Lilien-Trainer Grammozis: „Brutale Vorfreude“ auf die Saison
Lilien-Trainer Dimitrios Grammozis freut sich vor allem über den Elan der neuen Spieler. Zum Saisonauftakt kommen 200 Fans ans Böllenfalltor
Von Jan Felber
Sportredakteur
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DARMSTADT - Um kurz nach 13 Uhr hat Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 am Dienstag erstmals nach der Sommerpause wieder auf dem Trainingsplatz gestanden: Trainer Dimitrios Grammozis freute sich über eine stattliche Anzahl von Spielern. Einen Tag nach den medizinischen Tests war allen 24 Akteuren auf dem Platz anzumerken, dass sie es genießen, wieder auf dem Rasen zu stehen. „Gestern hatten wir nur die Tartanbahn als Untergrund. Wenn man auf dem frisch gemähten Grün steht, ist das ein schöneres Gefühl“, sagte Grammozis. „Es macht unheimlich viel Spaß, wieder mit den Jungs zusammenzuarbeiten. Und die neuen Spieler bringen frischen Elan rein.“ Alle sieben Neuzugänge waren dabei, hinzu kam Torhüter Carl Leonhard, der in der vergangenen Saison noch in der A-Jugend spielte. Aus privaten Gründen fehlte Tobias Kempe.
Keine Anfragen für Mehlem und Dursun
Dabei waren auch Stürmer Serdar Dursun, der wegen Wadenproblemen kürzer trat, und Mittelfeldspieler Marvin Mehlem, der mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht wird. „Ich kann nur das Sportliche beurteilen, und da ist er ein ganz wichtiger Spieler für uns“, sagte Grammozis. „Ich hoffe, dass er uns erhalten bleibt.“ Der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann beruhigte derweil: „Es gibt keine Anfrage. Letztendlich hat er noch ein Jahr Vertrag bei uns, und wir wissen um seine Wichtigkeit.“ Der Verein werde niemanden ins Schaufenster stellen, sagte Wehlmann. „Das müssen wir nämlich nicht. Deshalb sind wir auch sehr entspannt.“
Gleiches gilt für Dursun: Der 27-Jährige hatte sich selbst ins Gespräch gebracht, angeblich gibt es Anfragen aus der Bundesliga und aus der Türkei. „Es ist immer die Gefahr, dass, wenn einer gute Leistungen bringt, andere Vereine aufmerksam werden“, sagt Grammozis. „Er hat aber gegenüber uns betont, dass er auch ein bisschen missverstanden worden ist. Er weiß ja auch, was er an uns hat. Wir gehen zu 100 Prozent davon aus, dass er bleiben wird.“ Davon geht auch Wehlmann aus. „Es ist wie bei Marvin: Es gibt keine Anfragen und auch keine Andeutungen.“
Mit gutem Beispiel voran geht Dimitrios Grammozis: Der Lilien-Trainer tritt immer noch gerne selbst gegen den Ball.
(Foto: Jan Hübner)
Viel lieber redeten sie am Dienstag aber über die Freude, sich wiederzusehen, über die Vorfreude auf die neue Saison, die Ende Juli beginnt und in der neue Duelle mit renommierten Mannschaften wie Hannover 96, Hamburger SV, VfB Stuttgart und 1. FC Nürnberg, aber auch Derbys wie beim SV Wehen Wiesbaden oder – falls man das noch Derby nennen darf – gegen den Karlsruher SC anstehen. Ein exaktes Ziel wollen sie nicht ausgeben, einen Tabellenplatz schon gar nicht. „Es geht erst einmal darum, eine Einheit zu werden, die Neuen zu integrieren und eine guten Start zu haben“, sagt Grammozis. „Die Zweite Liga ist verrückt, viele Mannschaften durchlaufen Täler und Höhen. Wir wollen gut in die Saison kommen und mal schauen, wo es hingeht.“ Wehlmann lässt sich ebenfalls nicht auf ein Ziel festlegen. „Wir wollen den Prozess, den wir eingeleitet haben, fortführen. Und zwar mit Dimitrios, der diesen Prozess ja schon begonnen hat.“ Und wo er schon mal über den Trainer spricht, stellt der Sportliche Leiter denn auch gleich klar, dass es nie Gespräche mit dem Hamburger SV über einen eventuellen Wechsel des Trainers gegeben habe. „Das war kein Thema“, sagt der 46-Jährige. „Wir haben das in den Medien natürlich auch wahrgenommen, es gab aber keine Anzeichen. Und es gab keinen Kontakt.“ Womit das dann auch geklärt wäre.
WENIG CHANCEN FÜR VERLIEHENE SPIELER
An andere Vereine verliehen waren zuletzt Julian von Haacke (SV Meppen, derzeit verletzt), Romuald Lacazette (1860 München), Patrick Banggaard (Pafos FC, Zypern, geht zurück nach Dänemark), Silas Zehnder (Viktoria Aschaffenburg) und Orrin McKinze Gaines (FSV Zwickau, war als einziger beim Auftakt dabei). Zehnder wird wohl ein weiteres Jahr in Aschaffenburg spielen, sagte Darmstadts Sportlicher Leiter Carsten Wehlmann am Dienstag. Generell gelte: Es werde „niemand über die Reling geschubst“. Dennoch dürfte es schwer werden für die zuletzt verliehenen Spieler, beim SV 98 wieder reinzufinden. „Grundsätzlich wissen alle Spieler, dass es schwer wird, Einsatzzeiten zu bekommen“, sagte Wehlmann.
Leihspieler Marcel Franke hat sich derweil bei seinem Stammverein Norwich City zurückgemeldet. Ob er noch einmal ein Thema sein wird? „Die Telefonnummer haben wir auf jeden Fall noch“, sagt Wehlmann. Geholt werden sollen noch ein dritter Torwart und ein Innenverteidiger – und wenn sich sonst etwas ergeben sollte, könnten die Lilien auch tätig werden.
Und so freut sich der griechische Trainer „brutal“ auf die neue Saison, freut sich auf den „Anreiz, sich mit großen Mannschaften zu messen“. Gerade einmal vier Wochen Urlaub gab es, in diesen hatte Grammozis einiges zu erledigen, was liegen geblieben war. „Ich hatte in den letzten drei Monaten einiges ein bisschen vernachlässigt, Familie und Kinder.“ Ein bisschen Urlaub konnte er zumindest machen.
Vom Zustand der Mannschaft zeigte sich der Trainer angetan. „Die Jungs haben durchweg gut gearbeitet, es gab keinen Anlass, noch mal etwas extra zu machen“, freute sich der Trainer. „Ich bin zufrieden, wie sie aus dem Urlaub gekommen sind – was ja auch nicht immer so ist.“ In Darmstadt hingegen war dies in der Vergangenheit eigentlich immer so gewesen.