Mainz 05 steht vor seinem ersten Heimspiel unter Corona-Bedingungen. Durch „Maloche“ sollen die Spieler die höchste Liga-Pleite aller Zeiten wettmachen.
MAINZ. Die Umgebung ist die gewohnte. Und deshalb ist das erste Heimspiel des 1. FSV Mainz 05 nach dem Bundesliga-Re-Start am Sonntag (15.30 Uhr) in der Opel Arena gegen RB Leipzig für Achim Beierlorzer auch ein richtiges Heimspiel. „Es ist extrem schade, dass es ohne Fans stattfindet“, betont der 05-Coach allerdings. Dass sich sein Team auch für Spiele ohne Zuschauer ordentlich motivieren kann, daran lässt Beierlorzer allerdings keine Zweifel.
Nicht zuletzt hat das auch die die Leistung beim jüngsten 2:2 in Köln gezeigt. Nach aufgeholtem 0:2-Rückstand und dem engagierten Auftritt beim FC spürte Beierlorzer unter der Woche eine „positive Energie“ im Team. Dass weiterhin 28 Mann (inklusive des jüngst gesperrten Jean-Philippe Mateta) fit und einsatzbereit sind, trägt seinen Teil dazu bei. Auch wegen Corona fällt bei den 05ern bislang niemand aus. Der jüngste Test am Mittwoch brachte wie alle Tests bislang negative Ergebnisse hervor. Der letzte Corona-Test des Teams wird am Samstagmorgen erfolgen. Angst vor Infektionen habe aber derzeit niemand, beharrt Coach Beierlorzer. „Bei aktuell 26 Neuinfizierten am Tag in Rheinland-Pfalz sind wir zuversichtlich, dass wir da nicht dabei sind“, sagt der Coach. Zumal seine Spieler, auch wenn sie nun seit Sonntag wieder daheim sein dürfen, weiterhin verantwortungsbewusst mit der Situation umgingen.
Und so hat der Trainer die Qual der Wahl. „Es geht um Plätze in der Startelf und Kaderplätze“, nimmt Beierlorzer große Leistungsbereitschaft wahr. Diese stimmt ihn wiederum positiv, dass die 05er im Saisonendspurt nun endlich die ersehnte Konstanz in ihr Spiel bekommen.
Inhaltlich ist das Hinspiel kein Thema mehr
Im Abstiegskampf könnten die 05er durch einen Dreier gegen RB „Wahnsinnsschritt“ machen, sagt Beierlorzer. „Wir sind uns aber auch bewusst, dass das eine ganz schwere Aufgabe wird“, betont der Coach. Immerhin sind die Leipziger das dritttorgefährlichste Team der Liga und aktuell Tabellenvierter. Und auch das 0:8, der höchsten Niederlage in der Mainzer Bundesliga-Geschichte, ist natürlich noch im Bewusstsein aller Mainzer Fans. Inhaltlich befassten sich die 05er mit dem Hinspiel nicht mehr, sagt der Trainer. „Wir werden keine Szenen aus diesem Spiel zeigen. Ich weiß aber, dass die Spieler das so nicht stehen lassen und das wieder geraderücken wollen.“
Vor einer Woche hatte der SC Freiburg RB beim 1:1 einen Punkt abgetrotzt. „Wir werden Freiburg jetzt aber nicht imitieren“, sagt Beierlorzer. „Wir müssen bei uns bleiben.“ Was das heißt? „Maloche“, nennt Beierlorzer das Zauberwort. Er fordert, dass alle gegen den Ball arbeiten. „Da darf sich niemand rausnehmen.“
Thema Startelf: Beierlorzer lässt sich nicht in die Karten schauen
Wer malochen darf, bleibt sein Geheimnis. In Sachen Aufstellung lässt sich Beierlorzer überhaupt nicht in die Karten schauen. „Der Gegner hört mit“, sagt er schmunzelnd und lässt dementsprechend viele Fragen offen: Ob Mateta direkt in die Startelf zurückkehrt? Ob Taiwo Awoniyi nach seinem ersten Tor erneut zum Zug kommt? Ob der Trainer gegen die offensivstarken Sachsen mit drei Innenverteidigern und womöglich wieder mit Jeffrey Bruma verteidigen lässt? Beierlorzer verrät es nicht.
Während die Spieler auf dem Platz ackern, laufen Im Hintergrund die Vorbereitungen auf das erste Heimspiel unter Corona-Bedingungen schon seit Längerem. Die Ersatzbänke wurden vergrößert, um die Abstände zu wahren, berichtet Sportvorstand Rouven Schröder, der übrigens erneut selbst nicht darauf Platz nehmen wird. Außerdem wurde in dieser Woche „fleißig desinfiziert“, gibt Schröder Einblicke. Die offizielle „Abnahme“ der Opel Arena sei bereits geschehen.
Keine Fanaktion geplant
Eine Fanaktion, à la Mönchengladbach mit Pappaufstellern der Anhänger in Mönchengladbach oder Trikots und Maskottchen auf den Sitzschalen wie in Köln, wird es am Sonntag in der Opel Arena indes nicht geben, berichtet Schröder. Vonseiten der Anhänge sei so etwas nicht geplant. „Wir nehmen das respektvoll zu Kenntnis.“
Auch eine Aktion der Spieler wie in Dortmund vor einer Woche ist nicht in Planung. Die Borussen hatten nach dem Sieg im Revierderby gegen Schalke eine Laola-Welle vor der leeren Südtribüne gestartet. „Das war eine schöne Szene der Dortmunder“, sagt Sportvorstand Schröder, der aber auch deutlich macht: Eine Humba vor der Stehplatz-Tribüne sollte man nicht planen, sonst wäre es nicht authentisch. „So etwas kommt aus dem Kern der Mannschaft heraus, und wenn die Mannschaft das so fühlt, wäre das eine schöne Geste.“ Für diese bräuchte es allerdings ja auch erst mal ein Erfolgserlebnis gegen Leipzig.
Von Nils Salecker