Mainz 05 im Visier von Corona-Maßnahmenkritikern

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Wegen einer Maskenpflicht für Einlaufkinder steht Mainz 05 in der Kritik von Corona-Maßnahmenkritikern. Foto: Lukas Görlach
© Lukas Görlach

Der FSV Mainz 05 erntet im Internet Kritik, weil Einlaufkinder im Heimspiel gegen Berlin eine Maske tragen. Der Fußball-Bundesligist rechtfertigt dieses Vorgehen.

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MAINZ. Der Aufschrei im Internet – vor allem im Sozialen Netzwerk Twitter – ist groß. Beim 0:0 im Heimspiel des FSV Mainz 05 gegen Union Berlin mussten die Einlaufkinder in der Mewa-Arena Masken tragen. Eine Regel, die der Fußball-Bundeligist auch auf seiner Homepage verkündet. Dort ist zu lesen „Alle Kinder müssen eine Maske (medizinische oder FFP2) tragen, sobald sie das Untergeschoss betreten. Die Maske darf auch zum Einlaufen nicht abgenommen werden“. Es ist unter anderem dieser Auszug inklusive des dazugehörigen Fotos eines Heimspiels aus der Saisonvorbereitung, der im Internet die Runde macht.

Los geht es am Montagnachmittag, als ein Nutzer mit dem Namen „Franz Branntwein“ einen Beitrag zu einem Foto der einlaufenden Fußballer aus Mainz und Berlin verfasst. Wie in der Bundesliga üblich halten die Spieler Kinder an der Hand. Der Twitter-Nutzer schreibt „Mainz, 30 Grad im Schatten. Es ist so widerlich!“ – womit er sich offensichtlich auf die Maske tragenden Einlaufkinder bezieht. Der Beitrag hat mittlerweile über 4100 „Gefällt-mir-Angaben“ erhalten. Der Beitrag spricht bei Twitter ein bestimmtes Klientel an, das die 05er schnell als Zielscheibe ausgemacht hat. Von „Kindesmisshandlung“, „Propaganda“ und „Marionetten“ ist unter anderem die Rede. Die Mainzer sind ins Zielfeuer der Querdenker und Corona-Leugner geraten.

Weiter geht es kurze Zeit später, als „Prof. Freedom“ zu dem Foto mit 05-Spielern und Maske tragenden Kindern von der Internetseite des FSV schreibt: „Hallo 1. FSV Mainz, könnt ihr das bitte erklären?“ Bis Dienstagmittag erzielt der Beitrag des Nutzers, der selbst über 48.000 Follower hat, über 3600 „Gefällt-mir-Angaben“.

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Weitere reichweitenstarke Accounts steigen ebenfalls in die Diskussion ein. Der frühere Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, Friedrich Pürner, der aufgrund seiner Kritik an den Corona-Regeln in Bayern versetzt wurde, schreibt an seine über 76.000 Follower und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: „Ich bitte um eine evidenzbasierte Begründung, Karl Lauterbach. Oder finden Sie das fachlich in Ordnung? Wenn ja, dann bitte Begründung. Gerne hier. Falls Sie das ebenso schäbig finden, könnten Sie sich mit einem Tweet dazu äußern. Wie wäre das? Den Kindern zuliebe.“ Die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder teilt den Beitrag von „Prof. Freedom“ und schreibt dazu: „Lieber FSV Mainz 05, das würde mich auch mal interessieren!“ Schröder folgen auf Twitter über 63.000 Personen. Schröders Beitrag wird unter anderem vom CDU-Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel geteilt, der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit verteilt dafür ein Herzchen. Nun sind die Mainzer in den Kreisen derer angekommen, die die Corona-Regeln zumindest kritisch sehen.

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Doch was sagt der Verein selbst dazu? Pressesprecherin Silke Bannick erklärt auf Anfrage, dass in der Mixed Zone, also dem Bereich in den Katakomben des Stadions unmittelbar vor dem Spielfeld, alle diejenigen eine Maske tragen müssen, die nicht Teil der Mannschafts-Bubble – zu der Spieler und der direkte Staff gehören – sind. Vereinsmitarbeiter, Journalisten und eben Einlaufkinder müssten also einen Mund-Nase-Schutz tragen. „Das ist ein sehr enger Raum, in dem man ohne Abstand zusammensteht“, erklärt Bannick. Zudem würden Spieler und Einlaufkinder auch eine gewisse Zeit in der Mixed Zone warten, bis es dann aufs Spielfeld gehe. Auf dem Feld würden die Kinder nur noch eine kurze Zeit mit den Spielern stehen. „Die Einlaufkinder werden vorher über die Maskenpflicht informiert. Alle waren einverstanden, niemand hat sich daran gestört. Die hatten einen tollen Nachmittag“, so Bannick weiter.

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Zwar gebe es kein Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mehr, das eine Maskenpflicht für Einlaufkinder vorsehe. Doch der Hygienebeauftrage des FSV Mainz 05 habe das im Rahmen des Konzepts der Mainzer vorgegeben. „Wir wollten die Einlaufkinder unbedingt zurückholen. Wir hatten während der Pandemie lange Zeit keine dabei“, erklärt Bannick. Doch nun gehe es darum, alle Beteiligten bestmöglich zu schützen. „Niemand soll sich in der Mixedzone anstecken“, sagt Bannick, die zudem daran erinnert, dass die Mainzer in der vergangenen Saison gleich mehrfach Coronafälle in der Mannschaft hatten. „Die Pandemie ist nicht vorbei“, sagt die Pressesprecherin, die mit einem weiteren Gerücht aufräumt, das in den Beiträgen der Corona-Leugner zu lesen ist: „Biontech ist nicht Hauptsponsor von Mainz 05.“ Bei der im Internet verbreiteten Meldung des SWR habe es sich damals um einen Aprilscherz gehandelt.

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