Es ist vollbracht, Eintracht Frankfurt steht nach dem Sieg über West Ham United zum ersten Mal seit 1980 wieder in einem europäischen Fußball-Finale.
FRANKFURT. Ein Tor von Rafael Borré in der 26. Minute ebnete den Weg ins Finale nach Sevilla. Wenige Minuten zuvor sah West-Ham-Verteidiger Aaron Cresswell die Rote Karte wegen einer Notbremse gegen Jens Petter Hauge.
Jesper Lindström wurde nicht rechtzeitig fit für das Rückspiel gegen die Londoner. Der Däne verletzte sich vergangene Woche im Hinspiel am Oberschenkel. Er wurde von Jens Petter Hauge ersetzt. Evan Ndicka kehrte nach abgesessener Sperre zurück in die Innenverteidigung.
Nach knapp vier Minuten gab es einen Schreckmoment für die Eintracht. In einem Laufduell machte Innenverteidiger Martin Hinteregger, der gerade rechtzeitig für die Partie eine Erkältung auskuriert hatte, einen falschen Schritt und verletzte sich am inneren Oberschenkel. Der Österreicher deutete direkt an, dass er nicht weiterspielen kann. Er wurde lange behandelt, versuchte es, musste letztendlich aber vom Platz. Almamy Touré kam für ihn in die Partie (7.).
Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste aus London die präsentere Mannschaft. Sie machten vom Anpfiff an ordentlich Druck, hatten deutlich mehr Ballbesitz. Der erste gute Angriff der Frankfurter in der 17. Minute sorgte dann aber direkt für eine riesige Aufregung. Daichi Kamada schlug einen weiten Ball auf Hauge, der sich gegen Aaron Cresswell behauptete, dann aber vom Engländer zu Boden gerissen wurde. Schiedsrichter Jesus Gil Manzano zückte die Gelbe Karte, überprüfte dann aber seine Entscheidung. Denn Cresswell war letzter Mann und Hauge wäre ohne sein regelwidriges Eingreifen durch gewesen. Laut Regelwerk ist das eine Rote Karte. Zu diesem Urteil kam nach Betrachtung der TV-Bilder dann auch der Unparteiische. Die Frankfurter waren also ab der 19. Minute ein Mann mehr. Den folgenden Freistoß aus gut zwanzig Metern setzte Filip Kostic nur knapp am rechten Pfosten vorbei.
Borré eiskalt zum 1:0
Die Überzahlsituation gab den Hessen Auftrieb. In der 26. Minute spielte der eingewechselte Touré einen schönen Pass in die Tiefe auf Ansgar Knauff, der seinerseits ein Auge für den in den Strafraum eingelaufenen Rafael Borré hatte. Der Kolumbianer stand am Elfmeterpunkt völlig frei und schob eiskalt zum Frankfurter 1:0 ein.
Doch auch die „Hammers“ hatten auch noch ein Wörtchen mitzureden. Kurz vor dem Pausenpfiff kamen sie nochmal auf. Evan Ndicka verursachte halbrechts am Strafraum einen Freistoß. Eine Spezialität der Engländer. Und prompt wurde es brandgefährlich im Frankfurter Strafraum. Ndicka klärte in allerhöchster Not auf der Linie, nachdem bei der Eintracht bei der scharfen Hereingabe von West Ham die Zuteilung in der Hintermannschaft mal so gar nicht passte. Glück für die Hessen, die durch Ndickas Rettungsaktion mit der knappen 1:0-Führung in die Pause gingen, begleitet von tosendem Beifall der Frankfurter Fans, die schon weit vor Anpfiff das Stadion in einen Hexenkessel verwandelten und die Mannschaften beim Einlaufen mit einer großen Choreografie begrüßten. Einziger Haken bei all dem: Es wurde in der Nordwestkurve fast durchgängig mit Pyrotechnik gezündelt. Zwischenzeitlich brannten einige der bei der Choreo geworfenen Papierschnipsel lichterloh. Zudem wurden die West-Ham-Spieler bei Ecken und Einwürfen vor der Nordwestkurve mit Bierbechern beworfen. Ein Verhalten, das trotz aller Euphorie nicht tolerierbar ist.
West Ham kam recht stürmisch aus den Kabinen, griff früh an und versuchte, die Eintracht so unter Druck zu setzen. Das gelang nur bedingt. Zwar erspielten sich die Hausherren ihrerseits auch nicht direkt die ganz großen Torchancen, herauszuheben ist lediglich ein Distanzschuss von Borré in der 49. Minute. Jedoch hatten die Hessen in der ersten Viertelstunde nach Wiederanpfiff deutlich mehr Ballbesitz. Daraus machten sie aber herzlich wenig. Sie blieben in ihren Offensivbemühungen extrem harmlos.
Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff hatte Kapitän Sebastian Rode Feierabend. Kristijan Jakic kam für ihn in die Partie. Wenig später (82.) kamen noch Goncalo Paciencia und Ajdin Hrustic für Torschütze Borré und Hauge. Paciencia fügte sich direkt blendend ein, indem er die beste Torchance des zweiten Durchgangs beisteuerte. Nach einer Kostic-Flanke platzierte der Portugiese einen schönen Schuss aus der Drehung knapp neben das Tor.
Platzsturm der Fans nach Spielende
Im Parallelspiel gewannen die Glasgow Rangers 3:1 gegen RB Leipzig und machen damit die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel wett. Somit trifft die SGE im Finale am 18. Mai in Sevilla auf die Schotten.
Nach Schlusspfiff liefen die Frankfurter Fans direkt auf den Stadionrasen und sorgten für etwas Unruhe auf dem Feld. Die typischen Jubelszenen vor der Frankfurter Kurve gab es deshalb nicht, stattdessen war das Spielfeld komplett mit Eintracht-Fans übersät. Erst nach etwa einer halben Stunde konnte die Mannschaft zurück auf das Spielfeld, um den Finaleinzu zu feiern.
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