Eine Stadt mit 290 Sonnentagen im Jahr wirkt paradiesisch im Vergleich zu Deutschlands durchwachsenem Wetter. Kein Wunder, dass Lissabon jährlich fünf Millionen Besucher verbucht. Die schönsten Seiten der Stadt zeigt Ihnen ECHO.
Von Ute Strunk
Reporterin Politik
Lissabon hat viele schöne Seiten. Foto: Ute Strunk, Visit Lisboa
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LISSABON - 1. Buttrig, süße Puddingtörtchen
Nur fünf Menschen auf der ganzen Welt kennen das geheime Rezept der Pastéis de Belém. Die Puddingtörtchen schmecken warm am allerbesten. Herrlich buttrig zergeht der Blätterteig dann auf der Zunge. Perfekt ist das Gebäck mit der cremig-süßen Füllung, wenn man es mit Zimt und Puderzucker bestreut. Der wird in der Confeitaria de Belém in großen Dosen auf den Tisch gestellt. Ungefähr 400 Gäste finden in den labyrinthartigen Räumen der ehemaligen Zuckerraffinerie in Lissabon Platz. An der Theke bildet die Laufkundschaft lange Schlangen. Geduldig stehen Touristen und Einheimische an, um die Vanilletörtchen zu kaufen, die seit über 170 Jahren nur hier gebacken werden.
Folgendes sollte man in Lissabon unbedingt probieren: Pastéis de Belém, Bacalhau (Stockfisch) und Ginjinha. Der süße Sauerkirschlikör ist ein beliebtes Getränk, das in Lissabon erfunden wurde. Seit über 150 Jahren wird es in der winzigen Stehbar "A Ginjinha" am Largo des São Domingos nahe dem Platz Rossio ausgeschenkt - je nach Wunsch mit oder ohne Kirschen im Glas. Gewöhnungsbedürftig: Die Kerne werden nach dem Trinken einfach auf den Boden gespuckt.
Fünf Millionen Liter Wasser in einem riesigen Großaquarium, das sich über zwei Stockwerke erstreckt: Das ist das Kernstück des Ozeanariums. Darin leben über 100 Tierarten, darunter Haie, Rochen, Barrakudas und Thunfische. Sogar den in der Haltung anspruchsvollen Mondfisch können Besucher entdecken. Das Ozeanarium Lissabon ist das zweitgrößte Meeresaquarium der Welt. Ein Besuch ist der perfekte Tipp, wenn ausnahmsweise mal schlechtes Wetter ist.
LISSABON
Land: Portugal
Einwohner: 547.631
Besucher: circa 5 Millionen im Jahr
Touristen: 8 % aus Deutschland
Sonnentage: bis zu 290 im Jahr
Temperatur: Ø 15,6 Grad
Golfplätze: 20
Rekord: längste Brücke Europas; Ponte Vasco da Gama (17.185 Meter)
Das Kloster dos Jerónimos in Belém - erbaut unter König Manuel I. im frühen 16. Jahrhundert - ist mit seiner verzierten Kalksteinfassade ein glanzvolles Zeugnis der Entdeckerzeit. Als eines der wenigen spätgotischen Bauwerke überstand es das verheerende Erdbeben von 1755 fast unversehrt. Ganze Stadtviertel waren diesem zum Opfer gefallen. Seit 1983 gehört das Kloster zum Unesco-Weltkulturerbe.
Anlässlich der Expo 1998 wurde ein ganz neues Viertel im Osten Lissabons am Ufer des Tejos errichtet. Der Park der Nationen auf dem ehemaligen Expo-Gelände ist das modernste Viertel der Stadt. Unweit davon spannt sich die Vasco-da-Gama-Brücke über den Fluss. Sie ist mit 17 Kilometern die längste Brücke Europas. Hier, wo sich früher ein Industriegebiet befand, kann man heute am Ufer des Tejo entlang spazieren, mit der Seilbahn fahren, oder das moderne Einkaufszentrum "Vasco da Gama" besuchen. Eine weitere Attraktion im Park der Nationen ist das Ozeanarium.
Straßenlaternen, Pflasterkunst und Wandbilder: Diese besonderen Wahrzeichen entdeckt man überall in der Stadt. Ganz bekannt sind die weiß-blauen Wandkacheln, die Azulejos, die viele Fassaden zieren. Doch auch das Straßenpflaster ist eines der Symbole Lissabons. Mit wellenförmigen Mustern und ornamentalen Motiven aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt sind Gehwege gestaltet. Eine weitere Besonderheit sind die Straßenlaternen. Ob alt und schmiedeeisern oder modern und säulenförmig, sie alle sorgen dafür, dass die Stadt in ein besonderes Licht getaucht wird.
Kein Geheimtipp, aber dennoch ein Muss, ist eine Stadtrundfahrt mit der legendären Straßenbahnlinie 28. So lernt man die ganze Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten ganz unkompliziert kennen. Allerdings ist es in der Tram vor allem in der Hochsaison sehr voll. Dann sollte man sich auch vor Taschendieben in Acht nehmen. Vom Startpunkt, dem Praça do Martim Moniz, geht es zunächst durch die Stadtteile Graça und Alfama - vorbei an der Sé Kathedrale. Rund 40 Minuten beträgt die Fahrt, die durch Baixa, das Theaterviertel Chiado und das Bairro Alto bis zur Estrela Basilika führt.
Aufzüge kennt man ja eigentlich nur als Transportmittel innerhalb von Gebäuden. In Lissabon gibt es sie auch draußen, mitten in der Stadt. Der Elevador de Santa Justa ist der bekannteste. Er verbindet den Stadtteil Baixa (Unterstadt) mit denen der Oberstadt: Chiado und Bairro Alto. Der 45 Meter hohe Turm aus Stahl erinnert ein bisschen an den Eiffelturm in Paris. Kein Wunder: Wurde er doch 1902 von Raoul Mesnier de Ponsard, einem Schüler Eiffels, gebaut. Mit dem Aufzug erreicht man einen der schönsten Aussichtspunkte der Stadt. Berühmt sind auch die Standseilbahnen, die in steilen Straßen installiert sind.
Liebe und Leid, Sehnsucht und Schicksal: Beim Fado zeigen die Musiker ganz großes Gefühl. Die traditionelle portugiesische Folklore ist einer der wertvollsten Schätze Lissabons, denn sie spiegelt die Seele der Stadt wider. Der Musikstil wurde vor etwa 200 Jahren in den Armenvierteln Lissabons erfunden. Seit 2011 gehört er zum immateriellen Kulturerbe der Unesco. Typische Fado-Lokale wie das "A Severa", das älteste Fado-Haus, gibt es im Ausgehviertel Bairro Alto in der Oberstadt. Über die Geschichte des Gesangs erfährt man alles im Fado-Museum. Hier finden regelmäßig auch Veranstaltungen statt.
Chiado ist eines der angesagten Trendviertel von Lissabon. Der Altstadtbezirk in der westlichen Oberstadt ist geprägt durch einen abwechslungsreichen Mix aus alten und neuen Läden. Früher war das Viertel der Treffpunkt von Intellektuellen und Künstlern. Im Café "A Brasileira" in der Rua Garett spürt man dieses Flair des frühen 20. Jahrhunderts, als sich Schriftsteller, Politiker und Denker hier trafen, noch heute. Mit seinen verspiegelten Wänden und den Holzvertäfelungen erinnert das Ambiente an die Kaffeehäuser früherer Zeiten. Heute trinken hier Einheimische und Touristen eine Bica, die Lissabonner Version des Espressos.
Wer ein typisches portugiesisches Gericht probieren will, sollte Bacalhau (Stockfisch) bestellen. Der getrocknete Kabeljau steht in fast jedem Restaurant auf der Karte. Dabei zählt der Fisch gar nicht zu den in Portugal vorkommenden Arten, sondern stammt aus dem Nordatlantik. Zu verdanken haben die Portugiesen dieses Traditionsgericht ihren Seefahrern, denn Stockfisch diente der Versorgung auf den Schiffen. Traditionell wird Bacalhau auch an Weihnachten gegessen. Beim Stadtbummel kommt man an etlichen Lebensmittelgeschäften vorbei, in denen der Trockenfisch in großen Stapeln in den Regalen liegt.