Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt im Interview: "Will noch...

aus Eintracht Frankfurt

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Freut sich, dass Trainer Niko Kovac auch „an den erfahrenen Spielern noch Kritik übt“: Frankfurts 33 Jahre alter Japaner Makoto Hasebe. Foto: Jan Hübner  Foto: Jan Hübner

Makoto Hasebe mischt im Trainingslager in den USA schon wieder voll mit. Der Japaner ist nach seiner Knie-OP schneller zurückgehrt als gedacht. Gibt der 33-Jährige also schon...

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CHULA VISTA. Makoto Hasebe sitzt mit einem Lächeln im Gesicht auf dem Trainingsplatz von Eintracht Frankfurt in Chula Vista. Beide Knie dick in Eis gepackt. Die Sonne brennt. Doch all das macht dem Japaner nichts aus. Der 33-Jährige genießt jede Sekunde, die er nach seiner Knie-OP im März wieder Vollgas geben kann. Im Interview mit unserer Zeitung spricht der Routinier in den USA über seine Comeback-Pläne beim Testspiel am Freitag (19.15 Uhr Ortszeit) gegen San José, weitere Jahre als Profi, seine Ziele als „Libero“ und Landsmann Daichi Kamada.

Herr Hasebe, was sagen Sie zum Abschied von Bastian Oczipka?

Ich bin natürlich enttäuscht, dass er uns verlässt. Er war immer ein guter und wichtiger Spieler für uns. Aber im Fußball geht es oftmals sehr schnell.

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Stichwort schnell: Trainer Niko Kovac ist positiv überrascht, dass Sie nach Ihrer Knie-OP so schnell wieder ins Teamtraining eingestiegen sind. Er meinte, Sie hätten „wie die meisten Japaner“ keinen Urlaub gemacht...

Ich hatte ja seit dem Tag der Diagnose genug Pause. Ich bin ja schon 33, deshalb wollte ich schnellstmöglich wieder zurück auf den Platz. Ich war nach dem Pokalfinale fünf Tage in Äthiopien für Unicef, danach ein paar in Deutschland und ab dem 3. Juni fast einen Monat in Japan.

Wie sah Ihr Pensum dort aus?

Ich habe vormittags Krafttraining gemacht, nachmittags dann Lauf- und Balleinheiten. Sechs Tage die Woche. Ich habe mir nur einen freien Tag die Woche gegönnt.

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Hatten Sie nie Angst, dass der Weg zurück nach so einer Verletzung nicht mehr möglich ist?

Nein, ich hatte stets mein Comeback vor Augen. Ich möchte ja noch ein paar Jahre Fußball spielen. Klar, das Ganze war damals schon sehr ärgerlich. Als ich gegen den Pfosten gekracht bin, wurde das linke Schienbein mit sechs Stichen genäht. Ich dachte, damit ist die Sache erledigt. Ein paar Tage später habe ich dann das Knie gemerkt. Und irgendwann war klar, dass die beste Lösung die OP ist.

Sie trainieren in den USA voll mit. Beim Test gegen Seattle wurden Sie noch geschont. Wie sieht es gegen San José aus?

Ich will sehr gerne spielen. Ich hatte vier Monate keine Wettkampfpraxis. Vielleicht versuche ich es gegen San José ein paar Minuten, gegen Columbus dann schon einige mehr. Noch bin ich nicht bei 100 Prozent. Hin und wieder merke ich das Knie schon noch.

Sind Sie bis zum ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal in vier Wochen einsatzfähig?

Das kann ich noch nicht sagen. Es ist mein Ziel, aber ich will es Schritt für Schritt angehen.

Die Einheiten gerade in Chula Vista sind anstrengend. Teils zwei Stunden lang bei 30 Grad und Sonne in der Mittagshitze...

Mir macht das nichts aus. Ich habe schon unter ganz anderen Bedingungen trainiert. Die Verhältnisse hier sind klasse, das Wetter ist überragend. Ich freue mich auf jede Einheit.

In der vergangenen Hinrunde hat die Eintracht mit Ihnen als „Libero“ viele ihrer besten Spiele gemacht. Übernehmen Sie diese Rolle wieder?

Der Trainer hat noch nicht mit mir darüber gesprochen. Ich mag diese Position sehr, ich spiele aber auch gerne als Sechser. Da bin ich absolut flexibel.

In den USA fehlen viele wichtige Spieler, darunter auch Carlos Salcedo, der mit Ihnen und David Abraham die Dreierkette bilden könnte. Wie schwierig ist die Vorbereitung ohne solche Leistungsträger?

Wir haben genug Potenzial, auch in der Innenverteidigung. Ich habe da keine Angst. Marco Russ oder Andersson Ordonez – beide können sehr gut neben uns spielen. Auch Noel Knothe entwickelt sich gut.

Zu den Neuzugängen zählt auch Ihr Landsmann Daichi Kamada. Kannten Sie sich vorher?

Nicht persönlich, aber mir sagte sein Name natürlich etwas.

Helfen Sie ihm viel bei der Eingewöhnung? Auch als Übersetzer?

Ja, ich habe jetzt einen neuen Job (lacht). Klar, er fragt mich oft, was heißt dies und jenes auf Deutsch. Er lernt schnell. Auch auf dem Rasen. Er hat sehr großes Potenzial.

Erwarten Sie wie Niko Kovac auch eine schwere Saison?

Es kann natürlich eine sehr schwere Runde werden. Zehn bis zwölf Mannschaften können in meinen Augen absteigen. Und wir wissen noch ganz genau, wie schnell man unten drin stecken kann. Die Relegation war eine harte Zeit. Das wollen wir nicht noch mal erleben. Deshalb gehe ich optimistisch in die Saison.

Ihr Vertrag endet nach der Saison. Sie sagten, Sie wollen noch ein paar Jahre weitermachen. In Frankfurt?

Ich habe mit den Verantwortlichen noch nicht über meine Zukunft gesprochen. Ich denke derzeit sehr viel über die nächsten Jahre nach. Fakt ist: Ich möchte in Deutschland bleiben, auch für die Zeit nach meiner Karriere.

Haben Sie dafür schon Pläne?

Ich will auf jeden Fall etwas mit Fußball machen. Vielleicht meinen Trainerschein. Fußball ist mein Leben.

Apropos Trainer: Was kann ein erfahrener Spieler von Niko Kovac lernen?

Sehr, sehr viel. Ich finde es gut, dass er nicht nur an den jungen, sondern eben auch an den älteren Spielern Kritik übt. Viele denken immer: Ach, der ist schon so lange dabei, dem kann ich nichts mehr erklären. Aber auch ich will mich noch weiterentwickeln. Ich fand es super, dass er mir meinen neuen Job verpasst hat – also den als „Libero“.

Inwiefern wollen Sie diese Rolle noch verbessern?

Das kann man auf die ganze Mannschaft übertragen: Ich denke, hinten stehen wir in Ordnung. Wir haben aber in der Vorsaison einfach zu wenig Tore geschossen. Und auch ich will nach vorne mehr Akzente setzen.

Werden Sie eigentlich auch wieder so oft zur Nationalmannschaft nach Japan reisen?

Wir haben Ende August ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel gegen Australien. Wenn wir das gewinnen, fahren wir nach Russland. Ob es für das Qualifikationsspiel reicht, müssen wir sehen. Bei der WM wäre ich gerne dabei.