Der Puls war kaum spürbar, es gab nur noch Mito und Giulietta in homöopathischen Dosen. Doch jetzt pocht das Herz wieder laut beim ersten Augenflirt: Alfa ist zurück in der Mittelklasse durch die Wiedergeburt der Giulia. Ein betörend schönes, aufregendes Auto. Ob nach der Beerdigung von Lancia dem Fiat-Konzern das ökonomische Comeback der Vorzeigetochter gelingt?
Karosserie & Innenraum
Selten gab es so viel Interesse an einem Alfa. Das mag am Premium-Einerlei der Konkurrenz liegen. Vor allem die aggressiv-dynamische Front zieht die Blicke magisch an. Die Giulia kauert auf der Straße, verspricht schon im Stand Spaß. Selbst wenn das Heck eher beliebig daherkommt. Und der Kofferraum nicht überzeugt: kleine Öffnung, halbgare 480 Liter, hohe Ladekante. Auf den Kombi zu warten lohnt nicht: Es ist keiner geplant. Wie ein Maßanzug passt der Innenraum; ausreichend, aber nicht üppig. Dass der Fahrer schnell die optimale Sitzposition findet, ist ebenso ungewohnt wie der qualitativ hochwertige Eindruck. Wunderbar ins Armaturebrett eingefügt wurde der Navi-Bildschirm. Und extrem sportlich wirkt der Starterknopf im Sport-Lenkrad.
FaHRleistung & Fahrverhalten
Natürlich fetzen 510 Pferdchen im V6 Benziner Quadrifoglio bei 307 km/h Spitze mehr. Aber alltagstauglicher ist ein Diesel. Mit 180 PS und 380 Nm fühlt man sich gut gewappnet. Im Fahrbetrieb aber ist eine Anfahrschwäche spürbar, wirkt der Selbstzünder zugeknöpft und ist zudem nicht eben kultiviert: Kontrastprogramm zum scharfen Outfit. Die manuelle Sechsgang-Schaltung ist zwar sportlich-knackig. Das Fahrerlebnis aber selten zackig. Dabei ist ein Hecktriebler ja eigentlich wie geschaffen für ein wenig Extra-Agilität. Gut ausbalanciert ist der Wagen jedoch, auch der Federungskomfort gefällt.
Ab Werk ist einiges vorhanden wie die autonome Notbremsfunktion mit Fußgängererkennung oder der Spurhalteassi. Aber man kann schnell 10 000 Euro draufpacken mit Bestellung von Ledersitzen, 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, Sportpaket mit Bi-Xenonlicht, schwarz lackierten Bremssätteln, Hifi-Audiosystem. Sogar ein Zigarettenanzünder mit Aschenbecher kostet 50 Euro extra.
Geldwert & Umwelt
Die Giulia liegt einige Tausender unter der deutschen Premium-Konkurrenz. Wird aber im Wiederverkauf auch deutlichere Abschläge bringen. 37 400 Euro scheinen deshalb fair, 47 790 Euro wie im Testwagen dürfen als Vertrauensvorschuss gelten oder blindmachender Liebe zuzurechnen sein. 6,8 Liter Diesel im Schnitt sind ordentlich, jedoch weit über den Werkswerten.
ALFA ROMEO GIULIA 2.2 D SUPER
Länge 4,64 m Preis (Grundausstattung) 37 400 €
Breite 1,86 m Typklassen (HP/VK/TK) 20/26/24
Höhe 1,44 m Testverbrauch 6,8 l Diesel/100 km
kW/PS 132/180 CO2-Ausstoß (lt. Herst.) 109 g/km
Alfa Romeo Giulia 2.2 D Super
Länge 4,64 m Preis (Grundausstattung) 37 400 €
Breite 1,86 m Typklassen (HP/VK/TK) 20/26/24
Höhe 1,44 m Testverbrauch 6,8 l Diesel/100 km
kW/PS 132/180 CO2-Ausstoß (lt. Herst.) 109 g/km
Urteil & Fazit
Hier wird mehr Herz als Verstand angesprochen. Ein tolles Design, geschmackvoll, emotional. Feinschliff aber fehlt der Giulia. Doch das kennt man ja als integralen Bestandteil der Marke. Echte Alfisti stört das nicht.