Ein Freund von mir trifft sich immer wieder mit einer Frau, die ihn eigentlich auf die Palme bringt. Er ist ein strenger Wissenschaftler – sie spricht immer wieder davon, dass die Sterne sie zusammengebracht haben. Sie nutzt regelmäßig und mit großer Begeisterung Homöopathie, Osteopathie und lässt sich vom Pendel sagen, warum sie Bauchschmerzen hat. Das alles macht ihn wütend. Trotzdem finden sie immer wieder zusammen.
Letztens erzählte er erneut von ihr. „Wieso trefft ihr euch denn schon wieder?“, fragte ich und musste gleichzeitig lachen und den Kopf schütteln. Er senkte die Stimme. „Es passt vielleicht nicht vom Kopf her, aber wenn wir aufhören zu reden – dann ist es fantastisch.“
Die Freundin neben mir hatte ihn trotz gesenkter Stimme gehört und zuckte nur mit den Schultern. „Ist doch ganz oft so“, sagte sie ungerührt. „Entweder man versteht sich klasse, ist nett zueinander und total auf einer Wellenlänge – und der Sex ist ein bisschen langweilig. Oder man versteht sich eigentlich nicht, findet sich aber umso anziehender und im Bett ist alles ganz unglaublich. Und richtig prickelnd wird es dann, wenn das Zusammensein regelrecht falsch ist. Verboten!“
Da winkte ich ab. Bei allen Affären, von denen ich erzählt bekommen habe, war es für die Beteiligten immer nur eine Weile schön. Irgendwann wird es schmerzhaft, egal, wie verschieden die Leute ursprünglich an die Sache rangegangen sind. Aber trotzdem hat meine Freundin natürlich recht. Am Anfang sind diese verbotenen oder irgendwie falschen Treffen umso spannender und deswegen können die Paare das denn auch oft nicht bleiben lassen, obwohl sie meistens sogar wissen, dass sie geradewegs auf ein Unglück zurasen. Mein Freund verteidigte sich jetzt: „Also verboten ist das mit uns nicht. Nur vielleicht nicht besonders schlau. Nicht für die Ewigkeit und für ein alltägliches Zusammensein geeignet.“
Auf dem Heimweg bin ich noch ein Stück mit meinem Freund zusammen gelaufen. Als wir so unter uns waren, meinte er: „Ich würde schon auch gerne ein Frau kennenlernen, die so tickt wie ich und anziehend auf mich wirkt. Das Glück hatte ich bisher nur einfach nicht. Und solange es ein Entweder-Oder ist, entscheide ich mich wohl immer wieder so.“ Er wirkte dabei nicht unglücklich, also sagte ich: „Klar! Wieso nicht?“ Aber insgeheim wünsche ich ihm sehr, er würde mal erleben wie es ist, wenn alle Aspekte der Liebe in einer Person zusammengewürfelt auftauchen.
Felicitas Pommerening schreibt für uns über die Wirren der Liebe. Ihr Roman „Freunde fürs Lieben“ ist im Berlin Verlag erschienen.