Mittelmotor-Alternative: Im Sattel des Hepha Trekking 7

Federweg von Hepha Trekking 7
© Stefan Weißenborn/dpa-tmn/Archivbild

Bosch und Shimano beherrschen den Markt der E-Bike-Mittelmotoren. Die neue Marke Hepha verbaut an ihren Modellen aber Eigenentwicklungen. Und macht große Versprechungen. Mit Recht?

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Berlin (dpa/tmn) - . Während viele neue E-Bike-Modelle auf den Markt kommen, haben die Kunden bei Mittelmotoren kaum die Wahl. Die Hersteller Shimano und Bosch beherrschen den Markt. Eine Alternative bietet die 2021 gegründete deutsche Marke Hepha.

Sie ist ein Ableger von Gobao, einem chinesischem Anbieter von Antriebssteuerungssystemen für elektrische Zweiräder, und seit Kurzem in Europa mit einem E-Trekking-Modell vertreten.

Die Besonderheit: Der Mittelmotor des Trekking 7 ist nicht nur leicht und bietet viel Drehmoment, sondern ist auch eine Eigenentwicklung. Beim Akku verspricht Hepha eine höhere Energiedichte als bei der Konkurrenz. Wir haben die Komponenten am Modell Trekking 7 Performance ausprobiert.

Der Einsatzzweck: Das Trekking 7 sieht ähnlich robust aus wie ein E-Mountainbike. Es ist aber keines. Laut Hepha sind seine Einsatzmöglichkeiten vielfältiger. „Die Kombination aus einem überdurchschnittlich starken Motor mit einem leistungsstarken Akku gibt dem Fahrer viel Freiheit auf Erkundungstour zu gehen“, sagt Huan Fu, Technischer Direktor bei Hepha.

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„Kapazität zu Volumendichte“

Tägliche Fahrten zur Arbeit, spontane Ausflüge, längere Touren am Wochenende, für all das sei das Modell gedacht, „bis hin zu Radreisen“, so Fu. Weil das „Gesamtpaket“ aus Design, Funktionalität und smarten Features zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu haben sei, diene das Trekking 7 auch dazu, „Mikromobilität für jedermann erschwinglich zu machen.“ Die Ziele sind also hochgesteckt.

Die Technik: Die Ausmaße des Unterrohres sind dem Intube-Akku geschuldet, der zwar mit den Abmessungen 94 x 68,5 x 367 Millimeter ein Kaliber darstellt, es mit 708 Wattstunden dafür aber auch in sich hat. Er ist aber entnehm- und abschließbar.

Das Verhältnis „Kapazität zu Volumendichte“ sei um 5,4 Prozent höher als bei vergleichbaren Batterien anderer Marken, so Fu. Bis zu 200 Kilometer Reichweite verspricht der Hersteller, im Turbo-Modus soll es für noch 120 Kilometer reichen.

Über einen Kippschalter am rechten Lenkergriff lassen sich die drei Unterstützungsstufen mit dem Daumen anwählen. Mittig am Vorbau gibt ein beleuchtetes Farbdisplay Auskunft über Daten wie Tempo, Unterstützungsstufe und gefahrene Kilometer.

Werte und Fahreindruck

Eigenartig: Die Werte im Display werden gelöscht, sobald man es abnimmt. „Allerdings werden alle erhobenen Daten im System gespeichert und können zusammen mit anderen Informationen jederzeit über die App abgerufen werden“, sagt Fu.

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Der Mittelmotor am Testrad stemmt bis zu 90 Newtonmeter (Nm) auf die Kette. Er wiegt 2,8 Kilo - damit zählt die Hepha-Entwicklung zu den stärksten und zugleich leichten Mittelmotoren.

Übliche, aber solide Kost dagegen bei Bremsen und Schaltung: Die Bremsen, eine Hydrauliklösung mit Bremsscheiben, steuert Tektro bei, das Zehnfachritzelpaket samt Schaltwerk stammt von Shimano.

Der Fahreindruck: Eben noch hier, jetzt schon da: Wer gleich im Turbo-Modus lostritt, bekommt es mit ordentlich Schub zu tun, in puncto Kraftentwicklung hält der Motor, was er verspricht. Dabei dreht am Testrad noch nicht der stärkste aus dem Sortiment der Marke auf.

Probleme?

Der Antriebsmaschine fehlt es zumindest in der Werkseinstellung jedoch an Feinabstimmung. Scheinbar wankelmütig schaltet sie sich immer mal wieder zu und wieder ab. Um die Marke der maximal unterstützten 25 km/h zieht sich der Motor plump aus der Affäre. Sanftes Ausblenden: Fehlanzeige.

Doch die Hepha-App leistet Abhilfe: Hier lassen sich für jede der drei Unterstützungsstufen Parameter wie „maximales Drehmoment“ oder „Erkennungsempfindlichkeit“ per virtuellem Schieberegler anpassen.

Unveränderlich ist aber, dass der Motor im Vergleich zu den Produkten der einschlägigen Konkurrenz lauter arbeitet. Auf Pendlerstrecken spielt der Akku seine Potenz aus: Bei null Grad Außentemperatur und einer einfachen Strecke von 35 Kilometern kommen wir mit dem 708-Wh-Batteriepack selbst im Turbo-Modus gut aus: Nach 70 Kilometern zeigt die Ladestandsanzeige zu Hause immer noch 25 Prozent.

Im Eco-Mode könnten wir jetzt laut Display immer noch 40 Kilometer bestreiten. Damit bleiben wir zwar weit hinter den 200 unter Idealbedingungen möglichen Kilometern - doch am Arbeitsplatz müssen die meisten Pendler damit nicht nachladen. Dank mitgeliefertem Schnellladegerät wäre der Akku aber in gut anderthalb Stunden zur Hälfte und in vier Stunden komplett aufgefrischt.

Dank seines Gewichts von 26,6 Kilo (Rahmengröße M) liegt das Bike satt auf dem Asphalt, doch je gröber der Untergrund, desto mehr zeigt sich der Nachteil des steifen Alurahmens. Er reicht Schläge vom ungefederten Hinterbau nach oben fast ungefiltert durch. Die Suntour-Federgabel aus dem unteren Preissegment taucht zwar ein und aus, aber nicht sehr geschmeidig.

Funktionen

Weitere Bauteile, Zubehör, Peripherie: Mit Gepäckträger (Traglast bis 25 Kilo), Beleuchtung, Schutzblechen und Ständer ist das Hepha für den Alltagseinsatz ausgestattet. Front- und Hecklicht funktionieren sensorgesteuert: Sobald es dämmert oder bei Tunneldurchfahrten dunkel wird, schaltet es sich automatisch an - und gegebenenfalls wieder ab.

Die Funktion lässt sich in der App (für iOS- und Android-Telefone) deaktivieren. Kritikpunkt: Mit 30 Lux ist die Lampe vorn eher eine Funzel, aber Hepha will im zweiten Halbjahr 2023 mit Upgrade-Optionen (60 Lux und 100 Lux) nachsteuern. Per App lassen sich auch Fahrstrecken aufzeichnen. GPS zur Ortung besitzt das Bike selbst aber nicht. Bei Problemen kann man den Kundendienst über die App anfunken.

Der Preis: Das Hepha 7 Performance mit 90 Nm-Motor kostet 2799 Euro (mit 80 Nm: 2499 Euro; mit 100 Nm: 2999 Euro). Kaufen kann man es derzeit über die Hepha-Website und andere Online-Plattformen, künftig auch im Ladengeschäft. Über den Anbieter Jobrad lässt es sich zudem leasen. Angeboten werden verschiedene Rahmenformate für Körpergrößen von 1,60 bis 1,95 Meter, auch mit abgesenktem Oberrohr.

Das Fazit: Fetter Akku, starker Motor und auch ein bisschen smart: Das Preis-Leistungs-Versprechen haut hin. Das Hepha 7 ist ein vergleichsweise günstiges E-Bike für viele Szenarios. Nur sieht das feingeschliffene Trekking 7 komfortabler aus, als es fährt. Dafür ist es aber ein Langstreckenläufer.

Fahrt mit Hepha Trekking 7
Der abschließbare und entnehmbare Antriebs-Akku verschwindet im Unterrohr hinter einer Klappe, die sich etwas umständlich öffnen lässt. Mit 708 Wattstunden ist der Energiegehalt aber üppig.
© Stefan Weißenborn/dpa-tmn/Archivbild
Fahrrad
Der Rahmen weist kaum sichtbare Schweißnähte auf. Das macht den Look des Bikes trotz gängiger Anbauteile recht clean.
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Hepha Trekking 7 ist offroad-tauglich
Die Reifen sind 5,5 Zentimeter breit, moderat profiliert und damit bedingt offroad-tauglich.
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Gepäckträger
Dieses Modell kann bis 25 Kilo belastet werden - eine gut dimensionierte, gängige Obergrenze.
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Modellgruppe Deore
Shimano steuert aus der Modellgruppe Deore die Schaltkomponenten bei. Die Kassette verfügt über zehn Ritzel.
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Mittelmotor-Alternative
Während das zentrale Display am Vorbau nur bedient werden kann, indem man die Hand vom Lenker nimmt, ist der Wippschalter für die Unterstützungsstufen gut allein mit dem Daumen erreichbar.
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Licht und Schatten: Die 2,8-Zoll-Anzeige ist gut ablesbar, beleuchtet, abnehmbar und lässt sich dann als Taschenlampe nutzen.
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Hepha Trekking 7
Der Hepha-Mittelmotor ist eine Eigenentwicklung des chinesischen Mutterkonzerns. Er wiegt 2,8 Kilo und gibt am Testrad 90 Nm ab.
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Batterie laden
Laden lässt sich die Batterie am Rad über die mit Gummistöpsel geschützte Buchse oder extern - per mitgeliefertem Schnellladegerät einmal komplett in vier Stunden.
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