Bei Fußball-Kreisoberligist FCA Darmstadt versucht man in Corona-Zeiten, den Kontakt zu ausländischen Spielern zu halten.
Von Eric Hartmann
Sportredakteur
Zusammenhalt: Die Spieler des FCA Darmstadt kommen in dieser Form wohl nicht mehr zusammen.
(Foto: Thomas Zöller)
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DARMSTADT - Eines stellt An-dreas Bergemann gleich zu Beginn des Gesprächs klar. „Wir kümmern uns auch in der aktuellen Situation nach wie vor täglich um unsere auswärtigen Spieler“, betont der Vereinspräsident des Fußball-Kreisoberligisten FCA Darmstadt.
Seit rund drei Jahren verpflichtet der FCA Akteure aus Nord-, Mittel- und Südamerika und sieht sich als Sprungbrett für junge, talentierte Nachwuchskräfte zum Aufstieg in den Profi-Fußball. Ein Modell, das bislang nicht ausschließlich auf Zustimmung gestoßen ist, doch dessen sei man sich vereinsintern bewusst und könne damit umgehen, wie Bergemann verlauten lässt.
„Die Situation rund um Corona trifft vor allem unsere Fußballer aus dem fernen Ausland hart“, sagt der Präsident. Eine Hälfte der Spieler sei freiwillig in ihre Heimat zurückgekehrt. Ob diese nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs für den FCA kicken können, ließ Bergemann offen. „Wenn die finanziellen Möglichkeiten einen weiteren Flug nach Deutschland zulassen, spielen diese Spieler auch wieder für unseren Klub.“ Trotz der großen Distanz und der komplizierten Lage versuche er, den Kontakt zu den Fußballern aufrecht zu erhalten. Täglich sei man im Austausch, bevorzugt über Video-Anrufe.
Die Spieler, die sich nach wie vor in Darmstadt aufhalten, würden sich im Moment mit „Waldläufen in Zweier-Paaren“ fithalten. Zudem belegen die Fußballer täglich Deutsch-Sprachkurse, die Bergemann gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Söhnen leitet. „Uns ist wichtig, den Jungs auch die Kultur und Geschichte des Landes beizubringen, damit sie sich hier noch schneller akklimatisieren können“, so Bergemann. Grundsätzlich seien die Spieler trotz des Stillstands positiv gestimmt. Das liege wahrscheinlich an der Herkunft und der grundsätzlichen Lebenseinstellung. „Trübsal blasen gibt es bei Südamerikanern nicht“, sagt der Präsident. Zudem seien alle Spieler gesund, es gebe bislang keinen Corona-Infektionsfall.
Darüber hinaus wünscht sich Bergemann, dass die Fußballvereine möglichst bald wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen können. „Da wir aus unserem leistungsorientierten Anspruch – ähnlich wie die Profis – bis zu zwei Trainingseinheiten bei der ersten Mannschaft, zweiten Mannschaft und A-Jugend fahren wollen, würden wir jetzt auch gerne wieder trainieren“, sagt Bergemann und übt Kritik an den Verordnungen der Politik. „Wir hätten gerne auch die Freiheiten eines Profi-Vereins.“
Im Hinblick auf die personelle Planung steht der Präsident „in regelmäßigem Austausch mit Spieleragenturen aus Nord-, Mittel- und Südamerika, bevorzugt aus Brasilien“. Das Modell sei so ausgelegt, dass Spieler den Verein verlassen, um sich in höheren Ligen zu beweisen. Wie beim 25 Jahre alte Brasilianer Henrique, der im vergangenen Sommer vom FCA zu Oberligist Wormatia Worms wechselte. „Wir werden dennoch versuchen, jeden Abgang adäquat zu ersetzen, und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass unser Transfersystem noch lange Zeit weitergeführt wird“, blickt Bergemann voraus.
Der regionale Spielermarkt fände beim FCA unterdessen keine Beachtung mehr. „Unser Verein wird nie wieder am Wettrüsten mit anderen Klubs teilnehmen. Wir gehen unseren eigenen Weg“, macht der Präsident deutlich. Zur Generierung neuer Akteure nehme er auch weite Reisen mit der Familie auf sich. „Meine Frau und meine Söhne machen inzwischen häufig Urlaub in Brasilien, um Spieler zu scouten“, so Bergemann.
Mit diesen „Top-Spielern“ (Bergemann) erhofft sich der aktuell klare Spitzenreiter der Kreisoberliga Darmstadt/ Groß-Gerau nicht nur den fast schon sicheren Aufstieg in die Gruppenliga. „Das Ziel ist die Rückkehr in die Hessenliga“, betont der Präsident. Aktuell sei der Abbruch der Spielzeit mit Wertung die „sinnvollste Lösung“. Der Meister steigt auf und keine Mannschaft steigt ab, so lautet das Modell Bergemanns.