Die Frankfurter Personalnöte vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg nehmen zu. Doch einen weiteren Neuzugang lehnt Eintracht-Sportvorstand Krösche ab. Er sieht Alternativen.
FRANKFURT. Gerade mal vier Bundesligaspiele und ein Champions-League-Spiel (CL) liegen hinter der Frankfurter Eintracht. Und schon beklagt Trainer Oliver Glasner Spielernot in der abwehrenden Abteilung. Mit Christopher Lenz, Almamy Touré, Sebastian Rode und den dauerverletzten Neuzugängen Jerome Onguéné und Aurelio Buta fallen gleich fünf Defensivspieler aus. „Das sind Themen, die man sich als Trainer nicht wünscht“, sagte Glasner vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen seinen ehemaligen Klub, den VfL Wolfsburg. Gerade die Häufung muskulärer Verletzungen im Frühstadium der Saison wirft Fragen auf.
Der Trainer kann keine Muster erkennen, die etwa im täglichen Trainingsbetrieb liegen. Vielmehr sieht er Zusammenhänge in der grundsätzlichen Verletzungsanfälligkeit bestimmter Spieler. Glasner ausführlich: „Chris Lenz war letztes Jahr sehr viel verletzt, dieses Jahr wieder. Almamy Toure war letztes Jahr sehr viel verletzt, und die Jahre davor auch, dieses Jahr wieder. Sebastian Rode war letztes Jahr sehr viel verletzt, dieses Jahr wieder. Jerome Onguené hat in diesem Kalenderjahr außer beim Afrikacup im Januar kein Spiel bestritten - ist verletzt. Aurelio Buta hatte einen Muskelbündelriss und eine Meniskusverletzung bei Antwerpen, war letztes Jahr verletzt, und ist jetzt immer noch verletzt.“ Das sind freilich keine Neuigkeiten, das hätten alle bei der Eintracht wissen können. Trotz aller Versuche, vorbeugend tätig zu werden, konnten die neuen Ausfälle nicht verhindert werden. Glasner: „Wir müssen uns eingestehen: Bei diesen Spielern, die letztes Jahr schon sehr viel verletzt waren, ist uns das in diesem Jahr nicht gelungen."
Chandler, Smolcic und Hasebe als Alternativen
Der Trainer und der Klub bewegen sich in Anbetracht der vielen Spiele in den nächsten Wochen, schon am Dienstag geht es in der CL nach Marseille, auf einem schmalen Grat. Die Rückkehr einer der Verletzten ist nicht absehbar, vielmehr muss der Frankfurter Coach aufpassen, bei den beiden Neuzugängen Luca Pellegrini und Junior Ebimbe nicht mit zu viel Einsätzen auch Blessuren zu riskieren. „Junior hat in drei Tagen bei uns mehr gespielt als im ganzen Jahr in Paris. Das war nicht unser Plan“, sagt Glasner, „aber es ist wie es ist“.
Der Manager versucht zu beruhigen. „Es ist ärgerlich und doof, dass wir diese Ausfälle haben“, sagt Sportvorstand Markus Krösche, „aber mit Chandler, Smolcic und Hasebe haben wir auch hinten noch immer Alternativen.“ Zudem sei es sicher nicht unmöglich, den einen oder anderen Stürmer, wie beispielsweise Ansgar Knauff oder Faride Alidou auch zum Verteidiger umzuschulen. An die Verpflichtung eines aktuell vereinslosen Spielers, die Statuten würden dies erlauben, denkt er nicht. Der ehemalige Dortmunder Dan-Axel Zagadou (23) wäre so ein Kandidat. „Das macht keinen Sinn“, sagt Krösche, „ein bislang arbeitsloser Spieler wäre nicht fit und wir könnten ihn ja auch nicht mal mehr für die Champions-League melden.“ Krösche will sich vielmehr gemeinsam mit dem Trainerteam und der medizinischen Abteilung Gedanken machen, „warum wir auf einmal so viel Muskelverletzungen haben.“
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Kurzfristige Hilfe wird die Grundlagenforschung nicht bringen, höchstens eine langfristige Entspannung. Es ist nun die Aufgabe des Trainers dafür zu sorgen, die Kräfte der Spieler einzuteilen und Lösungen zu finden. Zunächst für die brisante Partie gegen Wolfsburg, dem Duell des ehemaligen Frankfurter Trainers Niko Kovac mit dem ehemaligen Wolfsburger Trainer Glasner. „Wir werden eine gute Mannschaft auf dem Platz haben und wollen den dritten Bundesliga-Sieg in Serie feiern“, sagt Glasner selbstbewusst. Für den Abwehrnotstand gibt es zwei Lösungsansätze. Zum einen die Rückkehr zur Dreierkette, die dann mit dem bewährten Trio Tuta, Hasebe und Ndicka spielen könnte. „Das ist eine Option, die wir überdenken“, sagt Glasner. Bleibt der Eintracht-Coach bei der Viererkette, könnte die Stunde für Timmy Chandler schlagen. Er könnte rechts spielen, Kristijan Jakic wäre dann fürs Mittelfeld frei. Dort fühlt sich der kroatische Nationalspieler auch deutlich wohler.
Einfache Lösungen gibt es durch die Personalnot längst nicht mehr. Die Frankfurter Trainer müssen vorausschauend planen, mit dem Blick nicht nur aufs nächste Spiel, sondern schon auf Entwicklungen während der Begegnung gegen die „Wölfe“. Denn bleibt es dabei, dass Pellegrini wieder nur Kraft für eine Stunde hat fehlt jegliche „Eins zu eins“-Wechselmöglichkeit. Kurios: Je weiter es im Spiel der Frankfurter nach vorne geht, desto zahlreicher werden die Alternativen. In der Offensive kann Glasner mit Ansgar Knauff, Faride Alidou, Lucas Alario und Rafael Borré ein hochkarätiges Quartett nachschieben. Das Problem dort: Der eine oder andere Star könnte langsam unruhig werden, wenn er weiter nur Kurzeinsätze hat. Glasner ist im Augenblick bei seinem Personalpuzzle wirklich nicht zu beneiden.
Von Peppi Schmitt