Als die Frankfurter Spieler diese Woche nach einer Einheiten in Chula Vista rumalberten, so wie junge Männer das manchmal tun, ihre Oberarme anspannten, mit Scherzen vor den...
CHULA VISTA. Als die Frankfurter Spieler diese Woche nach einer Einheiten in Chula Vista rumalberten, so wie junge Männer das manchmal tun, ihre Oberarme anspannten, mit Scherzen vor den Kameras posierten, war einer mittendrin. Bastian Oczipka. Der Linksverteidiger war über Jahre hinweg einer, der ein hohes Standing im Team der Eintracht hatte. Sportlich. Und eben menschlich. Das zeigten auch die Reaktionen der künftigen Ex-Kollegen, als der 27-Jährige sich auf den Weg zu Schalke 04 machte. „Er ist ein super Spieler und Topmensch“, meinte Mittelfeldmann Slobodan Medojevic.
Kovac: „Haben schon einen Linksverteidiger im Auge“
Es wird eine große Herausforderung, Oczipka zu ersetzen. Als Führungsspieler. Als Identifikationsfigur. Die 4,5 Millionen Euro, die die Eintracht erhalten soll, könnten schnell wieder weg sein. Eintracht-Trainer Niko Kovac kündigt an: „Wir würden nie jemand gehen lassen, wenn wir nicht schon wen im Auge hätten.“ Erst wenn der Deal fix sei, dürfe auch Oczipka gehen. Kovac lobt zwar die Entwicklung von Taleb Tawatha, doch noch ist dieser kein Startelf-Kandidat. Die Eintracht sucht einen Linksverteidiger.
Und nicht nur den. In der halben Hintermannschaft besteht Handlungsbedarf. In der Offensive sind die Frankfurter gut aufgestellt. Mit den Spitzen Sébastien Haller, Branimir Hrgota, Luka Jovic und (bald) Alexander Meier. Der wendige Jovic kann auf dem Flügel agieren, dort hat Kovac mit Daichi Kamada, Mijat Gacinovic, Danny Blum und Marius Wolf weitere Optionen. Jonathan de Guzman kann auf den Außen wirbeln, genauso wie Marco Fabiàn, Marc Stendera und Aymen Barkok aber auch im Zentrum. Vor allem Kamada und de Guzman präsentieren sich in den USA vielversprechend. Geht Barkok zu Arsenal, könnte die Eintracht vielleicht an die zehn Millionen Euro. Es wäre bitter, erneut eines der wenigen eigenen Talente zu verlieren. Aber es würde eben Geld bringen, das benötigt wird, um die Defensive zu verstärken.
Geht auch Abraham noch von Bord?
In der Innenverteidigung zum Beispiel. Denn eigentlich ist es unsicher, so lange Carlos Salcedo fehlt, nur mit Andersson Ordonez und Marco Russ, die Nachholbedarf haben, in die ersten Spiele zu gehen. Eine Ausleihe könnte machen. Wechselt Lukas Hradecky, muss auch ein Torwart her. Makoto Hasebe gab in den Trainingsspielen oft den „Libero“, für die Sechs stehen Kovac dann nur die gelernten Gelson Fernandes und Slobodan Medojevic zur Verfügung. Der Trainer sieht auch de Guzman als Möglichkeit. Omar Mascarell kehrt frühestens in der Rückrunde zurück. Die Verantwortlichen sehen sich „weiter als vor einem Jahr“. Das hängt davon ab, ob nach Oczipka auch Hradecky, Barkok und sogar der aus Türkei umworbene David Abraham gehen. Derzeit deutet nichts auf einen Abgang des so wichtigen Argentiniers hin. Und Arbeit haben Bobic und Co. ja jetzt schon genug.
Tobias Goldbrunner (35) ist Sportchef dieser Zeitung und berichtet täglich aus dem Trainingslager der Eintracht in den USA (bis 19. Juli).