Die Omikron-Variante EG.5 breitet sich aus und die Zahl der Corona-Fälle steigt wieder. Pharmaunternehmen haben ihre Impfstoffe bereits angepasst. Wer sich impfen lassen sollte.
Mainz/Berlin. In der vergangenen Woche hatte der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bestimmten Bevölkerungsgruppen von Oktober an zu einer Auffrischung der Corona-Impfung geraten. „Wir sehen steigende Zahlen mit einer neuen Variante, die offensichtlich dazu führt, dass Menschen wieder erkranken“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Impfstoffhersteller bereiten sich bereits auf die kommende Wintersaison vor. Sowohl der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech als auch das US-Unternehmen Moderna wollen rechtzeitig für die Impfsaison im Herbst Impfstoffe auf den Markt bringen, die an die Omikron-Variante XBB angepasst sind. Von dieser stammt auch die derzeit zirkulierende Variante EG.5 ab. Biontech hat mitgeteilt, dass vorbehaltlich der behördlichen Zulassung sein an XBB.1.5 angepasster Impfstoff im September ausgeliefert werden könne.
Neue Variante EG.5 steht unter Beobachtung
Seit etwa vier Wochen steigt die Zahl der an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelten Corona-Fälle, aufgrund zunehmender Zirkulation der Omikron-Untervariante EG.5, so das RKI. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat EG.5 als sogenannte Variant of Interest (VOI) eingestuft. Dies bezeichnet Varianten, die aufgrund ihrer Eigenschaften den Verlauf der Corona-Pandemie maßgeblich beeinflussen können und deshalb unter Beobachtung stehen.
Aufgrund der vorliegenden Daten wird das Risiko, welches von EG.5 für die öffentliche Gesundheit ausgeht, allerdings als gering eingeschätzt. Obwohl EG.5 eine erhöhte Prävalenz, also Krankheitshäufigkeit, sowie Wachstumsvorteile und Immunflucht-Eigenschaften zeigt, wurden laut WHO bisher keine Veränderung in der Schwere der Erkrankung gemeldet.
Krankenhauseinweisungen auf niedrigem Niveau
Das bestätigt auch das RKI in seinem aktuellen ARE-Wochenbericht – ARE steht für akute Atemwegserkrankungen. Die Daten beziehen sich auf die zweite Augustwoche (7. bis 13. August). Demnach sind die Covid-19-Inzidenzwerte in Deutschland weiterhin insgesamt sehr niedrig. Die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen, die mit Krankenhauseinweisung einhergehen, blieb auf einem niedrigen Niveau.
Hier wird sich auch bei dem Schutz für den nächsten Winter nichts ändern.
Laut einem Bericht im „Deutschlandfunk“ hat sich in New York die Hospitalisierungsrate aufgrund der neuen Variante EG.5 allerdings in nur einer Woche verdoppelt. Und auf Mallorca habe sich die Zahl der Infektionen innerhalb weniger Wochen verdoppelt. Es bestehe aber dennoch kein Grund zur Sorge, sagte der Virologe Klaus Stöhr im Interview mit dem Radiosender. Die Daten aus den Krankenhäusern würden zeigen, dass hier Corona nur eine untergeordnete Rolle spiele. Weniger als zehn Prozent der Fälle würden auf Corona zurückgehen. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass es sich bei EG.5 um eine Untervariante der Variante handelt, gegen die die meisten geimpft seien. Gemeint ist Omikron. „Hier wird sich auch bei dem Schutz für den nächsten Winter nichts ändern“, so der Epidemiologe.
Man brauche keine Sorge haben, dass jetzt neue „Killervarianten mit Turboantrieb“ auftreten, wie häufig gesagt werde. Das Sars-CoV-2-Virus habe sich in die Reihe der vier endemischen Coronaviren eingereiht, die es bereits gibt. Es werde ähnlich häufige und ähnlich schwere Erkrankungen verursachen, wie die bekannten Atemwegserreger.
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Dass Atemwegserkrankungen auch schwere Verläufe verursachen können, werde immer vergessen, sagte Stöhr dem „Deutschlandfunk“. Laut dem Virologen zeigen Studien aus den USA, dass etwa zehn Prozent der Influenza-Patienten länger als drei Monate krank sind. „Das deckt sich mit dem, was wir bei Corona sehen, aber auch bei anderen Erregern“, sagte Stöhr. Dass zum Beispiel Gehirnhautentzündungen ausgelöst werden oder schwangere Frauen an Atemwegserregern sterben, das passiere alles, hätte aber zuvor nie diese „Oberfläche der Aufmerksamkeit“ erreicht.
Impfempfehlung für Ältere ab 60 und Risikogruppen
Und wer sollte sich jetzt im Herbst impfen lassen? Die Ständige Impfkommission empfiehlt Auffrischungsimpfungen nur für Personen ab 60 Jahren sowie für Risikogruppen. Gesunden Erwachsenen ab 18 Jahren wird eine Basisimmunität empfohlen – durch mindestens drei Impfungen und/oder eine durchgemachte Infektion.
Der Virologe Stöhr betonte, dass der Corona-Impfstoff ein „tolles Risiko-Nutzen-Verhältnis“ bei den Älteren und bei den Personen mit Risikobedingungen gehabt habe. Seiner Meinung nach habe man jedoch bei allen anderen Altersgruppen mit den Corona-Impfungen „überzogen“.