Herr Bobic, haben Sie den Abgang aus Frankfurt bereut?

aus Eintracht Frankfurt

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Seinen Ex-Clubs Eintracht Frankfurt und VfB Stuttgart immer noch sehr verbunden: Fredi Bobic.
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Der entlassene Hertha-Manager spricht im Interview über die Ex-Clubs Eintracht und VfB Stuttgart, ihr Duell im Pokal-Halbfinale und davon, dass er Heribert Bruchhagen dankbar ist.

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Trainer Adi Hütter (links) wurde von Manager Fredi Bobic (hinten) 2018 zur Eintracht geholt.
Trainer Adi Hütter (links) wurde von Manager Fredi Bobic (hinten) 2018 zur Eintracht geholt.
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Herr Bobic, Ex-Eintracht-Coach Adi Hütter hat unlängst durchblicken lassen, dass er den Abgang aus Frankfurt durchaus bereut hat. Auch Sie hatten in Frankfurt eine schöne und erfolgreiche Zeit. Bereuen Sie manchmal, dass Sie die Eintracht verlassen haben?

Es geht nicht um Bereuen, es war ein Entschluss, den ich schon viel früher gefasst habe. Trotzdem ist die Verbundenheit zur Eintracht und den handelnden Personen immer noch sehr groß. Ich freue mich immer wieder, wenn ich sie sehe. Ich freue mich, wenn sie gute Ergebnisse haben. Dass das weitergeführt wird, was begonnen worden ist. Deswegen stehen sie jetzt auch wieder im Halbfinale, was sehr schön ist.

Wenn Markus Krösche nach England geht, wäre ja ein adäquater Posten wieder frei. Ist eine Rückkehr nach Frankfurt denkbar? Oder sind die Türen da zu?

Wahnsinn, wo die alle hingehen (lacht). Ein großer Fußballer hat mal gesagt: „Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Hätten Sie mich nach meiner Zeit in Stuttgart gefragt, ob ich mal bei der Eintracht lande, hätte ich gesagt: wahrscheinlich nicht. Es passieren im Fußball dynamische Prozesse, die man nie voraussehen kann. Deswegen ist es ja so spannend. Aktuell geht es mir gut, ich freue mich, dass ich mich etwas erholen kann. Wenn du sieben Jahre in dem Geschäft warst, ist es wichtig, die Zeit für sich selbst zu nutzen. Zu reflektieren, zu erledigen, was liegengeblieben ist, auch im Privaten. Wenn Menschen auf mich zukommen, sage ich immer: „Hallo, ich bin nicht krank. Mir geht es gut. Mach dir nie Gedanken um einen Sportchef oder Trainer. Denn die fallen nicht hart.“

Was haben Sie jetzt beziehungsweise nach der Pause vor? Wie ist Ihr weiterer Karriereplan?

Es gibt keinen Plan. Ich lasse alles auf mich zukommen und bin guten Mutes, dass irgendwas Interessantes kommen wird.

Was würde Sie reizen? Bei den Bayern könnte ja demnächst auch eine Stelle vakant werden? Die Premier League wie Adi Hütter? Oder die USA?

Sicher, ich mag das Ausland, gerade auch den englischsprachigen Raum. Aber es gibt kein Must-have. Es muss passen. Es muss mit den Leuten passen, Vertrauen herrschen.

Martin Bader, früher Manager-Kollege in Nürnberg und Kaiserslautern, versucht, Football in Deutschland voranzutreiben. Wäre auch eine andere Sportart etwas für Sie?

Warum eigentlich nicht? (überlegt) Ich beobachte American Football seit 1989. Aber vielleicht bin ich da auch zu sehr Fan davon. (lacht)

Am Mittwoch spielen Ihre Ex-Vereine Stuttgart und Frankfurt im Pokal-Halbfinale gegeneinander. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Es wird ein schönes, aber auch ein sehr umkämpftes Spiel. Das Heimrecht kann ein gewisser Vorteil sein. Der VfB steckt im Abstiegskampf, kann aber in dem Spiel frei aufspielen und hat eigentlich nichts zu verlieren. Es ist eine sehr begeisterungsfähige Mannschaft, die sich vom lautstarken Publikum anstecken lässt. Aber sie hat eben wenig Erfahrung. Und das ist das große Plus der Eintracht. Sie haben die Erfahrung, viele Halbfinals und Finals gespielt und wissen, dass sie im richtigen Zeitpunkt abliefern müssen. Wir hatten in den zwei Final-Jahren mit der Eintracht in den Halbfinals gegen Gladbach und auf Schalke ebenfalls jeweils Auswärtsspiele. Damals waren wir gefühlt die Außenseiter. Beides mal haben wir gewonnen und sind ins Endspiel nach Berlin eingezogen.

Worauf wird es für die Eintracht ankommen?

Sie muss die Favoritenrolle annehmen und mit Widerständen rechnen. Für den VfB ist es ein Bonusspiel. Da können sie alles raushauen und haben nichts zu verlieren.

Der VfB hat den vierten Trainer in dieser Saison. War die Trennung von Bruno Labbadia herzlos und verfrüht?

So ist das Geschäft. Es gibt Entscheidungsträger, die besser als ich wissen, wie sich intern die Situation dargestellt hat. Der kurzfristige Erfolg ist da, sie sind ungeschlagen unter Nachfolger Sebastian Hoeneß. Das gibt ihnen recht. Am Ende ist es wichtig, dass sie in der Bundesliga überleben.

Schaffen die Stuttgarter den Klassenerhalt?

Ich bin befangen. Es ist mein Jugendclub, ich war 15 Jahre als Spieler und Funktionär hier tätig. Klar würde es mich freuen, wenn sie in der Bundesliga bleiben.

Vom Beinahe-Absteiger zum DFB-Pokal-Sieger: Fredi Bobic (vorne) feierte 2018 mit Trainer Niko Kovac (hinten) und begeisterten Fans den ersten Titelgewinn der Frankfurter Eintracht seit 1988. Zwei Jahre zuvor hatten sich die Frankfurter knapp in der Abstiegsrelegation gegen Nürnberg durchgesetzt.
Vom Beinahe-Absteiger zum DFB-Pokal-Sieger: Fredi Bobic (vorne) feierte 2018 mit Trainer Niko Kovac (hinten) und begeisterten Fans den ersten Titelgewinn der Frankfurter Eintracht seit 1988. Zwei Jahre zuvor hatten sich die Frankfurter knapp in der Abstiegsrelegation gegen Nürnberg durchgesetzt.
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Die Eintracht ist aktuell in einer kritischen Phase. Wieder mal bricht die Eintracht in der Rückrunde ein. Das kommt Ihnen bekannt vor oder?

Ja, das ist wirklich komisch…

Welche Gründe für die Krise sind denkbar? Spielen die Abwanderungsgedanken mancher Spieler eine Rolle?

Das spielt immer eine gewisse Rolle. Aber man darf nicht unterschätzen, dass sie ein schönes Programm hatten und zum Beispiel die K.o.-Runde in der Champions League erreicht haben. Das muss man auch mal würdigen. Das kostet auch bei den Jungs viel Energie. Dann gehen vielleicht ein paar Körner schon mal verloren. Ich bin mir sicher, dass sie es fürs Halbfinale noch mal reaktivieren können. Aber es ist schon erstaunlich, weil sie von ihrer Qualität eigentlich besser dastehen müssten. Sie bekommen zu viele unnötige Tore. Sie performen aktuell unter.

Wie kann man da als Manager gegensteuern?

Ich bin überzeugt, dass Markus Krösche das gut macht, der jetzt gesagt hat, es reicht mir mit den kleineren Ausreden, die man immer ein bisschen sucht. Die Mannschaft ist gefordert. Und so wie ich die Jungs kenne, alle kenne ich ja auch nicht mehr, bin ich sicher, dass sie im Endspurt noch mal alles geben.

Haben die Verantwortlichen Fehler gemacht?

Es ist immer einfach zu sagen, da wurden Fehler gemacht. Wenn sie es schaffen, wieder ins Finale zu kommen und den Pokal zu gewinnen, dann ist die Eintracht wieder europäisch dabei. Die Fans können sich nicht beschweren, dass sie keine Highlights in den letzten Jahren hatten. Deswegen sollte man auch ein bisschen dankbar sein. Andere hätten gerne diese Probleme. Man muss immer wissen, wo man herkommt.

Unter Ihnen ist die Eintracht wieder zu ungeahntem Erfolg gekommen. Auch dank eines glücklichen Händchens bei Transfers...

Das musst du haben. Und manchmal auch das Quäntchen Glück. Die Strategie war vorgegeben durch die Umstände. Der Verein hatte damals nicht viele wirtschaftliche Mittel, also mussten wir kreativ werden, Leihen machen und Spieler preiswert an uns binden. Das Schöne war, dass wir sukzessive mit dem sportlichen Erfolg organisch wachsen konnten. Wir hatten im Vorstand immer Einigkeit nach außen. Intern haben wir uns auch mal gekabbelt um die Töpfe. Das ist ganz normal. Entscheidend war Kontinuität auf den Führungspositionen und Geschlossenheit im Auftreten nach außen. Das war einer der Erfolgsgaranten. Wichtig war immer, dass wir Jungs wie Jovic, Rebic oder Haller Zeit gegeben haben.

Was trauen Sie der Eintracht in dieser Saison noch zu?

Sie haben gesagt, sie wollen alle Spiele noch gewinnen. Das ist machbar, und das ist auch ihr Anspruch.

Falls Frankfurt die Qualifikation für den Europacup verpasst, ist Trainer Glasner dann noch tragbar?

Warum nicht? Ich finde, dass er einen guten Job gemacht hat bis jetzt. Und der ist noch nicht beendet. Er hat nicht nur den Europacup geholt, sondern ließ auch lange Zeit einen guten Fußball spielen. Und die Eintracht wird nicht untergehen, wenn sie mal nicht in Europa ist.

Bei den Fans war nach der erfolgreichen Zeit am Ende selten das Vertrauen so groß wie in Sie. Was klappte in Frankfurt, was jetzt in Berlin nicht mehr so funktionierte?

Die Eintracht war ein Club, der auf sehr gesunden Füßen stand. Da bin ich Heribert Bruchhagen heute noch dankbar. Zwar wirtschaftlich sehr weit unten gegenüber der Konkurrenz, aber gesund. Vereine zu übernehmen, die über ihre Verhältnisse leben und konsolidieren müssen, von jetzt auf gleich, das ist immer schwierig. Das passt nicht mit dem Ziel, sich in Ruhe entwickeln zu können, weil immer der wirtschaftliche Druck da ist. So ist man oft am Reagieren statt am Agieren.

Die DFL beschäftigt sich mit dem Thema Investoreneinstieg. Sie hatten in Berlin einen Investor, waren im DFL-Aufsichtsrat. Wie stehen Sie zu dem Investoreneinstieg?

Ich habe das sehr befürwortet, wenn man einen klugen Plan hat. Und den gibt es. Die Geldverteilung wird das Entscheidende sein. Ich war ein Fürsprecher, dass es nicht nur in Beine, sondern vor allem in Steine geht. In den Umbau der Vereine, vor allem der Traditionsvereine, bei Themen wie Nachhaltigkeit, Infrastruktur, Digitalisierung und den Akademien. Die Fernsehverträge werden auch nicht bei jeder Ausschreibung immer besser. Die Geldmittel sollten sinnvoll genutzt werden. Es muss klar vorgegeben werden, für was das Geld ist. Wenn das gegeben ist, wird auch der Fan sagen: Das ist gut. Hier wird nicht die Liga wegverkauft, sondern es wird ein Teil einer Tochtergesellschaft monetarisiert. Das haben andere Länder uns schon voraus. Wir sind hier mal wieder die Letzten, weil wir zu viel und zu lange oberflächlich darüber diskutieren.

In der vergangenen Woche wurde die Idee von Fortuna Düsseldorf heißt diskutiert, die Fans kostenlos zu den Spielen zu lassen. Was halten Sie davon?

Ich finde das erst mal spannend. Entscheidend wird sein: Kannst Du das bezahlen und ist es umsetzbar? Dann spricht nichts dagegen. Es geht ja erst mal um drei Spiele. Ob das eine ganze Saison geht? Ob jemand bereit ist, dafür viel Geld hinzulegen? Ich weiß es nicht. Wir haben ja in der Corona-Zeit gesehen, was es bedeutet, wenn keine Zuschauer im Stadion sind. Was für Umsatzeinbußen das sind. Da geht es nicht nur um die Plätze im Stadion, sondern um alles, was sich um den Fußball dreht.

Zurück zum Pokal-Halbfinale: Sind Sie im Stadion und was tippen Sie?

Ich werde nicht da sein, habe einen länger vereinbarten Termin. Und tippen werde ich gar nicht. Beide Clubs und die Menschen dort sind mir sehr nahe. Ich hätte das Spiel gerne als Finale gehabt. Ich wünsche mir ein tolles Spiel und egal wer gewinnt: Ich werde ihm im Finale vor Ort die Daumen drücken.