Wie Adi Hütter die Eintracht aus der Krise führen kann

aus Eintracht Frankfurt

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David Abraham, Kevin Trapp und Makoso Hasebe (von links) auf der Suche nach einem Ausweg aus der Krise.  Archivfoto: dpa

Einmal mehr ist Eintracht Frankfurt im Winter eingebrochen. Wieso die erneute Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr die Lösung sein könnte.

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FRANKFURT. Die Analysen sind klar. „Keine Durchschlagskraft nach vorne, zu wenig Kompaktheit hinten, unsauberes Passspiel, kein entschlossenes und gemeinsames Verteidigen“, sagte Trainer Adi Hütter nach dem 0:4 in Leverkusen. Die Selbstkritik ist vorhanden. „Wir haben kein Bein auf den Boden gekriegt“, sagte Sebastian Rode. Die Gefahr ist erkannt. „Es geht nur noch um den Klassenerhalt“, stellte Martin Hinteregger fest. Das ist der eine Teil zur Problembewältigung bei der Frankfurter Eintracht, die sich seit Monaten auf einer rätselhaften sportlichen Berg- und Talfahrt befindet: In der Liga immer schwächer, zuletzt auswärts nicht einmal mehr konkurrenzfähig, in den Pokalwettbewerben aber weiter gut unterwegs. Der andere Teil wären Lösungsansätze, um den Problemen Herr zu werden. Da ist in erster Linie der Trainer gefordert und dazu bedarf es neben der allgemeinen Kritik an den Leistungen der Mannschaft auch eine noch klarere Benennung der vielen einzelnen Schwachpunkte. Denn bei den nächsten beiden Gegnern in der Liga, Borussia Mönchengladbach und Bayern München, könnten die Frankfurter Fragezeichen noch viel größer werden. Was also ist zu tun, um die „Spirale des Misserfolgs“ zu durchbrechen, die die Eintracht schon vor der Winterpause mit damals sieben Spielen ohne Sieg in große Bedrängnis gebracht hat?

Hasebe könnte von alter Rolle profitieren

Die Winterkrise hatte Adi Hütter mit einer geordneten Vorbereitung und einer Neuordnung des Spielsystems besiegt. Statt der über Jahre eingespielten Dreierabwehrkette hatte der Trainer auf Viererkette umgestellt, „um die Stabilität zu erhöhen“. Das hat zunächst auch geklappt. Die Eintracht war mit Erfolgen in Hoffenheim, gegen Leipzig, in Düsseldorf und gegen Augsburg in die Rückrunde gestartet. Doch in den vergangenen Wochen ist die gerade wiedergewonnene Stabilität wieder verloren gegangen. Die jüngsten Resultate: 0:4 in Dortmund, 1:2 gegen Union, 0:4 in Leverkusen. Dazwischen hatte es auch zwei Gegentreffer in Salzburg gegeben. Ist die Viererkette also schon wieder überholt? Dafür spricht, dass dieses System eigentlich auf zwei starken Außenverteidigern basiert, die Eintracht aber mit zwei Verteidigern rechts und links spielt (Almamy Touré und Evan Ndicka), die das im Grundsatz nicht gelernt haben und sich auch sichtlich nicht besonders wohl fühlen. Dafür spricht auch, dass mit Makoto Hasebe ein Spieler zum „Systemopfer“ geworden ist, der zuvor zu den Leistungsträgern gehört hatte. Eine Rückkehr zur Dreierkette mit David Abraham, Hasebe und Martin Hinteregger, wäre also durchaus eine Alternative für die nächsten Wochen.

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Diese alte neue Variante könnte auch wieder Platz schaffen für Danny da Costa, der nach einer starken letzten Saison und einer wenigen guten Vorrunde zuletzt nahezu komplett außen vor war. Und es würde die Möglichkeit eröffnen, gerade Evan Ndicka die dringend benötigte Pause zu geben. Der Franzose (20), der jüngste im Team, wirkt deutlich überspielt. System und Personalien zu verändern sind Möglichkeiten, wieder Verbesserungen herbeizuführen, aber keine Garantien. Denn der Trainer hat schon recht, wenn er sagt, dass es nicht um einzelne Spieler gehen kann in der aktuell angespannten Lage, sondern dass die Mannschaft gemeinschaftlich ein anderes Gesicht zeigen muss.

Planungsfehler in der Offensive

In der Offensive stellt sich die Situation sogar noch schwieriger dar. Weder die Sommer- noch die Winterplanungen haben da gegriffen. Dass die „Büffelherde“ mit Ante Rebic, Sébastien Haller und Luka Jovic trotz hoher Einnahmen adäquat ersetzt werden könnte, durfte niemand erwarten. Ein wenig mehr Fantasie oder Mut, wie in den Jahren zuvor erfolgreich praktiziert, hätte aber schon weitergeholfen. Dass im Winter im Vertrauen auf die Genesung von Bas Dost kein Stürmer geholt und Dejan Joveljic noch abgegeben wurde, war fahrlässig. Jetzt steht der Trainer vor dem Dilemma, dass er manchmal gerne mit zwei Stürmern angreifen würde, aber nur noch zwei hat. Um während der Spiele reagieren zu können, belässt er Goncalo Paciencia deshalb meist auf der Bank. Das hat dazu geführt, dass der in der Vorrunde treffsichere Portugiese seine Form komplett verloren hat. Und so ist mit André Silva ein einziger Stürmer mit Format übrig geblieben. Silva muss die Eintracht ebenso in Watte packen wie Filip Kostic. Fällt einer dieser beiden aus, würde das Sturmspiel komplett zum Erliegen kommen.

Da die offensiven Planungsfehler im Laufe dieser Spielzeit nicht mehr zu korrigieren sind, muss Hütter da also weiter experimentieren und hoffen, dass Daichi Kamada auch in der Liga ein paar Akzente setzt, dass Mijat Gacinovic von kleineren und größeren Krankheiten genesen wird und Bas Dost im Endspurt vielleicht doch noch ein paar Spiele machen kann.

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Von Peppi Schmitt