Mainz 05-Profi Bell: „Niveau der Jungs ist viel höher“

aus Mainz 05

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Innenverteidiger Stefan Bell bereitet sich schon zum vierten Mal mit dem FSV Mainz 05 in Grassau auf den Saisonstart vor.  Foto: Frank Heinen/rscp
© Frank Heinen/rscp

Stefan Bell spricht im Interview über die Nachwuchsspieler von heute, die nächste Bundesliga-Saison mit Mainz 05 und die Besonderheiten, die die Winter-WM in Katar mit sich bringt.

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GRASSAU. Mit 226 Bundesliga-Einsätzen ist Stefan Bell der erfahrenste Profi im Kader des FSV Mainz 05. Der Innenverteidiger quälte sich bereits durch zahlreiche Vorbereitungen und sah Jahr für Jahr Nachwuchsspieler um den Sprung in den Profi-Kader wetteifern. Im Interview erklärt der 30-Jährige, wie sich die Youngster im 05-Trainingslager präsentieren und worin sie sich von seinem 18-jährigen Ich unterscheiden.

Herr Bell, wie sind die ersten Eindrücke aus dem Trainingslager? Es ist immer sehr angenehm hier. Die Plätze sind fußläufig erreichbar – und besser als die Hälfte der Profi-Plätze in Deutschland.

In Grassau sind einige Neuzugänge dabei. Wie werden diese in die Mannschaft integriert? Natürlich gibt es einige Spieler, sich da besonders viel drum kümmern. Alexander Hack und Robin Zentner zum Beispiel schauen ein wenig mehr nach den Neuzugängen.

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Außerdem absolvieren einige Nachwuchsspieler die Vorbereitung mit den Profis. Wie ist Ihr Eindruck von denen? Die erste Woche war wirklich sehr gut. Da hatten wir richtig hohes Tempo im Training. Danach hatte ich das Gefühl, dass sie ein paar Tage körperlich etwas müde waren. Inzwischen sind wir aber alle in etwa auf dem gleichen körperlichen Niveau. Die Jungs machen das schon gut.

War einer dabei, der Sie besonders überraschte? In den ersten zwei Wochen war Kaito Mizuta richtig gut. Der ist hervorgestochen, war wirklich gut dabei. Aber auch die U19-Spieler machen das gut. Es ist schon bemerkenswert, wenn man bei einem Trainingslager mit hoher Intensität nicht abfällt. Da darf man die Erwartungen nicht zu hoch stecken.

Ist es mit 30 Jahren schwieriger als früher, eine Verbindung zu den 17- und 18-Jährigen im Team aufzubauen? Das finde ich überhaupt nicht. Die Hierarchien in der Mannschaft sind in den vergangenen zehn bis 15 Jahren viel flacher geworden. Gleichzeitig werden die Altersunterschiede kleiner. Früher hatten wir alles von 18 bis 35, jetzt bin ich mit 30 Jahren der Älteste.. Es gibt keine Probleme, wenn ich mit Ben Bobzien oder Eniss Shabani am Tisch sitze. Das ist alles viel offener und umgänglicher geworden.

Inwiefern unterscheiden sich die heutigen Nachwuchsspieler von früher? Sie sind mit Sicherheit besser ausgebildet, dadurch auch selbstbewusster und ein Stück weit fordernder. Das finde ich gut. Das Niveau der Jungs ist viel früher schon viel höher. Dadurch werden sie deutlich schneller in der Gruppe akzeptiert. Wichtig ist, im Blick zu behalten, dass Talente nicht abheben.

Kommt das oft vor? Diese Jungs gibt es sicher auch. Die Jungs aus unserem NLZ haben solche Charakterzüge aber selten. Da wird bei Mainz 05 schon in der Jugend drauf geachtet. Die Nachwuchsleistungszentren in Deutschland sind ja extrem professionell geworden, da wird viel Geld reingepumpt. Andere haben Neubauten für zig Millionen Euro gebaut. Wir in Mainz sind da etwas anders aufgestellt, verfolgen einen anderen Ansatz. Die Jungs, die sich mit ihren Familien für uns entscheiden, wählen bewusst einen anderen Weg. Die gehen eben nicht in das luxuriöseste Nachwuchsleistungszentrum, in dem die Jungs am meisten verwöhnt werden. Sondern dahin, wo es einen pädagogischen Schwerpunkt gibt und die Eigenverantwortung gefördert wird.

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Sie haben schon einige Vorbereitungen mitgemacht. Haben Sie ein Gespür dafür entwickelt, wie gut die Mannschaft harmoniert und was in der Saison möglich ist? Das ist immer schwierig zu sagen. Es hängt immer stark davon ab, was die anderen Mannschaften in der Liga machen. Wie viele schwächeln da? Wie viele haben Probleme? Wie viele Mannschaften, die eigentlich mehr Möglichkeiten haben als wir, schöpfen diese nicht aus und landen hinter uns? Das ist immer ein großer Faktor.

Mit der langen Winterpause wegen der Weltmeisterschaft in Katar wird in jedem Fall eine besondere Bundesliga-Saison. Was halten Sie davon? Natürlich sind viele Themen rund um diese Winter-WM diskutabel. Losgelöst davon finde ich es aber extrem interessant und erfrischend, dass die Saison mal ganz anders ist. Schließlich hatte man so viele Jahre lang den gleichen Rhythmus. Diese Saison ist etwas ganz anderes. Ich habe das erste Mal in meiner Karriere ab Mitte November keine Ligaspiele. Das bricht die ganze Routine total auf. Deswegen freue ich mich auf diese spezielle Saison.