Tuta bei Eintracht Frankfurt auf den Spuren von Abraham

aus Eintracht Frankfurt

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Luzerns Pascal Schuerpf (links) und Frankfurts Tuta in Aktion.  Foto: dpa

Sein Debüt hat Lucas Silva Melo gegen Hoffenheim gefeiert. Dass er für David Abraham eingewechselt wurde, passt zur Planung des Klubs. Tuta soll der Nachfolger des...

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FRANKFURT. Auf dem offiziellen Meldebogen steht bei der Frankfurter Eintracht in dieser Saison ein Spieler mit dem Namen Lucas Silva Melo, Rückennummer 35. Wer? Dahinter verbirgt sich der 21 Jahre alte Brasilianer Tuta. Gegen die TSG Hoffenheim hat er vor knapp zwei Wochen sein Bundesligadebüt gefeiert, durchaus eindrucksvoll. Die Möglichkeiten von Trainer Adi Hütter, die Dreier- oder Viererabwehrkette zu besetzen, haben sich damit um einen weiteren Spieler vergrößert. Die Eintracht sei da „sehr gut besetzt“, sagt der Trainer. Tuta will um einen der begehrten Plätze kämpfen. Die genaue Position ist ihm dabei ziemlich egal. „Ich habe in der Abwehr schon überall gespielt“, erklärt er in einem Pressegespräch am Mittwochmittag, „es liegt jetzt an mir, dass ich wieder eine Chance bekomme."

Ein paar Minuten zuvor dürfte Tuta auf dem Trainingsplatz klar geworden sein, wie groß die Konkurrenz tatsächlich ist und gerade wieder geworden ist. Mit Kapitän David Abraham und Evan Ndicka sind zwei Spieler in den Trainingsbetrieb zurückgekehrt, die in der internen Hierarchie noch deutlich vor ihm stehen. Abraham ist von einer leichten Oberschenkelverletzung genesen, Ndicka hat eine Syndemoseverletzung erstaunlich schnell überwunden. Beide sind schon für das Auswärtsspiel am Sonntag in Köln Alternativen. Und mit Jetro Willems ist ein weiterer Rekonvaleszent an den Ball zurückgekehrt und hat zum ersten Mal nach seiner Kreuzbandverletzung im richtigen Wettspiel mitgemacht.

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Tuta könnte gemeinsam mit dem 21 Jahre alten Ndicka die Zukunft in der Eintracht-Abwehr gehören. Die Fortschritte, die er im vergangenen Jahr gemacht hat, sind augenfällig und in ihrer Klarheit durchaus erstaunlich. Die einjährige Leihe zum belgischen Erstligisten KV Kortrijk war ein durchschlagender Erfolg. Wie schon ein Jahr zuvor für Daichi Kamada in St. Truiden war Belgien auch für Tuta eine gute Schule. „Die Qualität und die Intensität sind in Deutschland natürlich deutlich höher“, sagt er, „aber Belgien war ein wichtiger Schritt für mich in Europa.“ Nach seiner Ankunft aus Brasilien sei im Sommer 2019 vieles neu gewesen, vieles anders und völlig ungewohnt. Die Sprachschwierigkeiten hätten die Integration zusätzlich erschwert. Schnell hätten die Eintracht, sein Berater und er selbst nach einem „Plan B“ gesucht. Und ihn mit dem „Umweg Belgien“ auch gefunden. Das Jahr im Nachbarland sei „kein Spaziergang“ gewesen, betont Tuta, schließlich habe er auch in Kortrijk vier Monate gebraucht, um sich einen Stammplatz zu erkämpfen. Erst nach und nach sei es aufwärts gegangen. „Ich habe gelernt, was es heißt, Profi zu sein“, beschreibt er den Entwicklungsprozess, „der Weg zum Erfolg führt über harte Arbeit und nie nachlassende Konzentration.“ Diese Erkenntnis habe er aus Belgien mitgebracht zur Eintracht. Tuta: „Alle sind zufrieden, wie es gelaufen ist“.

Er sei erwachsener geworden in Belgien, der harte Weg sei gut für die Persönlichkeitsentwicklung gewesen. Sportlich habe er schon viel gelernt, müsse aber noch viel mehr dazulernen. „Ich muss mein Passspiel und meine Schnelligkeit verbessern“, zählt er auf, „auch mein Stellungsspiel kann noch besser werden.“ Sein Bundesligadebüt betrachtet er als nächsten kleinen Karriereschritt. „Ich bin darüber sehr glücklich“, sagt er, „und froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte.“ Dass er ausgerechnet für den angeschlagenen David Abraham die Bundesligabühne betreten hat, passt zur Planung des Klubs. Der Brasilianer Tuta soll im Idealfall der Nachfolger des Argentiniers Abraham werden, wenn es den spätestens zur nächsten Saison zurück in seine Heimat zieht. „Ich hoffe, dass ich noch lange Zeit von Davids Hilfe profitieren kann“, sagt Tuta, „und ich hoffe, dass ich der Eintracht ähnlich viel Freude machen kann wie er es seit Jahren tut.“ Da hat er sich viel vorgenommen.

Von Peppi Schmitt