Testfahrt im Astra Electric: Neuer Antrieb, vertraute Optik

Opel Astra Electric
© Opel Automobile GmbH/Stellantis/dpa-mag

Bisher fuhren die Kompakten von Opel ihren Konkurrenten aus Wolfsburg meist hinterher. Doch wenn jetzt der Astra Electric gegen den VW ID.3 antritt, könnte sich das ändern. Hier...

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Berlin (dpa-infocom) - . Opel sorgt für Aufsehen in der Golfklasse. Denn im ewigen Zweikampf mit VW bringen die Hessen jetzt eine neue Variante des Astra in Stellung.

Dieser kommt noch vor den Sommerferien zu Preisen ab 45.060 Euro in den Handel und soll als elektrischer Hoffnungsträger den ID.3 herausfordern.

Die Nachteile einer Mehrzweck-Plattform

Auf den ersten Blick wirkt das Vorhaben allerdings etwas aussichtlos. Denn wie bei allen anderen E-Modellen setzt Opel auch beim Astra auf eine sogenannte Multi-Energy-Plattform. Während VW seinen Stromer für die Kompaktklasse eigens um den E-Antrieb herum entwickelt hat, stellt Opel auch Verbrenner und Plug-in-Hybriden auf seine Plattform.

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Und nimmt damit ein paar Nachteile in Kauf: Obwohl mit 4,37 Metern etwas länger als der ID.3, bietet der Astra im Fond weniger Platz und hat mit 352 Litern den kleineren Kofferraum. Und weil wegen der großen Motoren im Bug die Räder nicht so weit einschlagen können, ist der Astra auch nicht so handlich.

Keine Experimente

Doch Opel macht aus der Not eine Tugend und lockt die womöglich etwas konservativere Kundschaft mit einem angenehm konventionellen Auto. Mit dem typischen Opel-Design bleibt sich der Astra treu. Selbst an den Vizor genannten Kühlergrill aus schwarzem Kunststoff hat man sich mittlerweile gewöhnt.

Während sich der Fahrende bei vielen Konkurrenten hauptsächlich mit Touchscreen und Sensortasten auseinandersetzen muss, gibt es um das entschlackte „Pure“-Panel von Opel noch immer genügend Schalter und Taster für alle wichtigen Grundfunktionen.

Viel Assistenz, aber keine Orientierung

Dazu bietet der Astra alle gängigen Assistenten. Er kann jetzt wie meist nur die Oberklasse auch auf Fingerzeig überholen. Außerdem punktet der Kompakte mit seinen besonders ergonomischen Sitzen, einer umfangreichen Dämmung sowie einer aufwendigen Luftreinigung. Dank spezieller Filter herrscht in der Kabine nun eine besonders gute Luftqualität.

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Nur bei der Navigation ist Opel noch nicht in der E-Mobilität angekommen. Zwar weiß das System, wie lange der Akku hält und mahnt auf weiten Fahrten zum Ladestopp. Doch wo und wie lange man lädt und wann man ankommt, das muss der Fahrer selber ausrechnen oder eine eigene App auf dem Smartphone nutzen. Andere Hersteller sind da deutlich weiter.

Beim Fahren vorn, beim Laden einer der letzten

Dafür ist der Opel beim Fahren ganz vorn dabei: Denn mindestens zwei Zentner leichter als die meisten elektrischen Kompaktmodelle, fühlt sich der Astra agiler an und geht auch engagierter um die Kurven - selbst wenn er mit seinen 115 kW/156 PS beileibe nicht der Stärkste ist. Und mit 170 km/h macht er auch etwas mehr Tempo. Aber für viele sicher noch wichtiger: Der Astra ist eines der sparsamsten Modelle in seiner Klasse.

Nicht zuletzt, weil Opel serienmäßig eine Wärmepumpe einbaut, kommt der Astra Electric auf einen Normvererbrauch von 14,8 kWh. Die 54 kWh große Batterie reicht daher für 418 Kilometer. Der ID.3 hat zwar in der Basisversion eine Bruttokapazität von 62 kWh, kommt damit aber gerade mal elf Kilometer weiter.

Angesichts der kleinen Batterie fällt auch das mäßige Ladetempo nicht so sehr ins Gewicht. Denn während die elf kW am Wechselstrom noch in Ordnung gehen, ist der Astra mit 100 kW am Schnelllader vergleichsweise abgeschlagen. Doch weil er nicht so viel Strom braucht, reichen ihm trotzdem weniger als 30 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent gefüllt ist.

Die bessere Wahl in der elektrischen Golf-Klasse?

Er kommt mit der kleineren Batterie fast genau so weit wie der VW, fährt schneller und engagierter und ist einfacher zu bedienen - so rückt VW für Opel zum ersten Mal wieder in Reichweite. Nur beim Preis tun sich die Hessen keinen Gefallen. Denn mit 45.060 Euro ist der Astra gute 5000 Euro teurer als der günstigste ID.3 - das hat es lange nicht mehr gegeben. Und man muss schon tief in die Ausstattungsliste eintauchen, um sich den Opel schön zu rechnen.

Fazit: Einfachheit, die überzeugt

Der elektrische Astra ist weder ein trendiges Designerstück noch ein Hightech-Auto, das die Konkurrenz Lichtjahre hinter sich lässt. Stattdessen ist er grundsolide und einfach in der Handhabung. Und genau das ist es, was ihn auszeichnet. Denn so manchen dürfte die Umstellung auf den Elektroantrieb schon genug herausfordern.

Datenblatt: Opel Astra electric

Alle Angaben laut Hersteller

Opel Astra Electric
Obwohl der Opel Astra Electric mit 4,37 Metern etwas länger ist als der ID.3, bietet er im Fond weniger Platz und hat mit 352 Litern den kleineren Kofferraum.
© Opel Automobile GmbH/Stellantis/dpa-mag
Opel Astra Electric
Mit seiner 54 kWh großen Batterie kommt der Opel Astra Electric maximal 418 Kilometer weit.
© Opel Automobile GmbH/Stellantis/dpa-mag
Opel Astra Electric
Mindestens zwei Zentner leichter als die meisten elektrischen Kompaktmodelle, fühlt sich der Astra auffallend agil und geht auch engagiert um die Kurven.
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Opel Astra Electric
Optisch hat sich der Astra kaum verändert: Auch bei der Heckform des Electric wagt Opel keine Experimente.
© Opel Automobile GmbH/Stellantis/dpa-mag
Opel Astra Electric
Das Cockpit vom Opel Astra Electric ist vergleichsweise konventionell. Um das „Pure“-Panel gibt es noch immer genügend Schalter und Taster für alle wichtigen Grundfunktionen.
© Opel Automobile GmbH/Stellantis/dpa-mag