Mit gegnerischen Trainerwechseln hat der FSV Mainz 05 so seine Erfahrungen. Schon häufiger kam es vor, dass neue Trainer ihr Debüt oder eines ihrer ersten Spiele gegen den...
MAINZ. Inkognito am Straßenrand hatte Martin Schmidt den Rosenmontagsumzug verfolgt. Als der Wagen mit seinen Spielern durch war, machte sich der Trainer des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 auf den Weg in sein Büro. Der Schweizer hatte sich für Arbeit statt Fastnacht entschieden – und das aus gutem Grund. Als Schmidt am Bruchweg ankam, war kurz zuvor bekannt geworden, dass Andries Jonker neuer Trainer beim VfL Wolfsburg wird. Sein erstes Spiel bestreitet der neue Mann an der Seitenlinie, der bereits bis 2014 Co-Trainer der Wölfe war, am Samstag (15.30 Uhr) in Mainz.
„Wir kennen das, dass man mit einem neuen Trainer zu tun hat“, sagte Schmidt am Dienstag nach der ersten Trainingseinheit der Woche. Auch Alexander Nouri feierte im vergangenen September sein Debüt als Bremen-Trainer mit einem Spiel gegen Mainz. Ein weiteres Debüt gegen die 05er als Bremer Coach erlebte auch Viktor Skripnik 2014. Pal Dardai saß 2015 gegen Mainz ebenfalls zum ersten Mal als Hertha-Trainer auf der Bank. Und Julian Nagelsmann feierte 2016 immerhin sein Heimdebüt mit der TSG Hoffenheim gegen die Rheinhessen. „Ein neuer Trainer bringt immer einen neuen Impuls. Das hat man auch beim Spiel von Leicester gegen Liverpool gesehen“, zog Martin Schmidt den Vergleich zur Premier League. Dort hatte der abstiegsbedrohte englische Meister das erste Spiel nach der Entlassung von Claudio Ranieri gewonnen.
Immer wieder trifft es beim Trainerdebüt die 05er
Warum es immer wieder die Mainzer nach einem Trainerwechsel trifft, dafür hat Schmidt so eine Vermutung. „Vor einem Spiel gegen die Bayern macht man es nicht, damit der neue Trainer nicht mit einer Niederlage startet“, sagt der Schweizer. Die 05er fallen wohl eher in die Kategorie „machbarer Gegner“ – und haben sich zuletzt auch immer wieder gerne als Aufbaugegner für kriselnde Teams hervorgetan.
Für Martin Schmidt und sein Trainerteam bedeutet der Wechsel in Wolfsburg nun eine Menge Arbeit. Die vergangenen drei Partien hatten die Mainzer analysiert, bei der 1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen am vergangenen Freitag war B-Junioren Trainer Bo Svensson als Beobachter in der Volkswagen-Arena. „Die Analyse können wir in die Tonne kloppen“, sagte Schmidt, der von Valérien Ismaëls Entlassung überrascht wurde. „Die letzten drei Spiele waren sehr gut, vor allem die zweite Halbzeit in Hoffenheim“, sagte der Schweizer.
Der gegen sein Gegenüber vom kommenden Samstag übrigens eine positive Bilanz hat. Als Andries Jonker im Sommer 2011 die zweite Mannschaft beim FC Bayern übernahm, testete die Mainzer U 23 mit Martin Schmidt an der Seitenlinie gegen die Münchner – und gewann. Das Material von damals sei für eine Analyse zwar nicht mehr zu gebrauchen, doch aktuelle Bilder des Niederländers gibt es von dessen Auftritten mit der U 19 des FC Arsenal in der Uefa Youth League. „Er hat eine klare Philosophie“, sagt Schmidt, der Ähnlichkeiten zur van-Gaalschen Ballbesitz-Schule sieht.
Unabhängig von den Ideen, die der 54-jährige Jonker in der kurzen Zeit bis Samstag einbringen kann, will Schmidt den Fokus auf die einzelnen Wolfsburger Spieler und ihre Stärken, vor allem auf die Stärken seiner eigenen Mannschaft richten. Und damit fing er am Dienstagvormittag pünktlich an. Auch die Spieler, die beim Rosenmontagsumzug auf dem Wagen und der Straße dabei gewesen waren, kamen unbeschadet zur Arbeit zurück. „Und sie sahen heute alle überraschend gut aus“, grinste Schmidt.