Im Viertelfinale der Europa League gab es zwischen der Eintracht und dem FC Barcelona ein Unentschieden. Ansgar Knauff brachte die Frankfurter mit einem Traumtor in Führung.
FRANKFURT. Die Frankfurter Eintracht hat geschafft, was ihr kaum jemand zugetraut hatte: Sie war dem FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der Europa-League ein ebenbürtiger Gegner und erreichte ein hochverdientes 1:1 (0:0)-Unentschieden. Ansgar Knauff hatte die Frankfurter in der mit 48.000 Zuschauern ausverkauften Arena in Führung gebracht, Ferran Torres den Ausgleichstreffer erzielt. „Es war eine fantastische Leistung von der Mannschaft. Was die klaren Torchancen angeht, hätten wir auch gewinnen können. Ich bin sehr zufrieden, wie diszipliniert wir gespielt haben, wie wenig wir zugelassen haben“, sagte Trainer Oliver Glasner nach der Partie.
Die letzten dreizehn Minuten mussten die Frankfurter nach einer gelb-roten Karte für Tuta mit zehn Mann überstehen. Natürlich geht Barca nun als Favorit ins Rückspiel nächste Woche, aber die Frankfurter sind im Camp Nou sicher nicht chancenlos. Bei der verdienten Ehrenrunde forderten die begeisterten Zuschauer lautstark einen Auswärtssieg. Das wird schwer, aber nicht unmöglich.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Frankfurter Trainer seine „Stammelf“ der letzten Wochen aufgestellt. Martin Hinteregger, zuletzt gesperrt, spielte für Makoto Hasebe, alle anderen Positionen blieben unverändert. Die Taktik war klar: Barca mit vielen Zweikämpfen den Spaß am Spiel nehmen und immer wieder Nadelstiche setzen. Das klappte über eine lange Zeit fast perfekt. Barcelona hatte bis zur Pause eine einzige Chance. In der dritten Minute gelang Ferran Torres ein fantastischer Weitschuss, aber Kevin Trapp eine ebenso fantastische Parade.
Die besseren Gelegenheiten hatten dann aber die Frankfurter. Die größte Djibril Sow in der 7.Minute. Nach Hereingabe von Jesper Lindström kam er zwölf Meter vor dem Tor frei zum Schuss, verzog aber knapp. Kurz zuvor war schon Ansgar Knauff im letzten Moment abgeblockt worden. Die Eintracht war im Spiel, frenetisch angefeuert von ihren Fans, die freilich wieder durch das Abbrennen von Pyro auch negativ auffielen. Das wird den Klub wieder einmal teuer zu stehen kommen.
Trainer Xavi tobt wie ein Rumpelstilzchen
Wie sehr die Eintracht die Katalanen nervte, zeigte sich in den letzten Minuten vor der Pause. Der eigentlich so ruhige Trainer Xavi tobte an Seitenlinie wie Rumpelstilzchen. Bei jedem Pfiff des Schiedsrichters empörte er sich und begann Diskussionen mit dem vierten Unparteiischen an der Seitenlinie. Dabei durfte sich Barca nicht über Srdjan Jovanovic aus Serbien beschweren. Im Zweifel pfiff er dann doch für die prominenten Gäste aus Spanien. So in der 39.Minute als er nach einer Attacke von Busquets gegen Borré bereits auf Elfmeter entschieden hatte. Nach heftigen Protesten wurde er schließlich vom Video-Schiedsrichter an den Bildschirm geschickt und nahm den Strafstoß zurück. Das war eine „fifty-fifty-Entscheidung“, Busquets hatte Ball und Gegner getroffen. Richtig ärgerlich für die Eintracht war eine gelbe Karte für Filip Kostic kurz vor der Pause. Dabei war Kostic von Ronald Aurojo angegangen worden.
Die Eintracht war zumindest gleichwertig, machte die spielerische Überlegenheit der Gäste mit großem Kampfgeist wett und versuchte die Lücken zu nutzen, die Barcelona anbot. Das gelang nicht immer, sodass manche Gelegenheiten leichtfertig vergeben wurde. Insgesamt aber stimmte bei der Eintracht so gut wie alles. Bis zur Pause hatte unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick Ter Stegen deutlich mehr zu tun als Kevin Trapp. Aber wie so oft in den letzten Wochen, gelang der Eintracht der Abschluss nicht.
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Das änderte sich nach dem Wechsel sofort. Die Eintracht hatte nun ihre beste Zeit. Und ging völlig verdient in der 48.Minute in Führung. Es war ein Treffer, der dem Spektakel angemessen war. Nach einem Eckball hatte Barca zu kurz abgewehrt. Ansgar Knauff kam 18 Meter vor dem Tor zum Schuss und traf genau in den Winkel. Da konnte Ter Stegen fliegen wie er wollte. Und nur 100 Sekunden später hatte Lindström die große Chance zum 2:0. Nach einer Hereingabe von Kostic nahm er den Ball zwölf Meter vor dem Tor direkt, verfehlte aber ganz knapp.
Eintracht schwächt sich in der Schlussphase selbst
Nach einer Stunde reagierte der Barca-Trainer. Er brachte Frankie de Jong und Ousmane Dembele. Und sofort drehte sich die Partie wieder. Dembele und De Jong bereiteten in der 66.Minute auch den Ausgleich vor. Mit einem herrlichen Doppelpass spielten sie Torres frei und der hatte wenig Mühe den Ball ins lange Eck zu passen. Nun waren die Spanier besser im Spiel, die Eintracht lief nun mehr hinterher als ihr lieb war. Trainer Glasner brachte dann Jens-Petter Hauge für den ausgepumpten Lindström.
Doch dann schwächte sich die Eintracht auch noch selbst. In der 61.Minute hatte Tuta die gelbe Karte gesehen, in der 78.Minute nach einem weiteren Foul die zweite gelbe, also Gelb-Rot. Der Brasilianer musste vom Platz, die Frankfurter mussten in Unterzahl die Schlussphase überstehen. Um die Abwehr wieder zu komplettieren schickte Glasner Almamy Touré aufs Feld. Daichi Kamada musste runter. Doch die Frankfurter stellten sich nicht nur hinten rein und verteidigten, sie versuchten auch in Unterzahl weiter nach vorne zu spielen. Doch natürlich wurde es von Minute zu Minute brenzliger. Die Mannschaft hielt Stand, Barca kam zu keiner echten Chance mehr. „Wir wollten ein gutes Ergebnis, das haben wir. Ich hatte schon vor dem Spiel das Gefühl, wir haben einer Chance. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir eine Chance haben, aufzusteigen“, so der Frankfurter Coach.
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Von Peppi Schmitt