
Bitterer Nachmittag für den FSV Mainz 05. Im letzten Heimspiel der Saison verliert das Team deutlich gegen den vom Abstieg bedrohten VfB Stuttgart. Und zwar nicht unverdient.
Mainz. Mainz 05 war auf Wiedergutmachung aus. Der Fußball-Bundesligist wollte sich nach zuletzt drei Niederlagen in Serie mit einem Sieg im letzten Heimspiel der Saison von seinen Fans verabschieden. Ein gutes Gefühl für das Saison-Finale am kommenden Samstag bei Borussia Dortmund mitnehmen. Pustekuchen. Die Rheinhessen offenbarten eklatante Defensivschwächen verloren gegen den vom Abstieg bedrohten VfB Stuttgart 1:4 (1:1). Damit sind auch die letzten Europacup-Träume beim FSV geplatzt, während Stuttgart auf einen Nicht-Abstiegsplatz springt.
Bei den 05ern kehrten die zuletzt gelbgesperrten Dominik Kohr und Leandro Barreiro zurück in die Startelf. Während sich Barreiro wie gewohnt im zentralen Mittelfeld einordnete, ersetzte Kohr den gelbgesperrten Andreas Hanche-Olsen in der defensiven Fünferkette. Aymen Barkok durfte an seinem 25. Geburtstag ebenfalls von Beginn an ran. Stürmer Ludovic Ajorque musste sich zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen. Den angeschlagenen Torwart Robin Zentner ersetzte Finn Dahmen, der sein letztes Heimspiel für die Rheinhessen bestritt. Karim Onisiwo, dessen Vertragsverlängerung bis 2026 die 05er kurz vor Spielbeginn bekanntgaben, trug in Zentners Abwesenheit die Kapitänsbinde.
Nach zuletzt drei Niederlagen und eher schläfrigen Auftritten wirkte das Team von Trainer Bo Svensson in der Anfangsphase griffiger in den Zweikämpfen. Torchancen gab es zunächst aber keine - nach vorne fehlte beiden Teams die Präzision. So spielte sich das Geschehen lange Zeit fast ausschließlich im Mittelfeld ab. Nach 23 Spielminuten stand es noch immer 0:0 nach Torschüssen. Dann fasste sich Dominik Kohr, der wegen einer leichten Fraktur im Gesicht mit Maske spielte, ein Herz. Nach einem Antritt tief aus der eigenen Hälfte heraus steckte der Trierer durch auf Onisiwo, der aus rund zehn Metern frei zum Abschluss kam. Fabian Bredlow im Stuttgarter Tor wehrte mit Mühe und Not zum Eckball ab. Diesen schlug Edimilson Fernandes in Richtung des langen Pfostens, wo erneut Onisiwo lauerte. Den Kopfball das Österreichers wehrte Gäste-Kapitän Wataru Endo zwar noch ab, Marcus Ingvartsen staubte aber ab - 1:0 (23.) für die Hausherren.
In der 29. Spielminute durfte sich 05-Keeper Dahmen erstmals auszeichnen. Nach einem Steckpass von Endo war der 25-Jährige schnell genug aus seinem Tor geeilt, um vor dem heranstürmenden Serhour Guirassy zu klären. Stuttgart kam nun besser ins Spiel - und nach einem Eckball von Hiroki Ito zu einem weiteren vielversprechenden Abschluss. Endo köpfte jedoch deutlich über das Mainzer Tor .Auf der Gegenseite war es in der 39. Spielminute erneut Onisiwo, der von Stach in Szene gesetzt wurde. Aus halblinker Position bekam der Österreicher aber nicht genügend Power hinter den Ball - Bredlow hielt problemlos. Anstatt 2:0 in Führung zu gehen, kassierte Mainz 05 noch vor der Halbzeit den Ausgleich. Den Rheinhessen flog ein eigener Eckball um die Ohren, weil die Absicherung nicht stimmte. So hängte der pfeilschnelle VfB-Offensivspieler Silas 05-Akteur Barkok ab und marschierte auf dem rechten Flügen bis tief in die Mainzer Hälfte, von wo aus er auf Guirassy querlegten. Fernandes grätschte dazwischen, der Ball landete aber genau bei Endo. Der Japaner verwertete den Ball sehenswert und bugsierte ihn unhaltbar für Dahmen zum 1:1 ins Tor (41.). Das Remis zur Pause ging durchaus in Ordnung.
Stuttgart immer wieder gefährlich bei Kontern
Nach dem Seitenwechsel liefen die 05er wieder höher an, setzten die Schwaben früh unter Druck. Was den konterstarken Stuttgartern aber in die Karten spielte. Zunächst ließ sich Mainz 05 einmal mehr nach eigenem Eckball auskontern. Diesmal vermasselte der erneut allen enteilte Silas aber den Querpass (55.). Bei einem weiteren Tempogegenstoß über Silas rettete 05-Profi Kohr in höchster Not (60.). Dass der FSV in der 64. Spielminute dann in Rückstand geriet, kam nicht von ungefähr. Guirassy setzte sich nach einem Eckstoß vom eingewechselten Chris Führich gegen da Costa und Bell durch und köpfte zum 2:1 aus Sicht des VfB Stuttgart ein.
Nicht zuletzt aufgrund einiger Auswechslungen wurde die Partie in der Folge etwas chaotisch. Wenig Spielfluss, dafür harte Zweikämpfe und ein munteres Auf und Ab. Was den Gästen zu gefallen schien. Führich setzte sich - wieder nach einem Konter - im Mainzer Strafraum gegen Bell durch und zirkelte den Ball dann zum 3:1 für den VfB ins lange Eck. (78.). Pure Ekstase bei den mitgereisten Stuttgart-Fans. Ernüchterung bei den 05ern. Die sich zumindest nicht vorwerfen lassen müssen, es nicht weiter versucht zu haben. Spätestens bei der Doppelchance von Stach und dem eingewechselten Ajorque hätte der Anschlusstreffer fallen müssen. VfB-Torwart Fabian Bredlow hielt die beiden strammen Abschlüsse klasse (83.). In der Schlussphase durfte dann auch Aaron Martin, der den Bruchweg-Club im Sommer verlassen wird, ein letztes Mal vor den Fans in der Mewa Arena mitwirken. Der Spanier musste aber mit ansehen, wie es noch bitterer wurde. Nach einem Stuttgarter Konter - wie könnte es auch anders sein - setzte sich Führich gegen Kohr durch und legte quer auf den mitgelaufenen Tanguy Coulibaly, der zum 4:1-Endstand einschob (90.+1).