
Ein Elfmeter von Ludovic Ajorque reicht dem Bundesligisten zum Weiterkommen. Im Saarland gab es strittige Entscheidungen, Wechselgerüchte - und eine unglaubliche Szene am Ende.
Elversberg. Dank eines Elfmeters von Ludovic Ajorque hat Fußball-Bundesligist Mainz 05 die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Die französische Sturmkante verwandelte in der 72. Minute eiskalt zum 1:0-Siegtreffer bei Zweitligist SV Elversberg, zeigte danach vor den mehr als 2500 mitgereisten Mainzern unter den 8561 Zuschauern seinen Superhelden-Jubel mit dem doppelten L-Zeichen vor den Augen. Vorausgegangen war dem Strafstoß ein hartes Einsteigen von Elversberg-Spieler Manuel Feil, der den durchgestarteten Anthony Caci resolut attackierte, dabei erst den Ball und dann den Franzosen erwischte, der später ausgewechselt wurde. Riesiges Glück hatte der Bundesligist in der 89. Minute, als der eingewechselte SVE-Stürmer Paul Stock erst den Pfosten traf, den Ball dann am leeren Tor vorbeisetzte und sich ungläubig die Haare raufte. Eine unfassbare Szene.
Dennoch: Der Sieg war verdient, weil Mainz das Spiel lange dominierte, viele Chancen vergab. Seine eigenen Gesetze hatte der DFB-Pokal so nur vor dem Spiel – zumindest personell. Mainz-05-Trainer Bo Svensson, der das Elversberg-Spiel wegen seiner Rotsperre beim 0:4 gegen den FC Bayern im Februar ohnehin nur von der Tribüne hätte verfolgen dürfen, fehlte im Saarland komplett wegen eines Magen-Darm-Infekts. Ihn ersetzte an der Seitenlinie Babak Keyhanfar. Stürmer Delano Burgzorg fehlte dagegen im Kader, weil er für Verhandlungen mit einem anderen Verein freigestellt war. Nach AZ-Informationen peilen die Mainzer eine Leihe des 24-jährigen Angreifers an, der sich in der Vorbereitung nicht für ausreichend Bundesliga-Spielminuten empfehlen konnte, wegen seiner Schnelligkeit aber nach wie vor geschätzt wird. Auch auf Alexander Hack verzichteten die Mainzer, der Abwehrspieler steht ebenfalls vor einem Wechsel.
Mainz-05-Stürmer Ajorque ärgert sich über Abseitstor
Die angeschlagenen Verteidiger Andreas Hanche-Olsen (Sprunggelenk) und Maxim Leitsch (muskuläre Probleme) wurden wiederum nicht rechtzeitig fit. Daher rückte Dominik Kohr in der Abwehr-Dreierkette zwischen Stefan Bell und Edimilson Fernandes, während vor ihm Leandro Barreiro und Anton Stach die Mittelfeld-Schaltzentrale bildeten. Mit der Aggressivität im Zentrum dominierte Mainz 05 früh das Pokalspiel beim Zweitligisten, entwickelte vielseitig Gefahr. Mit langen Bällen in die Spitze, aber auch mit Kombinationen über die Außenbahnen und Distanzschüsse. Den ersten gefährlichen Abschluss auf das Elversberg-Tor entfachten aber die Platzherren selbst. SVE-Kapitän Kevin Conrad fälschte eine Flanke von Anthony Caci unglücklich ab, Torwart Nicolas Kristof fischte den Ball gerade noch aus dem bedrohten Eck (8.). Der Schlussmann war auch hellwach, als er Minuten später einen Kopfball von Karim Onisiwo an den Pfosten lenkte (19.).
Mainz drückte, traf aber nicht. Und die Platzherren? Sie sorgten fast für die typische DFB-Pokal-Dynamik, bei der ein Favorit seine Chancen vergibt und der Außenseiter jubelt. Was diesem beim besten Gegenangriff verwehrt blieb, weil SVE-Offensivspieler Jannik Rochelt der Ball versprang (22.). Der Angreifer ärgerte sich – genauso wie Mainz-05-Sturmkante Ludovic Ajorque kurz vor dem Halbzeitpfiff. Der Franzose traf ins lange Eck zur vermeintlichen Führung, der Schiedsrichter entschied auf Abseits, Ajorque wedelte kopfschüttelnd mit dem Zeigefinger. Die Fernsehbilder bestätigten die Meinung des Mainzers.
Elfmeter bringt Mainz 05 in Führung
Ein weiterer Aufreger – eine mit dem Arm abgewehrte Großchance von Jae-sung Lee im Elversberger Strafraum (56.) – bei der die Entscheidung zumindest strittig war, keinen Strafstoß zu pfeifen. Die Szene leitete weitere Chancen für Mainz ein. Die beste Möglichkeit: Ein Kopfball von Stefan Bell, den der bärenstarke Torwart Konrad aus dem Winkel fischte (61.). Mainz vergab, verzweifelte aber nicht. Der Knoten platzte, als Ajorque den umstrittenen Elfmeter verwandelte, um den sich die Mainzer möglicherweise sorgen müssen. Bei seiner Auswechslung war dem Linksverteidiger der Schmerz noch anzumerken, für den es im Kader noch keinen adäquaten Ersatz gibt.
Weitere Schockmomente sollten folgen, ehe der Sieg eingetütet war: Erst reklamierte Manuel Feil nach einem harten Mainzer Einsteigen Elfmeter, sah für Meckern aber Gelb-Rot und ein Co-Trainer Rot. Und dann war da noch die unglaubliche Szene des eingewechselten Paul Stock (89.), der erst an den Pfosten traf, den Abpraller nur noch ins verwaiste Tor schießen musste, als Robin Zentner schon am Boden lag - und ihn daneben setzte. Kurz danach war Schluss. Durchatmen bei Mainz 05. Die zweite Runde ist erreicht.