu vernehmen gewesen, und genau dort kam es auch zu den Tumulten, die letztlich zum Spielabbruch führten. Die Situation habe sich nach Ansicht des Gerichts erst dann hochgeschaukelt, als weitere Reservespieler und Zuschauer der Gastgeber den Innenraum betreten hatten. Laut Zeugenaussagen waren 20 bis 25 Personen aus Klein- und Groß-Umstadt an dem Vorfall beteiligt gewesen.

Anzeige

Das Gericht stellte zudem klar, dass der Schiedsrichter in dieser Situation berechtigt war, das Spiel abzubrechen. In einem ersten Statement hatten TSV-Spielertrainer Bauer und Groß-Umstadts Spielertrainer Giuseppe Andreozzi mitgeteilt, dass der Unparteiische die Partie „etwas zu früh“ abgebrochen hätte.

Die Spielvereinigung hatte in ihrer Stellungnahme zudem erklärt, dass es zu rassistischen Beleidigungen gekommen sei. Dieser Vorwurf konnte laut des Sportgerichts nicht hinreichend belegt werden. Dieser Teilaspekt ist damit vom Tisch, doch der Fall scheint noch nicht beendet. „Wir wollen am Ende ein gerechtes Urteil, denn beide Vereine haben gleichermaßen zu den Vorfällen beigetragen“, so Bauer. Das sieht der Zweite Vorsitzende Reeh etwas anders, der von einem „nachvollziehbaren Urteil“ des Kreissportgerichts spricht.