Das erste Geisterspiel für den 1. FSV Mainz 05 - und gleich eine spannende Aufholjagd, bei der es Kunde Malong gleich mit fünf Kölnern auf einmal aufnahm. Ein Galaauftritt.
KÖLN. Starkes Comeback des 1. FSV Mainz 05 beim Re-Start in die Bundesliga: Die Rheinhessen erkämpften sich beim 1. FC Köln nach einem 0:2-Rückstand noch ein mehr als verdientes 2:2 (0:1). Mark Uth (6., Foulelfmeter) und Florian Kainz (53.) hatten die Gastgeber in Fron gebracht, der eingewechselte Taiwo Awoniyi (61.) und Kunde Malong (72.) mit einem Traum-Solo besorgten den Ausgleich im ersten Geisterspiel der FSV-Historie. Mit etwas Glück wäre sogar noch mehr für die Mainzer, die weiterhin vier Zähler vor dem Relegationsrang liegen, möglich gewesen.
05-Trainer Achim Beierlorzer hatte vor dem Spiel gesagt: Es kämen die Spieler am besten zurecht, die sich die wenigsten Gedanken über die besondere Situation machten. Fast zehn Wochen Pause, gerade Mal neun Einheiten mit Zweikämpfen, sieben Tage Hotel-Quarantäne - und dazu die zahlreichen Regeln im Stadion. Die Ersatzspieler mussten auf der Tribüne Platz nehmen, nur die Akteure auf dem Rasen und Trainer durften sich ohne Masken bewegen. Und doch: Es war ein überaus ansehnliches Spiel - eins, in dem die 05er einen Eindruck hinterließen, der Hoffnung für die kommenden Aufgaben im Abstiegskampf macht. Schon am nächsten Sonntag schaut Vizemeister RB Leipzig vorbei.
Beierlorzer schickte bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte eine überraschende Formation ins Rennen. Im Vergleich zum 1:1 gegen Düsseldorf 70 Tage zuvor nahm der Franke gleich sieben Veränderungen vor. Beierlorzer schickte mit Martin Aaron, Kunde Malong, Edimilson Fernandes und Jean-Paul Boetius gleich mehrere Spieler ins Rennen, die vor der Corona-Pause kaum noch eine Rolle gespielt hatten. Zudem kam der Südkoreaner Dong-Won Ji zu seinem ersten Einsatz für die 05er. Jean-Philippe Mateta fehlte gesperrt, Florian Müller ersetzte den verletzten Robin Zentner im Tor. Jeffrey Bruma musste auf der Ersatztribüne Platz nehmen, Beierlorzer vertraute auf eine Viererkette mit den beiden Innenverteidigern Jeremiah St. Juste und Moussa Niakhaté.
Gleich zu Beginn aber der Schock: Niakhaté brachte Uth im Strafraum zu Fall. Zwei Minuten vergingen, bis der Kölner Keller die Entscheidung verkündete: Strafstoß. Uth verwandelte eiskalt. Die 05er sind sowas wie der Lieblingsgegner von Uth: Es war im zehnten Spiel gegen den FSV dessen siebter Treffer. Die Mainzer fingen sich schnell, wirkten fortan spritziger und aktiver. Es schien, als hätten die 05er die Pause gut genutzt. Die 12. Minute: Der starke Karim Onisiwo tanzte sich durch den Strafraum, bediente Boetius, der aus kurzer Distanz abzog. Die Reserviersten rissen die Arme hoch, jubelten. Doch der Ball lag neben dem Gehäuse. Kölns Toni Leistner hatte sich im letzten Moment dazwischengeworfen, lenkte den Ball noch am Pfosten vorbei. Die Mainzer hatten mehr vom Spiel. Und ihre Chancen. Die 29. Minute: Diesmal nahm Onisiwo selbst Maß, doch FC-Keeper Timo Horn parierte klasse. Es ging mit dem Rückstand in die Kabine.
Und wieder erwischten die Hausherren den besseren Start: Dominick Drexler bediente Kainz, der zum 2:0 erhöhte. War die Partie gelaufen? Mitnichten! Die 05er kämpften sich eindrucksvoll zurück. Beierlorzer brachte in der 56. Minute Awoniyi für Ji, dem die Bindung zu seinen Mitspielern sichtlich fehlte, und nur fünf Minuten später war der eingewechselte Stürmer zur Stelle. Ridle Baku brachte den Ball scharf herein, Awoniyi beförderte das Spielgerät über die Linie - der erste Treffer der Leihgabe vom FC Liverpool in dessen sechsten 05-Spiel. Beierlorzer setzte auf mehr Offensive, wechselte Adam Szalai für Fernandes ein. Und dann kam der Galaauftritt von Kunde Malong: Der Mittelfeldmann ließ fünf Gegner mühelos stehen, blieb auch vor Horn eiskalt und schob zum Ausgleich ein. Waren nur drei Zähler drin? Auch die Kölner warfen wieder mehr nach vorne, Müller klärte reaktionsschnell gegen Jhon Córdoba (81.). Es ging hin und her. Beierlorzer schöpfte die fünf Wechselmöglichkeiten aus, brachte in der Schlussphase Danny Latza, Jonathan Burkardt und Leandro Barreiro. Robin Quaison (90.) kam noch mal zum Schuss, doch wieder grätschte ein Kölner dazwischen. Es blieb beim Remis.