Analyse: Was sich bei Eintracht Frankfurt ändern muss

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht-Torwart Kevin Trapp (links) und Verteidiger Martin Hinteregger versuchen Patrick Hermann (rechts) von Borussia Mönchengladbach zu stoppen. Foto: dpa

Eintracht Frankfurt ist das schlechteste Auswärtsteam der Liga, die letzten fünf Pflichtspiele wurden verloren. Jetzt geht es nach München. Was Adi Hütter gegen die Krise...

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FRANKFURT. Die Frankfurter Eintracht steckt in einer tiefen Krise. Das belegen die Resultate und viele Statistiken. Die letzten fünf Pflichtspiele, inklusive Europacup gegen Basel, wurden allesamt bei einem Torverhältnis von 2:16 verloren. In den letzten siebzehn Spielen, also einer kompletten halben Runde (zweimal gegen Gladbach) hat die Eintracht von möglichen 51 Punkten nur 12 (!) geholt. Mit sieben Punkten aus zwölf Spielen sind sie die schlechteste Auswärtsmannschaft. Und nun müssen die Frankfurter auch noch bei den Bayern antreten. Es ist das aussichtsloseste Spiel der Saison. Die Bilanz in München ist ein einziger Alptraum. Seit zwanzig Jahren haben die Frankfurter nicht mehr bei den Bayern gewonnen, zuletzt am 18. November 2000. In den letzten zehn Jahren gab es zehn Niederlagen in der Allianz-Arena bei einem Torverhältnis von 4:33. Das ist erschreckend und lässt keinen Spielraum auch nur für den Hauch von Hoffnung. Für die Eintracht könnte nur eines sprechen: Es sind keine Zuschauer im Stadion, vielleicht wiegt die Auswärtsschwäche und das München-Trauma da nicht ganz so schwer. Was kann der Frankfurter Trainer Adi Hütter also nun in dieser Woche machen, um das Schlimmste zu vermeiden? Was muss er tun, um die Eintracht aus dem direkten Abstiegskampf rauszuhalten? Eine Analyse.

Schadensbegrenzung: In München wird nichts zu holen sein, siehe oben, selbst bei einer gegenüber dem letzten Samstag verbesserten Leistung. Es gilt wenigstens eine hohe Klatsche zu verhindern und dabei Kräfte zu sparen. Der Frankfurter Trainer könnte viel rotieren und mindestens drei oder vier seiner Stammkräfte, die ja zuletzt auch nicht überzeugt haben, draußen lassen. Das birgt freilich die Gefahr, dass die Mannschaft noch verunsicherter spielt als zuletzt in Dortmund, Leverkusen oder gegen Mönchengladbach und total untergeht. Die Voll-Rotation ist also ein schmaler Grat.

Konzentration auf das Wesentliche: Dennoch, das Heimspiel am nächsten Dienstag gegen den SC Freiburg ist wichtiger als die Partie bei den Bayern, vielleicht das bisher wichtigste Spiel in diesem Jahr. Nur ein Sieg gegen Freiburg würde die Lage so beruhigen, dass die Eintracht gelassen nach vorne schauen könnte. Bei einer weiteren Heimniederlage würde der Baum brennen und die Position des Trainers noch weiter geschwächt.

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Taktische Wechsel: Es führt im Grunde kein Weg mehr daran vorbei, dass Hütter zur Dreierkette in der Abwehr zurückkehrt. Vielleicht noch nicht in München, da könnte „Beton“, in welchem System auch immer, das richtige Mittel sein, aber grundsätzlich bis zum Ende der Spielzeit. Makoto Hasebe muss als einer der wenigen technisch richtig guten Fußballer einen Platz in dieser so verunsicherten und fußballerisch minderbegabten Truppe finden. Übrigens: Ob Hasebe über die Saison hinaus bleiben wird, ist offen. Die sportliche Leitung hatte sich mit dem 36 Jahre alten Japaner angeblich bereits auf einen weiteren Einjahresvertrag geeinigt, der Aufsichtsrat aber soll wegen der hohen Gehaltskosten Bedenken geäußert haben. Ausgang offen. Im Sturm sollte Hütter auf eine Doppelspitze Bas Dost/André Silva setzen. Auf jeden Fall gegen Freiburg muss dies die erste Option sein.

Personelle Wechsel: Die „Rotation“ wird kommen, auch wegen der vielen Spiele in den nächsten Wochen. Aber das ist nur die eine Seite. Der Eintracht-Trainer muss zwingend auch einigen anderen Profis eine Chance geben, sonst wird er innerhalb der Gemeinschaft unglaubwürdig. Spieler wie Almamy Touré, Evan Ndicka oder Djibril Sow waren in den letzten Spielen vor der Coronapause und beim Neustart danach so schwach, dass es sich eigentlich verbietet, weiter dauerhaft an ihnen festzuhalten. Danny da Costa, Timothy Chandler und Mijat Gacinovic wären erste Anwärter auf Plätze im Team. Ob es freilich die wahre Freude wäre, ausgerechnet bei den Bayern eine Bewährungschance zu erhalten, steht auf einem anderen Blatt.

Wechsel der Ansprache: Hütter gilt als sehr kommunikativ, stellt sich immer vor seine Spieler. „Draufhauen bringt nichts“, hat er nach dem spielerischen Debakel gegen Gladbach gesagt. Das mag sogar stimmen, aber dem einen oder anderen Spieler würde ein wenig Druck, auch öffentlicher Druck, sicher gut tun. Mit Schönreden jedenfalls ist diese Mannschaft in den letzten Monaten nicht wirklich weitergekommen.

Von Peppi Schmitt