Die „Wizards“ des TV Babenhausen trainieren und spielen solange es die Vorgaben zulassen. Zwölf Teams sind trotz Corona am Ball. Die Erfahrungen mit den Hygiene-Regeln sind gut.
Von Jens Dörr
Entwicklungsarbeit steht für TVB-Landesliga-Coach Michael Krause vorn an: Auf- und Abstieg sind ausgesetzt.
(Archivfoto: Dörr)
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BABENHAUSEN - Die Corona-Zeit hält auch im Mannschaftssport so manche Überraschung bereit: Während sich die Handballer, Volleyballer und nun sogar die Fußballer im Landkreis Darmstadt-Dieburg – teils auch landesweit – schon auf eine Saisonpause verständigt hatten, brachte der Verbandstag des Hessischen Basketball-Verbands (HBV) am Sonntag in Frankfurt ein ganz anderes, aber einstimmig beschlossenes Ergebnis: Bei den Korbjägern sollte der Spielbetrieb unverändert weiter gehen – wie so vieles in diesen Tagen ist das zumindest gültig bis zur nächsten Verschärfung politischer Vorgaben, wie sie am Mittwoch auf der Ministerpräsidenten-Konferenz verabschiedet wurden. Auch die „Wizards“ des TV Babenhausen halten den Trainingsbetrieb für ihre 230 Basketballer in elf Wettkampf-Teams plus einer Hobbygruppe aufrecht und treten – solange es geht – zu Punktspielen an. Thomas Hüther, Sportkoordinator der TVB-Basketballer, steht hinter dem HBV-Beschluss.
Der wird in der hessischen Sportwelt zwar kontrovers diskutiert und mitunter kritisiert. Auf dem Verbandstag sah das Stimmungsbild am Wochenende aber noch ganz anders aus: „Als es um die Entscheidung ging, ob wir den Spielbetrieb fortsetzen, gingen alle Hände nach oben“, berichtet Hüther. Was ihn noch ein paar Stunden vorher selbst überrascht hätte, denn „ich bin mit dem Gefühl zum HBV-Tag gefahren, dass wir unseren Sport erstmal einstampfen“.
Freilich: Trotz der Entscheidung des HBV dünnte der Spielplan am vergangenen Wochenende schon kräftig aus. Denn jeder Mannschaft steht es seit Saisonbeginn frei, nach eigener Risikoabschätzung anzutreten oder abzusagen – auch den Teams des in der Basketball-Abteilung zuletzt deutlich gewachsenen Babenhäuser Turnvereins. So fielen auch die Auswärtspartien der Oberliga-Frauen (in Grünberg) und der Landesliga-Männer (in Hofheim) am Wochenende aus.
Entwicklungsarbeit steht für TVB-Landesliga-Coach Michael Krause vorn an: Auf- und Abstieg sind ausgesetzt. Archivfoto: Dörr
Magnus Scharff (beim Wurf) und die Landesliga-Basketballer des TV Babenhausen haben bisher zwei Siege in zwei Spielen eingefahren. Doch Ergebnisse sind in der Corona-Saison eher zweitrangig. Archivfoto: Jens Dörr
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In manchen Landkreisen, etwa Groß-Gerau, hatten Landratsamt und Gesundheitsbehörde zudem schon den Wettkampfsport untersagt. Im Kreis Darmstadt-Dieburg hingegen war bisher nur ein Zuschauerverbot verfügt; Punktspiele und anderer Wettkampfbetrieb dürfen in allen Sportarten unter genehmigten Hygienekonzepten fortgeführt werden. Weitergehen soll auch der Trainingsbetrieb, besonders der Kinder und Jugendlichen. Das hat zum Beispiel Landrat Klaus Peter Schellhaas in den vergangenen Tagen betont.
Hier knüpft auch TVB-Sportkoordinator Thomas Hüther an und betont: „Wir haben als Verein eine gemeinnützige Verantwortung“. Diese berücksichtige einerseits den Gesundheitsschutz und nehme das Virus ernst, stelle Spielern und Teams überdies die eigenständige und -verantwortliche Entscheidung frei, ins Training oder zu Spielen zu kommen. „Bisher haben wir jedoch noch keine nachlassende Trainingsbeteiligung festgestellt“, konstatiert Hüther. Denn das „andererseits“ ist eben jene Verantwortung und Aufgabe, weiter Bewegung und sportliche Betätigung im Verein möglich zu machen. „Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, den Spielbetrieb abzubrechen, auch wenn der Spielbetrieb dem Trainingsbetrieb nachgeordnet ist. Unsere Leute wollen weitermachen, so lange es ungefährlich ist“, fasst Hüther zusammen.
Was die meisten TVB-Basketballer offenbar noch so sehen. Zumal unter ihnen bisher kein positiver Corona-Fall aufgetaucht ist. „Wir hatten zwar schon acht Verdachtsfälle, die dann aber alle negativ getestet wurden“, so Hüther. Man nehme derlei auch weiter sehr ernst, im Moment blieben etwa ein Schüler der U18 und eine Krankenschwester aus einem Frauenteam zuhause.
Ein wichtiges Argument für die „Magier“, in ihrem Sport buchstäblich erstmal weiter am Ball zu bleiben, sind die guten Erfahrungen der vergangenen Wochen. „Wir waren die Ersten, die ein Hygienekonzept für die Babenhäuser Schulturnhalle eingereicht haben“, sagt Hüther. „Wir haben es in Testspielen und im Training erprobt, und es hat funktioniert.“ Wo die Umsetzung zunächst zu lax genommen worden sei, habe man durchgegriffen. Dafür sorgt pro Team auch eine speziell betraute Person: ein „Corona-Captain“.
Von Verbandsseite werden die Anstrengungen der hessischen Klubs schon seit Saisonbeginn mit besonderen Vorgaben flankiert: Auf- und Abstieg sind in dieser speziellen Saison ausgesetzt, wodurch gerade bei den Aktiven weniger sportlicher Druck herrscht und Talente mehr Einsatzzeit bekommen können. Spielverlegungen sind unbürokratisch möglich, das Zeitfenster für Nachholspiele bis Ende Juni 2021 ausgedehnt. Dann, so hoffen sie auch in Babenhausen, könnte der Mannschaftssport die schlimmsten Corona-Wirren überstanden haben.