Der Abstiegskampf der Frankfurter Eintracht geht auch nach der Corona-Pause weiter. Nach der 1:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach steht Trainer Hütter unter Druck.
FRANKFURT. Irgendwann bei den vielen Interviews nach dem Neustart ist Adi Hütter ein entlarvender Satz rausgerutscht. „Die Gegentore haben nichts mit der Coronapause zu tun“, sagte der Frankfurter Trainer nach der 1:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach, „wir waren einfach zwei Mal nicht konsequent genug.“ Das trifft es genau und malt im Grunde eine düsterte sportliche Zukunft für die Eintracht.
Denn die Leistung hat sich nicht geändert, nicht verbessert gegenüber den Spielen vor der Pause vor zwei Monaten. Die Schwächen waren so offenkundig wie damals und das macht die Situation so gefährlich für die Frankfurter. „Ich glaube, wir sind in einer ähnlichen Situation wie am Ende der Hinrunde“, sagte Torhüter Kevin Trapp, „jeder kann die Tabelle lesen.“ Heißt im Klartext: Die Frankfurter stehen am Rande der Abstiegszone und das Auswärtsspiel nächste Woche bei den Bayern verspricht keine kurzfristige Hilfe. „Ich mache mir keine Sorgen, ich mache mir Gedanken“, versucht der Frankfurter Trainer die Nerven zu behalten.
Doch Hütter muss und wird seine personellen Entscheidungen nach einer solchen Leistung natürlich hinterfragen und er muss aufpassen, bei allem Verständnis für seine Spieler, bei allen Einschränkungen, die durch die mangelhafte Vorbereitung sicher zutreffen, nicht vieles zu schön zu sehen. Ein paar Defizite sind so offensichtlich, dass sie mit der Pause zu erklären wären. Dazu gehört die mangelnde Verteidigungsfähigkeit der Mannschaft. Es ist ja geradezu einen Gegentorflut, die über diese Mannschaft in den letzten Spielen hereingebrochen ist. 0:4 in Dortmund, 0:4 in Leverkusen, 0:3 gegen Basel, 1:3 gegen Gladbach, das ist schlicht zu viel. Die kurzfristige Besserung zu Beginn des Jahres, vor allem herbeigeführt durch die Systemveränderung in der Abwehr, ist längst verpufft. Schlimmer noch, sie hat sich ins Gegenteil verkehrt. Die Viererkette sollte mehr Stabilität bringen, aber objektiv gesehen bringt sie genau das nicht.
„Die Tabelle lügt nicht.“
Wenn Hütter schon so defensiv aufstellt wie gegen Mönchengladbach, mit einer Vierer-Abwehr und den drei eher defensiven Mittelfeldspielern Sebastian Rode, Stefan Ilsanker und Djibril Sow, dann muss die Mannschaft auch defensiv spielen. Doch Personal und System haben wieder einmal nicht zusammengepasst. Wenn der Trainer weiter auf Almamy Touré, Evan Ndicka und Djbril Sow vertraut, was ihm natürlich zugestanden werden muss, weil er die Spieler im Training im Vergleich zu den Konkurrenten sieht und gesehen hat, dann müssen diese Spieler irgendwann dieses Vertrauen auch rechtfertigen. Ndicka gelingt das ab und zu, Sow sehr, sehr selten und Touré eigentlich nie. Der Trainer rechtfertigte die Aufstellung mit der „Offensiv-Power“ der Borussia, mit Plea, mit Thuram und Embolo. Doch seine Abwehr konnte diesen Ansatz nicht umsetzen.
Wenn der Frankfurter Trainer laut eigener Aussage „viele Sachen gesehen hat, die gepasst haben“, ist das dem Versuch geschuldet, nicht den Stab über die Mannschaft zu brechen. „Ich bin keiner der draufhaut, das macht keinen Sinn“, sagt er. Da hat er Recht und das ist auch eine Stärke dieses Trainers. Dennoch: Gepasst hat nicht wirklich viel. Die abwehrende Abteilung war in ihrer Gesamtheit völlig überfordert, Möchengladbach hat drei Tore geschossen und hätte noch drei, vier oder fünf weitere schießen können. Erinnert sei nur an den Pfostenschuss von Plea oder die Slapstick-Chance von Jonas Hoffmann.
Und die angreifende Abteilung der Frankfurter hat keineswegs „bis auf den letzten Pass“, so Hütter, ordentlich gespielt. Das war jedenfalls von der Tribüne nicht zu erkennen. Die Eintracht ist nur höchst selten in die Nähe des Strafraums gekommen und hatte kaum Chancen. Ein Freistoß in der ersten Halbzeit von Filip Kostic, eine „Halbchance“ von Kamada in der ersten und eine in der zweiten, viel mehr war nicht. In jedem Fall war es zu wenig. Das Schlusswort sollte Fredi Bobic gehören. „Die Tabelle lügt nicht, wir sind zwar noch nicht im ganz großen Schlamassel, aber wir sind jetzt mittendrin“, sagt der Sportvorstand der Eintracht zum Abstiegskampf, „wir müssen dafür gewappnet sein“. Genau dies scheint die Mannschaft nicht zu sein.
Von Peppi Schmitt