Vor dem Spiel der Frankfurter Eintracht beim FSV Mainz 05 muss Trainer Oliver Glasner gleich um zwei Defensivexperten bangen. Für die WM-Fahrer der SGE hat er eine klare Botschaft.
Frankfurt. Die letzte Aufgabe, die letzte Herausforderung: Sollte die Frankfurter Eintracht beim FSV Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr) gewinnen, würde sie nicht nur in der „Königsklasse“ und im DFB-Pokal überwintern, sondern auch auf einem direkten Champions-League-Rang in der Liga. Das wäre eine überragende Bilanz für das zweite Halbjahr 2022, nachdem das erste Halbjahr schon den Europapokal-Triumph gebracht hatte. „Mainz ist eine sehr gute Mannschaft mit einer klaren Spielanlage, viel Power und viel Schwung“, mahnt Trainer Oliver Glasner, „sie spielen kompakt, aggressiv, blitzschnell in Spitze“. Da will einer aber auch gar keine Unterschätzung aufkommen lassen, keine „vorlaute Euphorie“, wie er sagt. Glasner: „Wir wollen nochmal einen positiven Auftritt auf den Platz bekommen und noch einen draufpacken. Wir fahren nach Mainz, um dort zu gewinnen.“ Das sagt Glasner vor jedem Spiel und das hat ja zuletzt unter anderem wettbewerbsübergreifend dreimal in Folge auswärts in Lissabon, Augsburg und Mönchengladbach geklappt.
Die Frankfurter werden in Mainz mit einer großen Fan-Unterstützung im Rücken antreten, bis zu 10 000 Fans sollen sich Karten besorgt haben. Ein „Heimspiel“ sei es dennoch nicht, warnt der Eintracht-Coach, „schließlich sind ja auch 20 .000 Mainzer Anhänger im Stadion.“ Aus dem „Angstgegner“ Mainz, bei dem die Eintracht von 1996 bis 2021 in 16 Spielen nicht gewinnen konnte, ist laut jüngster Statistik längst ein ganz „normaler“ Gegner geworden. Von den letzten zehn Spielen, inklusive Pokal, haben die Frankfurter vier gewonnen, die Mainzer drei, der Rest waren Remis. Selbst in Mainz hat die Eintracht ihre einstige Negativserie längst überwunden. Von den letzten fünf Spielen haben die Hessen bei den Rheinhessen nur einmal verloren, aber auch nur einmal gewonnen. Meist sind die Begegnungen Unentschieden ausgegangen.
Jakic und Rode drohen auszufallen
Personell waren am Freitag bei der Eintracht noch nicht alle Fragen beantwortet. Die Wadenverletzung von Sebastian Rode hat sich als hartnäckiger herausgestellt als erhofft. Und Kristijan Jakic hat aus dem Hoffenheim-Spiel eine Knöchelverletzung davongetragen. Bei beiden Spielern werde erst nach dem Abschlusstraining am Samstag eine Entscheidung fallen. „Die Gesundheit geht in jedem Fall vor“, sagt Glasner, „wir werden das mit den Spielern und den Medizinern besprechen und dann eine Entscheidung treffen“. Schlimmere Verletzungen seien es bei beiden nicht.
Dass gleich ein halbes Dutzend Frankfurter Spieler bei der Weltmeisterschaft dabei sein werden, ist auch Ausdruck der Stärke der Mannschaft. „Wenn die Jungs happy sind, dann bin ich auch happy, wenn es ihnen gut geht, geht es mir auch gut, freut sich Glasner mit, „ganz einfach, weil ich sie alle gerne habe.“ Da ist was zusammengewachsen in den letzten Wochen und Monaten. Bedenken beim letzten Auftritt vor der Abreise nach Quatar könnte der eine oder andere kürzertreten, hegt er nicht. „Das wurde ich schon vorm Hoffenheim-Spiel gefragt und die Jungs haben die Antwort auf dem Platz gegeben“, sagt Glasner, „ich vertraue da auch in Mainz jedem einzelnen.“
Lob für Götze und Kamada
Sein eigenes Verdienst an der Erfolgsgeschichte der einzelnen Spieler sei nur gering. „Sie gehen die Schritte selbst, wir können sie nur unterstützen“, sagt er und stellt damit sein Licht ziemlich unter den Scheffel. Der Frankfurter Trainer legt besonderen Wert auf das innerbetriebliche Klima. Nur wenn einer „zum Stinkstiefel“ werde, müsse er eingreifen. Glasner: „Ich verzeihe jeden Fehler, aber wenn einer in der Kabine für Unruhe sorgt, das akzeptiere ich nicht.“ Bislang gibt es keine Probleme.
Ganz im Gegenteil, viele haben sich auf dem Platz und in die Kabine gesucht und gefunden. So das kongeniale Mittelfeld-Duo mit Daichi Kamada und Mario Götze oder die beiden Angreifer Jesper Lindström und Randal Kolo Muani. Vieles laufe inzwischen, wie er sich das vorstelle. Die Entwicklung sei seit Saisonbeginn stetig vorangeschritten. Das beste Beispiel sei Mario Götze. „Mario hat gesehen, wie er die beiden schnellen Spieler einsetzen kann, zuletzt haben wir es auch dann auch geschafft, Rode und Sow in torgefährliche Räume zu bekommen“, beschreibt der Frankfurter Trainer zwei Aspekte der offensichtlichen Fortschritte. Dass Kamada in der Lage ist mehrere Positionen auf hohem Niveau auszufüllen und die beiden Stürmer sich gegenseitig Tore gönnen, macht die Eintracht so schwer ausrechenbar.