Zur Rede gestellt: Aytac Sulu war gegen Sandhausen selten einverstanden mit Schiedsrichter Christian Dietz. Foto: Herbert Krämer
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DARMSTADT - Der eine oder andere Spieler des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 dürfte in den vergangenen Tagen so richtig schlecht geschlafen haben. Nach der 1:2-Niederlage am Freitagabend gegen den SV Sandhausen hatten Akteure und Trainer verbal derart aufeinander eingeschlagen, dass Wunden bleiben dürften. Es sei denn, das Gewitter war reinigend. Vielleicht war es ja das, worauf sie hofften beim SV 98 – denn dass es schlechter kaum noch geht als am Freitag, das wissen alle.
„Ich kann das als Kapitän nicht akzeptieren. Wir waren lethargisch, nicht richtig in den Zweikämpfen. Und das Herz hat gefehlt“, hatte Kapitän Aytac Sulu, der selbst einen schwachen Tag erwischt hatte, seinem Ärger schon direkt nach dem Abpfiff lautstark Luft gemacht. „Wir machen einfach zu viele Fehler in Bereichen, in denen es brenzlig werden kann. Das haben wir zweimal am eigenen Leib erfahren.“
Womit Sulu einen ganz zentralen Punkt angesprochen hatte. Denn beide Fehler hatte ausgerechnet Hamit Altintop verbockt, der mit so großen Erwartungen im Sommer seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hatte, seitdem aber nicht mehr zu überzeugen weiß. In der Ersten Liga war Altintop der Liebling der Fans, nun muss er gar um seinen Stammplatz fürchten. Denn Trainer Torsten Frings hatte klargestellt, dass er keine Rücksicht mehr auf Namen nehmen wird.
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„Ich war der Hauptdarsteller im negativen Sinne“, hatte Altintop dem TV-Sender Sky offen und ehrlich mitgeteilt. Zweimal hatte er den Ball leichtfertig verspielt, zweimal führte dies zu Gegentreffern. „Ich schaffe es momentan nicht, meine Dominanz auf den Platz zu bringen.“ Nimmt man den 34-Jährigen aus dem Spiel, geht nach vorne so gut wie nichts mehr. Wie am Freitag eben.
Sandhausens Trainer Kenan Kocak hatte genau darauf gesetzt und wie einige seiner Kollegen zuvor erkannt, wie man das Darmstädter Spiel lähmen kann. „Wir haben taktisch sehr diszipliniert gespielt, unser Plan ist voll aufgegangen.“ Wie dieser Plan ausgesehen hatte, verriet er ebenfalls: „Wir wollten die starke Darmstädter Zentrale nicht ins Spiel kommen lassen, und das ist uns gut gelungen.“
Die Alarmglocken schrillen laut am Böllenfalltor. Acht Spiele ohne Dreier, Leistungen wie gegen Sandhausen – manch einer sieht schon das Gespenst SC Paderborn am Horizont. Der SC stieg nach seinem Gastspiel in der Ersten Liga zweimal in Serie ab, mittlerweile sind die Ostwestfalen nur noch drittklassig. Doch kann dieses Schicksal wirklich auch dem SV 98 drohen?
Sulu mochte so weit noch nicht denken. „Wichtig ist die Leistung, die jeder Einzelne auf dem Platz abruft. Es reicht nicht, das nur im Training zu zeigen“, gab sich der Kapitän kämpferisch. „Man muss auch mal mit dem Gegner anecken, nicht nur mit dem Kumpel im Training. Das haben wir ab und zu auch mal gemacht, auch mal mit Rudelbildung.“ Doch das reicht halt nicht im Moment, was dem Kapitän zu denken gibt. „Ich kann nicht verstehen, dass wir die Füße wegziehen. Dass man mal einen Ball nicht trifft oder einen anderen Fehler macht – das ist alles erlaubt. Aber eins darf nicht sein: dass man Angst hat vor irgendetwas.“ Die Mannschaft sei am Freitag bei Union Berlin in der Bringschuld, Ausreden dürfe es keine mehr geben.