Im Bann der Bücher: die schönsten Bibliotheken weltweit

Die Livraria Lello in Porto, Portugal soll Vorbild für die Buchhandlung Flourish & Blotts der Harry-Potter-Reihe gewesen sein. Foto: Ivo Rainha

So manch eine Bücherei lockt längst nicht mehr nur Leseratten, sondern auch Touristen. Wir stellen die zehn schönsten Büchertempel vor.

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. Schon die alten Ägypter besaßen große Büchersammlungen, auch aus der Antike sind sie bekannt. Im Mittelalter waren es in Westeuropa hauptsächlich Mönche, die in Klosterbibliotheken alte Schriften vor dem Vergessen retteten, kopierten und religiöse Texte illustrierten. Heute hat so manch eine Bibliothek mit ihrem Mix aus Historie und Architektur eine geradezu Ehrfurcht verströmende Aura und ist zur Sightseeing-Attraktion geworden.

Die Livraria Lello in Porto, Portugal soll Vorbild für die Buchhandlung Flourish & Blotts der Harry-Potter-Reihe gewesen sein. Foto: Ivo Rainha
Rund 70 000 restaurierte Bücher beherbergt der prunkvolle Bibliothekssaal im Benediktinerstift Admont in der Südsteiermark. Foto: Marcel Peda
Die George Peabody Library in Baltimore, USA, gilt als „Kathedrale der Bücher“. Sie wird auch für private Veranstaltungen genutzt. Foto: Norm. Baker
Die Stiftsbibliothek St. Gallen ist die älteste noch zugängliche Bibliothek der Welt. Foto: Erwin Reiter

Stiftsbibliothek St. Gallen

Die Stiftsbibliothek St. Gallen in der Schweiz ist die älteste noch zugängliche Bibliothek der Welt. Ihre Geschichte reicht bis zum Jahr 612 zurück, als von einem Mönch der Grundstein für das Benediktinerkloster St. Gallen gelegt wurde. Die Stiftsbibliothek, die auch in der Liste der Unesco-Weltkulturerbe eingetragen ist, dient heute einerseits als Museum mit jährlich wechselnden Ausstellungen, andererseits ist sie weiterhin aktive Leihbibliothek. Sie besitzt rund 170 000 Bücher und andere Medien, von denen die nach 1900 erschienenen Dokumente ausgeliehen werden können. Nutzer müssen allerdings ihren Wohnsitz in der Schweiz haben.

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Livraria Lello, Porto

Das zweistöckige Haus im Stil der Neugotik ist die Top-Sehenswürdigkeit in der portugiesischen Hafenstadt. 1,2 Millionen Besucher pro Jahr lassen sich von der Bibliothek mit ihrem dunklen Holz, abertausenden Büchern und der geschwungenen Treppe mitten im Raum verzaubern. Man kann in der Livraria Lello sogar Bücher kaufen. Sie war angeblich Vorbild für die Buchhandlung Flourish & Blotts, in der Harry Potter seine Zauberbücher kauft. Autorin Joanne K. Rowling lebte in den frühen 1990er-Jahren für einige Zeit in Porto.

Trinity College Library, Dublin

Erinnerungen an die Harry-Potter-Filme könnten in dieser altehrwürdigen Dubliner Bibliothek wach werden, auch wenn keiner der Filme tatsächlich hier gedreht wurde. Die Bibliothek des Trinity College aus dem Jahr 1592 beherbergt 4,5 Millionen Bände, unter anderem das Book of Kells, ein einzigartiges mittelalterliches Dokument der irischen Buchmalerei, das vermutlich im 9. Jahrhundert geschrieben wurde. Auch frühe Drucke der Bibel sind hier untergebracht. Das bedeutendste und bekannteste der fünf Bibliotheksgebäude ist die Alte Bibliothek mit ihrem Hauptsaal, dem Long Room.

Klosterbibliothek Admont

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Rund 70 000 restaurierte Bücher beherbergt der prunkvolle Bibliothekssaal im Benediktinerstift Admont in der österreichischen Südsteiermark. Der in drei Teile gegliederte Saal ist 70 Meter lang, 14 Meter breit und elf Meter hoch. Ihn schmücken neben Büchern kostbare Fresken und Skulpturen. Kontrast zu dem spätbarocken Ambiente der Bibliothek ist das „Museum für Gegenwartskunst“, unter anderem mit Werken von Erwin Wurm, Rudi Molacek und Lois Renner.

Biblioteca Joanina, Coimbra

Diese portugiesische Universitätsbibliothek gilt als Meisterleistung des Barock. Sie wurde im frühen 18. Jahrhundert vom damaligen König von Portugal, Johann V., in Auftrag gegeben. Die ersten Bücher zogen nach 1750 ein. Der Bestand der Bibliothek, die der Juristischen Fakultät angeschlossen ist, umfasst über 300 000 Bände, darunter 70 000 aus der Frühen Neuzeit und davor. Die drei Säle sind durch dekorierte Bögen unterteilt. Der Keller der Bibliothek wurde in der Vergangenheit als Gefängnis genutzt – für Wissenschaftler und Studenten, die vom „hauseigenen“ Universitätsgericht verurteilt worden waren.

George Peabody Library, Baltimore

Diese neoklassizistische „Kathedrale der Bücher“ im US-Bundesstaat Maryland wurde 1878 fertiggestellt und beheimatet eine mehr als 300 000 Bände starke Sammlung, deren Schwerpunkt auf britischer und amerikanischer Literatur, Kunst und Geschichte liegt. Das eindrucksvolle Gebäude wird von jeweils sechs Reihen gusseiserner Säulen getragen, über fünf Stockwerke mit dekorativen Gittern und klassischen Verzierungen mit vergoldeten Blättern. Kein Wunder, dass die Romantik versprühende Library auch für Privatveranstaltungen von eleganten Abendessen über Cocktailpartys bis Hochzeiten gerne genutzt wird.

Königliche Bibliothek zu Stockholm

Seit der Gründung im Jahr 1661 wird in Schwedens Staatsbibliothek von allem, was in Schweden und auf Schwedisch gedruckt wird, ein Exemplar aufbewahrt. Allein die schwedischen Druckerzeugnisse belaufen sich mittlerweile auf mehr als drei Millionen. Bücher und Zeitschriften, Poster, Karten und Bilder – fast 100 Regalkilometer, zu denen pro Jahr tausend Meter hinzu kommen. Auch die Sammlung von 2,4 Millionen Audiokassetten, CDs und Hörbüchern lässt aufhorchen. Ebenso setzt die Bibliothek architektonische Maßstäbe. Dem zylindrischen Innenraum des Hauptgebäudes folgen rundlaufende Regale, in denen die Bücher hervorragend zur Geltung kommen. Teil der Bibliotheksbestände sind Personenarchive, beispielsweise die von Astrid Lindgren und August Strindberg

Tschechische Nationalbibliothek, Prag

Die barocke Bibliothek „Národní knihovna Ceské republiky“ aus dem 18. Jahrhundert ist das Highlight im ehemaligen Jesuitenkolleg Klementinum in Prag in der Nähe der Karlsbrücke. Auch wenn die Besucher keinen Einblick in die literarischen Schätze bekommen, erfreuen sie sich an den Deckenfresken, die Kunst und Wissenschaft darstellen. Ein besonderer Schatz ist die Sammlung goldener Globen. Da die Kapazitäten der historischen Gebäude nicht mehr ausreichen, wurde am Stadtrand von Prag ein neues Depot erbaut. Der Bestand wird mit sechs Millionen Medieneinheiten beziffert.

New York Public Library

Mit mehr als 51 Millionen Medien zählt die US-amerikanische New York Public Library nicht nur zu den größten Bibliotheken weltweit; auch Berühmtheiten wie Bob Dylan, Jackie Onassis, Grace Kelly oder Marlene Dietrich sollen hier regelmäßig ihrer Literaturleidenschaft gefrönt haben. Die Bibliothek diente Hollywood als Drehort für Filmklassiker wie zum Beispiel Frühstück bei Tiffany oder Spider Man. Inmitten des hektischen Zentrums Manhattans ist die altehrwürdige Bibliothek ein Ort der Stille und des Innehaltens.

Bibliotheca Alexandrina

In unmittelbarer Nähe zur zerstörten antiken Bibliothek der ägyptischen Hafenstadt Alexandria aus dem 3. Jahrhundert vor Christus wurde 2002 die neue Bibliotheca Alexandrina eröffnet. Ihre spektakuläre Architektur findet weltweit Beachtung und wurde mehrfach prämiert. Auffällig ist das Glasdach, das sich wie eine Sonnenscheibe in Richtung Meer neigt und die aufgehende Sonne symbolisieren soll. Etwa die Hälfte des terrassenförmig angelegten Innenraums wird vom Lesesaal eingenommen. Mit 2000 Leseplätzen ist er der größte der Welt.

Von Brigitte von Imhof