Der Nachfolger von Fredi Bobic will sich auf dem Transfermakt vorerst eher defensiv verhalten. Zudem: „Es gibt kein einziges Angebot für einen unserer Spieler.“
FRANKFURT. Seit Dienstag ist Markus Krösche (40) offiziell Sportvorstand der Frankfurter Eintracht. Auf dem Transfermarkt will sich der Nachfolger von Fredi Bobic eher defensiv verhalten. Die ganz großen Spielereinkäufe plant er nicht, „obwohl wir finanziellen Spielraum dazu hätten.“ Der erste Blick gelte dem aktuellen Kader. „Den wollen wir zusammenhalten und nur punktuell verstärken“, sagt er. Sollte freilich einer der Stars den Klub verlassen, würde die Eintracht reagieren. „Aber bislang gibt es nicht ein einziges Angebot für einen unserer Spieler“, sagte er in einem Interview mit unserem Mitarbeiter Peppi Schmitt.
Lesen sie eigentlich jeden einzelnen Spielervertrag der aktuell 29 Spieler genau durch?
„Ich muss nicht jeden Vertrag lesen. Wir haben Mitarbeiter, die sich darum kümmern und die mir die relevanten Dinge mitteilen. Ich muss also nicht jeden einzelnen Vertrag anpacken, ich bekomme die Informationen komprimiert.“
Werden sie bei den Spielen auf der Bank oder der Tribüne sitzen? „Das ist noch nicht hundertprozentig klar. Das gehört zu den Dingen, die ich mit dem Trainer besprechen werde.“
Wird noch ein weiterer Co-Trainer verpflichtet?
„Ja, es wird noch ein weiterer Co-Trainer kommen, den sich der Trainer aussucht.“
Wird es einen Nachfolger für Manager Bruno Hübner geben?
„Mit Timmo Hardung haben wir einen neuen Leiter der Lizenzspielerabteilung, der viele Aufgaben übernimmt. Er wird direkt an der Mannschaft sein. Er wird den gesamten Bereich um die Mannschaft leiten, er ist Ansprechpartner für das Trainerteam und alle, die drumherum tätig, sind. Er hat das in Leipzig sehr gut gemacht, er ist sehr kommunikativ und sehr jung und bringt hohe Qualität mit. Dann haben wir mit Ben Manga den Direktor Profifußball, der die Scouting-Abteilung führt. Ob wir noch einen weiteren brauchen, weiß ich noch nicht genau. Ich möchte erstmal einen Eindruck gewinnen, wie die Mitarbeiter aufgestellt sind. Ich bin keiner, der Personal einstellt, um Personal einzustellen. Ich will einfach nicht viel verändern. Wenn sich aber herauskristallisiert, dass wir noch Unterstützung brauchen, werden wir es tun. Auch Christoph Preuß wird bleiben.“
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Wie groß wird der Kader sein?
„In der Regel plane ich mit 23 Spielern plus drei Talenten. Ich denke, das wird trotz der Europa-League-Teilnahme reichen. Es sind ja nur elf Plätze zu vergeben und dazu die Auswechslungen. Man muss sicher rotieren, aber nicht so extrem stark, dass alle drei Tage elf Mann ausgetauscht werden. Das konzentriert sich ja meistens auf vier, fünf Mann. Sieben, acht Spieler spielen meistens 75 Minuten, die anderen 15 Minuten teilt sich der Rest auf.“
Wird es ein Trainingslager geben? Und was ist mit Freundschaftsspielen?
„Es ist nicht geplant, aber es kann sein, dass wir schauen, ob man kurzfristig eine Lösung findet. Wir werden ja auch zeitnah in unser Profileistungszentrum einziehen und haben dann dort überragende Bedingungen. Wir werden einige Testspiele machen, wegen Corona wahrscheinlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das ist alles noch in der Planung. Über die Dörfer können wir leider nicht gehen, das ist sehr schwierig wegen der Corona-Regeln. Ich finde es sehr schade. Denn das sind gute Events, um an die Fans ranzukommen. Da müssen wir vielleicht nächstes Jahr zwei Spiele mehr machen.“
Was passiert eigentlich mit den Torhütern? Aktuell stehen ja mit Kevin Trapp, Frederik Rönnow, Diant Ramaj und Elias Bördner vier unter Vertrag.
„Der Trainer kommt Anfang der Woche aus dem Urlaub zurück, dann werden wir darüber reden. Kevin ist und bleibt natürlich die Nummer eins. Wir müssen sehen, was wir dahinter machen. Erstmal müssen wir schauen, wie Frederik Rönnow sich selbst positioniert. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir auch jungen Spielern Vertrauen schenken sollten. Und wir sind von allen unseren Torhütern überzeugt. Das ist eine Entscheidung, die der Trainer und der Torwarttrainer treffen müssen, die haben da freie Hand.“
Sie sagen, sie sind vorbereitet auf eventuelle Abgänge? Aber was passiert, wenn beispielsweise Silva am letzten Tag geht?
„Das ist nicht einfach, das gebe ich zu. Aber wir versuchen, immer Alternativen zu haben. Auf jeder Position haben wir drei, vier, fünf Spieler, wo wir glauben, dass sie Alternativen sind. Das sind aber Listen, die sich verändern können. Je weiter das Transferfenster sich dem Ende zuneigt desto komplizierter wird es.“
In diesem Zusammenhang: Was ist mit dem Interesse an Milod Rashica von Werden Bremen?
„Wir sollten uns nicht auf einen Namen konzentrieren. Allgemein muss man abwägen zwischen Vorgriff und Abwarten. Vielleicht haben wir ja auch in unserem eigenen Kader Spieler, denen wir zutrauen, einen zu ersetzen, der weggeht. Oder man holt im Vorgriff einen dazu, der auf unterschiedlichen Positionen helfen kann.“
Noch ein Versuch: Was ist mit Marc-Oliver Kempf vom VfB Stuttgart?
„Er ist sein sehr, sehr guter Spieler. Aber wir haben auch in unseren Reihen sehr, sehr gute Verteidiger. Tuta, Touré, Ilsanker, Hinteregger, Ndicka. Deshalb haben wir keinen Handlungsbedarf. Aber es gibt kein einziges Angebot. Die Fragen stellen sich nicht.“
Sehen sie Neuzugang Christopher Lenz als Abwehr- oder Mittelfeldspieler?
„Er kann beides spielen. Er ist ein sehr guter Spieler, der uns weiterhelfen wird.“
Könntet ihr auf dem Transfermarkt handeln?
„Wir hätten Spielraum. Aber wir wollen ja nicht viel verändern, sondern eher den Kader zusammenhalten und uns nur punktuell verstärken.“
Wie geht es mit den Leihspielern weiter?
„Sicher ist, dass Danny da Costa zurückkommt. Bei allen anderen muss man sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Ziel ist, dass sie sich erstmal zeigen. Bestes Beispiel ist Dejan Joveljic. 18 Tore in Wolfsberg sind schon mal eine Hausnummer.“
Was ist mit den Ärzten und Physiotherapeuten?
„Es ist nicht geplant, dass wir irgendetwas zu ändern.“
Haben sie schon mit einzelnen Spielern gesprochen?
„Ja, mit Kevin Trapp und Sebastian Rode. Die haben dann auch die Mannschaft über den neuen Trainer informiert. Ich werde jetzt nach und nach mit allen reden, ein bisschen quatschen.“
Schauen sie sich EM-Spiele live an?
„Das ist noch nicht hundertprozentig klar. Ich halte mich mit Reisen während der Pandemie ein bisschen zurück.“
Von Peppi Schmitt