Der SV Mittershausen verliert sein Kerwe-Heimspiel mit 0:14 gegen den FC Starkenburgia Heppenheim II. Mit 64 Jahren ist Vorsitzender Klaus Bitsch nicht der Senior der Mannschaft.
MITTERSHAUSEN. Im Januar 2016 hatte die Stadt Heppenheim ihren Sportentwicklungsplan vorgestellt. Der sah für den Sportplatz in Mittershausen vor, natürlich nach einer Bedarfsprüfung, den Hart- in einen Kunstrasenplatz zu verwandeln. Baubeginn: 2025. Besteht Bedarf? Von einem eigenen Kunstrasen spricht beim SV Mittershausen-Scheuerberg derzeit niemand. Der Verein hat andere Sorgen.
Im Sommer 2022 beendete der SVM seine fußballerische Zwangspause, meldete nach zwei Jahren wieder eine Mannschaft, die sich seither in der D-Liga müht. Immerhin sieben Punkte erspielten die Mittershäuser in der vergangenen Runde. Aktuell stehen sie bei null. Die Probleme sind nicht nur sportlich die gleichen wie beim Rückzug 2020: Es mangelt an Personal.
Samstag, kurz vor 15 Uhr. Die Sonne steht hoch am Himmel, der Ascheplatz ist staubtrocken. Das Kerwe-Heimspiel steht an. Zu Gast ist der FC Starkenburgia Heppenheim II. Auf dem Spielberichtsbogen hat Spielertrainer Daniel Nagel 16 Namen notiert. Doch nicht alle können. Klaus Bitsch kann. "Ich hab' schon zehnmal aufgehört", schmunzelt der 64-Jährige, inzwischen wieder Vereinsvorsitzender. Die Personalknappheit zwingt ihn ständig ins Trikot. Mit 64 ist Bitsch aber nicht der Senior der Mannschaft. Peter Giesing, die Nummer 17, wird bald 74. Am Samstag blieb ihm die Rolle des Schiedsrichter-Assistenten: "Wir sind 13 Mann, da brauche ich mich nicht umzuziehen."
Das erste Saisonspiel haben die Mittershäuser am Grünen Tisch verloren. Ein Spieler hatte sich schwer verletzt, wurde, begleitet von zwei Kameraden, ins Krankenhaus transportiert. Die Partie gegen die SG Hammelbach/Scharbach II war eine Stunde unterbrochen; die Gastgeber wollten nicht mehr weiterspielen. Das Urteil des Sportgerichts war eine 0:3-Niederlage. Kampflos mit 0:3-Wertung schenkte der SVM die Partie gegen die FSG Bensheim II her.
Rein vom Ergebnis her wäre das auch die beste Lösung für das Kerwe-Heimspiel gewesen. Doch die Mittershäuser zogen es durch, mit aller Konsequenz. Die 13 Zuschauer sahen den 0:1-Rückstand nach 15 Sekunden, das 0:8 zur Halbzeit und den 0:14-Endstand nach Toren von Tremper (4), Schauß (3), Milius (2), Kalafat (2), Krusche, Merk und Maier. SVM-Torwart Nagel hatte seine Hände an zwei Dutzend weiteren Bällen, sonst wäre auch ein 0:25 drin gewesen gegen eine Starkenburgia-Reserve, die den im Schnitt deutlich jüngeren und laufstärkeren Kader aufbot. Immerhin: Zweimal schossen die Mittershäuser selbst aufs Tor.
Hält der SVM die Runde durch? Klaus Bitsch gibt sich diplomatisch: "Wir versuchen, es durchzuziehen. Vielleicht kommen ja noch Spieler dazu." Und der Kunstrasen? Ist eventuell gar nicht nötig. Auf der roten Asche sprießt ein wenig Grün, auf der Talseite auf einigen Quadratmetern gar ein geschlossener Rasenteppich.