Wie in alten Zeiten: Eintracht gegen Bayern als Spitzenspiel
Mit breiter Brust empfangen die Frankfurter am Samstag den Rekordmeister aus München. Und die Hütter-Elf will mehr als einen "dreckigen Sieg".
Von Peppi Schmitt
Fraglich gegen den FC Bayern München: Eintracht Frankfurts Top-Torjäger André Silva.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Es ist fast wie alten Zeiten, als die Protagonisten noch Jürgen Grabowski und Franz Beckenbauer hießen. Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München, das war schon immer ein großes Spiel. Am Samstag (15.30 Uhr), beim 100. Aufeinandertreffen (22 Siege für die Eintracht, 22 Unentschieden, 55 Siege für Bayern) in der Bundesliga, ist es ein ganz großes. Der Dritte aus Frankfurt fordert den Ersten aus München heraus. Beide haben alle ihre vier Rückrundenspiele gewonnen. Die Stürmer André Silva (18 Saisontore) und Robert Lewandowski (25) stehen an der Spitze der Torjäger. Es ist also in jeder Beziehung ein Spitzenspiel. „Die Bayern sind die weltbeste Mannschaft. Wenn es um die Wurst geht, sind sie oft da“, ordnet Niko Kovac die aktuellen Verhältnisse ein, „die Eintracht hat dennoch eine Chance, weil sie momentan sehr stabil steht."
Kovac (49) ist einer, der es wissen muss. Er hat als Trainer mit der Eintracht schon die Bayern geschlagen und mit den Bayern auch die Eintracht. Jetzt schaut das „lebenslange Mitglied“ der Eintracht ganz entspannt aus seiner beruflichen Heimat zu. Kovac trainiert die AS Monaco und trifft mit den Monegassen am Sonntag auf Spitzenreiter Paris St. Germain. Zwei Teams, die Dauergäste, die sich in der Champions-League auskennen. Genau da will auch die Eintracht hin. „Das wäre einzigartig und für die Fans sensationell“, sagte Kovac in Interviews mit verschiedenen Medien, „es gibt in dieser Saison ein Stühlerücken in der Bundesliga und darum ist eine Überraschung möglich.“
Selbstvertrauen oder gar Überheblichkeit?
Es hätte die Worte des früheren Trainers gar nicht gebraucht, um das Selbstvertrauen der Frankfurter Spieler noch weiter zu steigern. Die Frankfurter Profis sind von ihrer Qualität überzeugt. So widersprach Mittelfeldspieler Amin Younes, dass gegen die Münchner ein „dreckiger Sieg“ das Ziel sei. „Ich bin kein Fan davon und habe nichts dagegen, wenn wir guten Fußball spielen und die Bayern klar schlagen“, sagte er bei FFH. Wird da nicht leicht aus Selbstvertrauen Übermut oder gar Überheblichkeit? Dies sei nur der Fall, „wenn man sich so ein bisschen durchgewurschtelt“ hätte, sagte Younes, „aber die Mannschaft hat Qualität und deshalb ist es auch nicht verkehrt das zu sagen.“ Und zudem würden die Spieler „auf dem Boden bleiben“.
Nicht nur verbal, vor allem spielerisch wollen die Frankfurter den Dauermeister attackieren. „Wir müssen mutig spielen“, fordert Trainer Adi Hütter, „wenn wir an unsere Leistungen der letzten Wochen herankommen, dann haben wir sicher eine Chance.“ Freilich, zwischenzeitliche Schwächephasen wie zuletzt bei den Siegen in Hoffenheim und gegen Köln, sollte sich seine Mannschaft tunlichst nicht erlauben. „Wenn wir uns so verhalten wie gegen Köln oder Hoffenheim, haben sie Qualität immer ein Tor zu machen“, sagt der Frankfurter Trainer. Dabei sei es völlig unerheblich, mit welcher personellen Besetzung die gebeutelten Münchner kommen. Hütter: „Sie sind die weltbeste Mannschaft. Wenn da nun am Flügel Sané für Gnabry spielt und Goretzka ins Team zurückkehren kann, sagt das doch alles aus über ihre Qualität.“
Der Frankfurter Trainer rechnet nicht damit, von Ausfällen der Münchner zu profitieren. Zumal auch die Eintracht ausgerechnet vor dem Spitzenspiel ein paar personelle Probleme drücken. Der seit Wochen starke Djibril Sow fehlt wegen einer „Gelbsperre“, für ihn spielt Sebastian Rode. Der Einsatz vom rechten Flügelspieler Erik Durm ist wegen einer Blessur gefährdet, für ihn würde Almamy Touré ins Team kommen. Und vor allem: Top-Torjäger André Silva hat sich am Mittwoch beim Training am Rücken verletzt, konnte weder am Donnerstag noch am Freitag mit der Mannschaft tarieren. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, ob es die medizinische Abteilung schafft, den Portugiesen rechtzeitig fit zu bekommen. Fällt Silva aus, steht Luka Jovic zum ersten Mal in der Anfangself.
Das Spielsystem wird der Trainer auch gegen den Spitzenreiter nicht ändern. Und die Spielphilosophie schon gar nicht. „Ich bin überzeugt, dass wir ein sehr gutes Spiel machen“, sagt er. Die Eintracht will auch den Bayern offensiv begegnen. Rennen und kämpfen ist zudem gegen den Weltpokalsieger selbstverständlich. Hütter erwartet aber auch spielerische Akzente. „Nur laufen wird nicht reichen“, sagt er trocken, „wir brauchen sicher einen Sahnetag.“ Und dies in allen Mannschaftsteilen. Die Abwehr, zuletzt deutlich stabilisiert, steht vor einer großen Herausforderung. Dabei könnten vor allem beim Aufeinandertreffen von Abwehrchef Martin Hinteregger mit Weltfußballer Robert Lewandowski die Funken sprühen. „Das wird ein spannendes Duell und Martin freut sich richtig drauf“, sagt der Trainer, „in solchen Spielen kann er sich richtig motivieren.“ Auf einen Trumpf aber müssen der emotionale Hinteregger und seine Mannschaft verzichten. „Es ist einfach schade, dass die besten Fans der Liga fehlen“, sagt Niko Kovac.