Sind nicht alle Autos eigentlich Nutzfahrzeuge? Fast könnte man bei dieser Frage ins Philosophieren kommen. Fest steht jedenfalls: Der Caddy wird nicht als „klassischer“ Volkswagen vermarktet, sondern hat seine Heimat seit jeher bei der VW-Schwester Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN), daran ändert auch der erfolgte Generationswechsel nichts.
Karosserie & Innenraum
In leichter Abwandlung eines Slogans für Schokolade lautet das Motto für den Caddy: rechteckig, praktisch, gut. Der Wagen wird zwar voraussichtlich keinen Designerpreis gewinnen, punktet aber mit einer idealen Platzausnutzung auf kleinstem Raum. Gerade einmal 4,50 m lang ist der Minivan, einparken lässt er sich gefühlt einfacher als der 25 cm kürzere Golf. Die Zuordnung zu VWN macht sich unter anderem in der Haptik bemerkbar. Zwar herrscht keine Plastikanmutung wie bei einem Kleinlieferwagen vor, aber vom Fast-Premium-Gefühl eines Golf ist man ebenso weit entfernt. Die Musik spielt aber ohnehin hinten. Im Laderaum lässt sich ein Volumen zwischen 918 und 3030 l unterbringen, die Ladehöhe von 1,23 m sucht ihresgleichen.
Fahrleistung & Fahrverhalten
Wir testeten die Caddy-Variante 1.0 TSI, bei der aus einem Dreizylindermotor immerhin 75 kW/102 PS herausgekitzelt werden. Das klingt nach angemessen viel Power für ein Auto, mit dem man keine Rennen fahren will – wir hätten uns aber doch ein wenig mehr Pferdestärken gewünscht. Insbesondere das maximale Drehmoment von 175 Nm, das zwischen 1500 und 3500 Touren anliegt, hat uns in vielen Situationen zweimal überlegen lassen, ob wir den Überholvorgang jetzt noch angehen oder lieber nicht. Um nicht falsch verstanden zu werden: Auf der Autobahn bei Reisegeschwindigkeit macht der Caddy eine gute Figur, schwimmt unauffällig und problemlos mit.
Serienausstattung & Extras
Der Caddy bedient Auto-Puristen und Freunde üppiger Zusatzausstattungen gleichermaßen – alles eine Frage des Geldes. Die Trendlinie-Ausführung kostet im Fall des Testwagens gegenüber der Basisversion etwa 1500 Euro mehr, dafür gibt es z.B. elektrisch verstellbare Außenspiegel und Kopfairbags für die äußeren Plätze in der zweiten Sitzreihe. Dass Konnektivität für Nutzfahrzeuge ein Fremdwort ist, widerlegt VWN mit den Optionen in diesem Sektor, die den Vergleich mit „VW ohne N“nicht zu scheuen brauchen.
Geldwert & Umwelt
Mit 21 675,85 Euro steht der 1.0 TSI als Trendline in den Preislisten. Der Preis ist attraktiv, zumal es auch noch billiger geht: Das Einstiegsmodell (1,2 l mit 62 kW/84 PS) kostet in der Ausführung Conceptline 18 242,70 Euro. Für die Top-Wertung reicht es wegen des Verbrauchs nicht: 7,2 l statt der angegebenen 5,3 – die Abweichung ist dann doch zu groß.
Urteil & Fazit
Wer in einem Fahrzeug eher den Nutzen als das Prestige sieht, ist mit dem Caddy gut bedient.