"La Bodega" in Darmstadt

Kerniger Spanier ums Eck: Fast 40 Jahre lang gehört das „La Bodega“ nun schon zum Johannesviertel in Darmstadt. Seit Mitte der achtziger Jahre ist das Lokal in den Händen von Eusebio und Pepe, was das zahlreiche Stammpublikum zu schätzen weiß. Neben ein paar Pizza und Schnitzel-Alternativen liegt der Schwerpunkt bei Paella, Tapas und anderen spanischen Klassikern.Foto: Guido Schiek
© Guido Schiek

Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ein Lokal voll ist. Und eines kann direkt nach Betreten des spanischen Restaurants „La Bodega“ schon mal festgehalten werden: Es ist voll.

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Darmstadt. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn ein Lokal voll ist. Und eines kann direkt nach Betreten des spanischen Restaurants „La Bodega“ an einem Freitagabend schon mal festgehalten werden: Es ist voll – so voll, dass der Dippegucker gerade noch so einen Platz im hintersten Eck an der Theke findet. Im Rücken ein Butzenfenster, neben sich die röchelnde Espressomaschine: Die Ausgangslage ist schon mal gemütlich. Viel Stammpublikum ist hier, der Ton ist familiär. „Heute keine Hawaii?“, ruft’s von hinterm Tresen einer jungen Frau mit spanischem Akzent entgegen, als sie sich eine Pizza für zu Hause abholt. Klarer Fall von kulinarischer Sozialkontrolle. Die viele Patina und Vertrautheit hier ist kein Wunder, gibt es das spanische Restaurant im Johannesviertel doch bereits seit 1979. Und wer sich fast 40 Jahre so beständig hält, und das laut Eigenbeschreibung seit Mitte der achtziger Jahre in fester Hand der Betreiber Eusebio und Pepe, muss einiges richtig machen – auch in der Küche. Die bietet neben ein paar Steinofenpizza-, Schnitzel- und Spaghetti-Alternativen in erster Linie spanische Spezialitäten mit einem Schwerpunkt auf Paella, viel Fisch, aber auch Kaninchen und Geflügel. Und natürlich zuvorderst: 20 verschiedene Tapas. Als Starter ist die Knoblauch-Mayonnaise Aioli (2,80 Euro) bewährt und kommt mit dem typisch südeuropäischen, fluffigen Weißbrot daher. Fruchtig-herb schmecken die festen, grünen Oliven (1,80 Euro) die eine recht große Schale füllen. Ein deftiges Statement ist die pikante Chorizo-Wurst (4,50 Euro), von der ein ganzer Haufen gegrillter Scheiben auf den Tisch kommt. Angenehmerweise scheint der rote Sud, in dem sie liegen, nicht nur aus dem ausgelassenen Fett zu bestehen, sondern hat dazu eine rotweinige Note. Schöne Röststoffe tragen auch die sechs Datteln im Speckmantel (4,50 Euro), deren Aromenspektrum aufgrund der Fruchtsüße und der Mandel darin freilich deutlich breiter aufgestellt ist und auch von den Konsistenzen zwischen weich, kross und knackig die meiste Abwechslung bietet. Als Hauptspeise fällt die Wahl auf das Hähnchen in Tomatensoße (9 Euro), das ebenfalls in einer Tonschale serviert wird. Üppig bemessen sind die prallen Geflügelteile, das weich geschmorte Fleisch ist saftig zart und schmeckt sehr lecker. In der dick-cremigen Schmorsoße ist der Gemüseanteil intensiv zu schmecken. Die Kartoffelstücke dazu sind etwas spärlich bemessen. Und der Beilagensalat ist durchschnittlicher Standard, leider wird die Frische erschlagen von einem eher schweren Dressing. Ausgewogener sind die Anteile beim schmackhaften Lammkarree „Madriles“ (18 Euro), das auf Wunsch statt mit Kartoffel mit Pommes serviert wird und sensibel gegrillt ist, ohne den zartrosa Kern zu zerstören. Zu dieser rustikalen spanischen Küche passt bestens ein Rioja (9 Euro für 0,5 Liter). Zu dem hausgemachten Karamell-Pudding „Flan“ (3,90 Euro) bietet sich für Süßmäuler der likörige Caramel Wodka de España 2 Euro). Und wer alkoholtechnisch gerne etwas mehr Wumms hat, dem sei ein spanischer Brandy empfohlen. Der Cardenal Mendoza (5,20 Euro) kommt im angewärmten Glas und eingeschlagen in eine Serviette daher, auf dass die spirituösen Aromen beim ersten Schluck auch in vollster verdichteter Potenz an Nase und Gaumen duften. Unterdessen bestellt eine Damenrunde einen weiteren Schwung Sangria, den der Wirt gewissenhaft mit frischen Früchten aus Rotwein und Limo in Karaffen zubereitet. Und immer wieder betreten neue Gäste das ständig volle Lokal, machen mangels freier Plätze allerdings gleich wieder kehrt. Nächstes Mal: reservieren. Oder später kommen, denn die Küche hat bis 23 Uhr auf.