Die Lässigkeit San Diegos in Kalifornien ist legendär
Von Marco Wehr
Surfer am Crystal Pier: Hier erlebt man das legendäre kalifornische Strandgefühl. Foto: sandiego.org
( Foto: sandiego.org)
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Die Radiostimme überschlägt sich vor Freude und legt wärmstens Beach, Beach und nochmals Beach ans Herz. Entspannte 72 Grad Fahrenheit (22 Grad Celsius) und eine angenehme Brise vom Pazifik kündigt die überdrehte Wetterfee von FM News and Talk 95.7 im San Diego County für den Vormittag an. Eigentlich alles so wie gestern, vorgestern, am Wochenende, wie immer. Die San Diegans sind mächtig stolz darauf, den Rest der USA wettermäßig weit in den Schatten zu stellen. Die Aufforderung zum Strandbesuch muss nicht ein weiteres Mal betont werden: Abfahren von der Interstate 5 und über die schnurgerade Grand Avenue zum Mission Beach, einem der extrem angesagten Stadtstrände von San Diego.
Der Ocean Front Walk zieht sich über dreieinhalb Kilometer parallel zum weißen Pulverstrand und dient in erster Linie als Catwalk für die Schönen und Sportlichen. Hier ist das legendäre kalifornische Strandgefühl zum Greifen nah. Bodybuilding-gestählte Inline-Fahrer und joggende Models umrunden blassgesichtige Familien aus Montana oder Maine und würdigen diese keines Blickes.
Weiter geht es nach La Jolla. Die frühere Künstlerkolonie ein paar Kilometer weiter nördlich gehört heute zu den angesagten Quartieren der Stadt. Geschmackvolle Villen und exklusive Restaurants sowie Boutiquen prägen das Bild des Ortes, der gemeinhin als Geburtsstätte der Surfkultur in den 1960er-Jahren gilt. Die zerklüftete Felsenküste öffnet sich immer wieder für kleine romantische Strandabschnitte wie die La Jolla Cove. Ein Stopp ist Pflicht, denn dort kann man einer ziemlich entspannten Seelöwenkolonie beim Sonnenbaden zuschauen. Die Tiere lassen sich geduldig auf ein Selfie ein. Eine Seehundkolonie hat sich seit Kurzem auch für La Jolla als Basis entschieden und konkurriert um Aufmerksamkeit. Wie den Großrobben die neue Konkurrenz am Children’s Pool gefällt? Die Neuankömmlinge können ihre alteingesessenen Cousins kein bisschen aus der Ruhe bringen, denn auch hier gilt das Motto von San Diego: Die Sonne ist doch für alle da.
INFORMATIONEN
Anreise: Condor fliegt San Diego direkt von Frankfurt aus an, pro Strecke ab circa 269 Euro. Alternativ geht es mit Delta und einem Zwischenstopp in Atlanta an die Westküste; hin und zurück ab circa 600 Euro.
Einreise: Für alle Flüge in die USA gelten seit dem 30. Juni noch einmal verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Reisende sollten bei Reiseantritt mindestens drei Stunden Vorlauf einplanen, um diese Kontrollen rechtzeitig vor dem Abflug passieren zu können. Ob die Einreise erlaubt wird, liegt im Ermessen des jeweiligen US-Grenzbeamten am Zielflughafen. Das für deutsche Staatsangehörige obligatorische Einreiseformular ESTA wird ausschließlich über folgende Internetseite ausgestellt: www.esta.cbp.dhs.gov/esta.
Geld: In Deutschland hat die Umstellung der EC-Karten auf Chiptechnik begonnen. Mit EC-Karten mit V-Pay-Logo ist keine Geldabhebung in den USA mehr möglich. Die Mitnahme einer Kreditkarte ist unverzichtbar.
Auskunft: San Diego Visitor Information Center, www.sandiego.org.
Für den ersten kross gebratenen Burger des Tages ist das „Kansas City Barbecue“ der richtige Ort. Das Kultlokal am West Harbor Drive wurde vor über 30 Jahren vom Inhaberpaar Martin und Cindy aus dem Mittleren Westen gegründet, als die Hafengegend – heute ein Ausflugsziel mit vielen Hotels, Bars und der fest vertäuten USS Midway als Museumsschiff – noch alles andere als fein war. Hauptgesprächsthemen an der Theke: die Wettervorhersage für die kommenden Tage, die unbegreiflicherweise ein paar Tropfen Regen prophezeit, und das Baseball-Match der Padres gegen die Dodgers. Cindy serviert einen Burger mit Pulled Pork, Fritten und Salat – typisch amerikanisch. Im hinteren Teil des Restaurants dreht sich alles um „Top Gun“. Einige Szenen des Blockbusters mit Tom Cruise wurden hier gedreht, woran jede Menge Memorabilien erinnern. Der verblassende Charme der 1980er und die durchgestylte Air-Force-Ästhetik des Kassenschlagers gefallen noch immer vielen Fans, die eigens dafür herkommen – manche sogar aus Deutschland.
Die Antwort auf die Sommerhitze ist der Balboa Park, eine der grünen Lungen im trockenen Südkalifornien. Viele schattige Flecken garantieren ein kühles Picknick-Plätzchen oder bieten einfach Raum zum Durchatmen und Abstand nehmen von der Großstadt. Hauptattraktionen sind der tolle San Diego Zoo, das Spanish Village Arts Centre, der Botanische Garten oder auch das Natural History Museum. Wer vorbei an liebevoll gepflegten Rosengärten und verspielten Springbrunnen zum berühmten Teich „Lily Pond“ schlendert, verspürt den Charme, den diese wunderschöne Oase versprüht.
Gegen Abend zieht das historische Gaslamp Quarter an wie ein Magnet. Die San Diegans nennen es ganz unbescheiden das beste Unterhaltungsviertel an der Westküste. Und tatsächlich: Der besonderen Stimmung des viktorianisch inspirierten Viertels mit seinen vielen restaurierten Baudenkmälern ist schon tagsüber schwer zu widerstehen. Nach Sonnenuntergang aber schlägt dort auf überschaubaren 16,5 Blöcken die Stunde der Nachtschwärmer. Unzählige Bars, Restaurants und Klubs verzeichnen dann einen riesigen Andrang. Vor PS strotzende, nostalgische Lowrider auf der Market Street, Straßenmusik und überall leuchtende Gaslaternen sorgen für eine vibrierende Atmosphäre in San Diego, von der andere amerikanische Großstädte nach Ladenschluss nur träumen können.