Absagenflut in Fußball-Kreisligen: So geht es nicht weiter

Im Fußballkreis Darmstadt sind allein seit der Winterpause 31 Spiele ausgefallen. Klassenleiter Michael Sobota kündigt Konsequenzen an und spricht von "Wettbewerbsverzerrung".

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DARMSTADT-DIEBURG. Es sind Zahlen, die nicht gefallen können: Ganze 31 Spiele (sieben in der A-Liga, zwei in der B-Liga, 15 in der C-Liga und sieben in der D-Liga) sind seit der Winterpause in den Darmstädter Fußball-Kreisligen abgesagt worden, weil ein Team nicht in der Lage war, eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu stellen, also zu wenig Spieler zur Verfügung hatte. Dabei spielte Corona übrigens keine Rolle, weil Vereine bei entsprechendem Nachweis eine Spielverlegung beantragen konnten. Das war in 15 Fällen der Fall gewesen im Kalenderjahr 2022. Soll heißen: 31 Spiele sind nur deshalb ausgefallen, weil sich eine Mannschaft nicht zum Spielen in der Lage sah.

Exklusiv haben sie das nicht in Südhessen. Es ist eine hohe Zahl, in anderen Fußballkreisen sieht es aber ähnlich oder teilweise sogar noch dramatischer aus. "Was sich im Verlauf und insbesondere zum Ende der Saison ereignet hat, was nicht auf Corona zurückgeführt werden kann, ist für den Fußballkreis Darmstadt in negativer Sicht einmalig", schreibt trotzdem Kreisfußballwart Michael Sobota. Und er geht sogar noch weiter: "Spielabsagen und Nichtantritte haben das Bild des Amateurfußballs negativ beeinflusst."

Vor allem am Ende der Saison führten solche Nichtantritte zu recht speziellen Situationen mit einem faden Beigeschmack. So war von drei betroffenen Mannschaften im Abstiegskampf der C-Liga am letzten Spieltag nur noch der FSV Schneppenhausen II im Einsatz - und der stieg durch ein 2:10 bei der KSG Brandau II ab. Weil die Kontrahenten BG Darmstadt (gegen GW Darmstadt II) und SV Weiterstadt II (gegen Coatia Griesheim II) kampflos zu drei Punkten kamen und noch am FSV vorbeizogen. Weil der direkte Vergleich der punktgleichen Teams aus Schneppenhausen und Weiterstadt für Letztere sprach, bekommt der SV also doch noch die Chance, sich durch die Relegation gegen D-Ligist SV Darmstadt II ein weiteres Jahr C-Klasse zu sichern. Man stelle sich vor, auch Brandau II hätte das Spiel gegen Schneppenhausen abgesagt - dann wäre der FSV drin geblieben. Schneppenhausen hatte zuvor übrigens bereits zwei Spiele abgesagt und wäre bei einem weiteren Nichtantreten automatisch aus der Wertung genommen worden und Absteiger gewesen. Ob das der Grund war, dass die Zweite spielte (wenn auch ohne Erfolg) und die erste Mannschaft zeitgleich die A-Liga-Partie bei der SV Erzhausen absagte? "Dass es auch zu Nichtantritten kam, die am letzten Spieltag noch Einfluss auf die Relegationsteilnahme von Vereinen hatten, ist besonders verwerflich", nimmt Sobota denn auch kein Blatt vor den Mund.

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Er ist sauer, so sauer, dass er harte Maßnahmen ankündigt. "Der erschreckende Umstand der vielen kampflos abgegebenen Partien hat natürlich zu Wettbewerbsverzerrungen geführt", schreibt er. "Das wird zu Konsequenzen führen, die in den im Juli anstehenden Vorrundenbesprechungen erläutert werden." Welche das sind, lässt er offen, es darf aber davon ausgegangen werden, dass Vereine vor allem für ihre zweiten Mannschaften besser nachweisen müssen, dass sie auch wirklich eine Saison anständig durchhalten.

Der Offenbacher Kreisfußballwart Jörg Wagner denkt derzeit laut darüber nach, in der kommenden Saison an den letzten vier Spieltagen ein "genehmigtes Nichtantreten nur noch in Ausnahmefällen" zuzulassen. Außerdem wird erwogen, bei Corona-Fällen nur noch PCR-Tests anzuerkennen und sich nicht mehr wie bisher auf die kostenlosen Bürgertests zu verlassen. "Die Ergebnisse von PCR-Tests liegen inzwischen schneller vor als früher", sagt Wagner.

Zwar kam es im Kreis Darmstadt nur zu einem einzigen Rückzug während der Saison (B-Ligist TuS Griesheim), doch manche Mannschaft pfiff personell auf dem letzten Loch. "Dennoch darf sich so etwas wie in dieser Saison nicht mehr wiederholen. Insoweit müssen sich die Vereine im Rahmen der Mannschaftsmeldung überlegen, ob sie mit dem vorhandenen Personal einen geregelten Spielbetrieb stemmen können", fordert der Fußballkreis.

Rückzüge für die kommende Saison gibt es keine, alle Mannschaften wollen wieder antreten. Ob sie alle die Saison durchstehen - darauf wird jetzt verstärkt geachtet.