
„Schlimm“, sagte Trainer Bo Svensson, „zu schwach“ meint Routinier Stefan Bell. Die 05er hadern noch mit ihrem Auftritt in den ersten 45 Minuten bei Hertha BSC Berlin.
Berlin. Die Bestmarke, die er noch als Spieler mit seinen damaligen Teamkollegen aufgestellt hat, wird Bo Svensson als Trainer zumindest aktuell nicht überbieten. Siebenmal gewann der FSV Mainz 05 zu Beginn der Saison 2010/11 am Stück und stellte damit einen Bundesliga-Rekord auf. Mit vier Erfolgen hintereinander waren die 05er nun auf dem Weg, die clubinterne Höchstleistung anzugreifen. Gegen Hertha BSC endete die Siegesserie nun aber. 1:1 trennten sich die beiden Clubs vor 41.689 Besuchern im Berliner Olympiastadion, wodurch die Mainzer nun zwar seit fünf Partien ungeschlagen sind, aber mit der eigenen Leistung haderten.
„Das war schlimm“, wählte Svensson klare Worte zur Vorstellung seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit. Während die 05er keinen Zugriff auf die Berliner bekamen, traten die so giftig und griffig auf, wie es sich für ein Team im Abstiegskampf gehört. Dazu hatten sie vom früheren 05-Coach Sandro Schwarz einen guten Plan mit auf den Weg bekommen. Dass sie deshalb verdient zur Pause 1:0 führten, bestritt niemand. Dass das Führungstor glücklich fiel, indes auch nicht. Nach Hinweis des Videoassistenten und Ansicht der TV-Bilder entschied Schiedsrichter Benjamin Cortus auf einen viel diskutierten Handelfmeter, weil Leandro Barreiro eine Hereingabe mit dem ausgestreckten Arm berührt hatte, was allerdings fast keine Auswirkung auf die Flugbahn des Balles hatte. Auf dem Platz reklamierte zunächst auch niemand. Jessic Ngankam verwandelte den Strafstoß dann zur Hertha-Führung (18.), die zum Berliner Sieg gereicht hätte, wenn nicht Ludovic Ajorque mit einem Traumschuss in den Winkel noch den Mainzer Ausgleich erzielt hätte (57.).
Svensson spricht von schwächster Leistung seit Langem
Dem bekannt kritischen Bo Svensson genügte dies aber nicht. „Die zweite Halbzeit war besser. Wir haben dann auch das Tor gemacht. Aber wir müssen kritisch umgehen mit der ersten Halbzeit.“ Als schwächste Leistung seit langem bewertete er diesen Auftritt, nachdem die Mainzer in den vergangenen Wochen den Eindruck erweckt hatten, dass sie den Weg zu konstant guten Auftritten gefunden hatten. Nun gab es wieder einen Rückschritt. „Heute waren wir entfernt von der Intensität unserer letzten Spiele. Wir waren etwas zu langsam, zu behäbig, haben zu viele Zweikämpfe in unserer Hälfte verloren“, fand Innenverteidiger Stefan Bell, der deshalb das Fazit zog: „Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, weil die Leistung heute zu schwach war, um drei Punkte zu holen. Wenn man das Inhaltliche betrachtet, bin ich aber nicht zufrieden, weil wir in der ersten Halbzeit einfach zu schwach waren.“
Dennoch befinden sich die Mainzer weiter in einer komfortablen Position. 36 Zähler haben sie bereits angehäuft, können den Klassenerhalt als praktisch gesichert ansehen und aus dieser Situation heraus den Blick Richtung europäische Plätze richten. „Das ist natürlich eine super Ausgangsposition, die wir uns in relativ kurzer Zeit erarbeitet haben. Vor fünf, sechs Spieltagen sah es noch anders aus“, sagte Bell. Und deshalb ist der Auftritt in Berlin in seinen Augen nicht überzubewerten. „Wir sind weit davon entfernt, dass wir in jedem Spiel jeden Gegner dominieren. Deshalb kann so etwas einmal passieren.“
Die Hertha nimmt hingegen vom Samstag Selbstvertrauen von einer guten Leistung mit und den Abschluss mit „777 Partners“ als neuem Investor.