Organisation „Fair Play Hessen“ stellt in Fürth Kampagne vor und fordert Clubs auf, sich aktiv zu beteiligen mit Aktionen als Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Gewalt.
FÜRTH. (red). „Wir wollen vorbereitet sein und die Vereine mitnehmen.“ Auf diese einfache Formel brachte Thomas Geiß die Kampagne, die die Organisation „Fair Play Hessen“ zur Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland gestartet hat. Auftaktveranstaltung für die Kreise Bergstraße und Odenwald war nun beim SV Fürth. Mit Geiß, dem Fair-Play-Beauftragten des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV), stellte Geschäftsführer Thorsten Schenk das Projekt den Vereinsvertretern aus der Region vor.
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Fürth war die zweite Station der unter dem Motto „#2024undDu“ stehenden Hessentour. Die beiden Fair-Play-Vertreter hatten Prominenz mitgebracht, so den ehemaligen Bundesliga-Profi Hanno Balitsch und den Sport-Abteilungsleiter im Hessischen Innenministerium, Jens-Uwe Münker, die beide die Aktion unterstützen. Ihnen allen geht es vor allem darum, aus der EM ein nachhaltiges Ereignis zu machen. Die Vereine sollen partizipieren können.
Mit der Kampagne soll ein Beitrag zu einem friedvollen Fest im Geiste von Vielfalt und Fair Play geleistet, aber auch ein Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Gewalt gesetzt werden. „Wir wollen damit auch ein klare Bekenntnis zur lebhaften Demokratie abgeben“, fügte Geiß an. Diese Ziele sollen durch die Einbeziehung des immer größer werdenden Netzwerks von Fair Play Hessen erreicht werden, das inzwischen auf fast 550 Partner angewachsen ist. „75 Prozent der Vereine sind aber noch nicht dabei, und diese wollen wir noch ins Boot holen“, kündigte Geiß an.
Um den Vereinen einen Anreiz zu geben, sich an den Aktionen zu beteiligen oder selbst welche zu initiieren, können sie auf diesem Wege Punkte sammeln, die mit der Vergabe von Eintrittskarten für Spiele der EM belohnt werden. Das Innenministerium stellt Fair Play Hessen dafür 300 Karten zur Verfügung.
„Flagge zeigen für Fair Play“ ist ein Leitmotiv der Initiative. Unter diesem werden beispielsweise Straßenfußballturniere für Toleranz zusammen mit der Sportjugend Hessen organisiert. „Da kommen wir dann mit einem Soccercourt vorbei“, erklärte Schenk. Unterstützt werden auch die Aufstellung von Kinderschutzkonzepten in den Vereinen. „Wir wollen eine Kultur des Hinsehens entwickeln“, merkte Geiß an und wies auf die „Grünberger Erklärung“ hin, die der HFV-Verbandsvorstand verabschiedet hat und in der die in den vergangenen Wochen wieder verstärkt aufgetretenen Fälle von Gewalt auf den Sportplätzen verurteilt wird.
Weiteres Thema ist die Inklusion, die Beteiligung von Menschen mit Behinderung im Sport. Im Rahmen der Aktion „Nein zu Diskriminierung und Gewalt“ werden Kurzschulungen, Workshops, Mediationen und Konflikttrainings angeboten.
In die Punktewertung kommt auch die Teilnahme an einem der vielfältigen Angebote von Fair Play Hessen. Hier gibt es Workshops zu Themen wie Konfliktkompetenz im Fußball oder Fair Play am Spielfeldrand. Ein weiterer Bereich ist die Einbindung von Frauen und Mädchen im Fußball. „Wir können es uns nicht leisten, 50 Prozent der Bevölkerung auszuschließen“, sagte Geiß dazu.
Unter dem Titel „Gewalt gegen Schiedsrichter“ gibt es ein Deeskalationstraining für Schiedsrichter, das vom DFB durchgeführt wird. Ein neues Projekt haben Schenk und Geiß mit dem „Demokratie-Café“ aufgelegt. Hier können Vereine unter Moderation der Fair-Play-Hessen-Mitarbeiter zu aktuellen Themen wie Kinderrechte diskutieren.
Schenk wies auf den Fair-Play-Preis hin, für den sich die Vereine mit eigenen Aktivitäten bewerben können. Punkte kann man auch sammeln, wenn man weitere Partner für das Netzwerk wirbt oder als Ausrichter für Netzwerktreffen fungiert.
Die Kampagne soll auch bei den Hessentagen vor der EM und den Rundenbesprechungen in den Kreisen präsentiert werden, zudem können Vereine Spiele gegen die Fair-Play-Hessen-Elf buchen. Schließlich ist für 2024 ein wissenschaftlicher Kongress geplant, bei der die gesellschaftliche Funktion des Fußballs vor dem Hintergrund der EM thematisiert werden soll.
An die Präsentation schloss sich eine Diskussionsrunde an, an der neben Balitsch und Münker auch HFV-Geschäftsführer Nicolas Fink teilnahm, der in Heppenheim wohnt. Sie waren sich einig, dass solche Großereignisse wie die EM viele Kinder und Jugendliche motiviert, zum Fußballspielen in einen Verein zu gehen. Gerade angesichts der Corona-Pandemie habe der Sport hier einen besonderen Stellenwert.
Der Bergsträßer Kreisfußballwart Reiner Held war zufrieden mit dem Zuspruch, auf die die Vorstellung der Kampagne bei den hiesigen Vereinen stieß. „Das war eine sehr interessante Veranstaltung, die den Vereinen auch einmal aufgezeigt hat, welche Angebote es neben dem Platz gibt und welche Aktionen man hier auch selbst starten kann.“