Wer große, deftige Portionen aus der regionalen Küche schätzt, ist im Apfelwein-Lokal im Johannesviertel genau richtig, findet der Dippegucker.
DARMSTADT. Eines vorweg: Wer sich mit dem in Darmstadt verpönten Auto auf den Weg ins „Bembelsche“ macht, wird bei der Parkplatzsuche im Johannes- und im Martinsviertel zunächst verzweifeln. Doch wer fündig wird und im rustikalen Apfelwein-Lokal schließlich einen Platz ergattert, wird seinen Besuch nicht bereuen.
Natürlich muss Apfelwein im „Bembelsche“ sein: Die Dippegucker entscheiden sich für die süßgespritzte Variante der Odenwälder Kelterei Krämer (0,5 Liter, 3,80 Euro), wer lieber Bier trinkt, ist mit dem Landbier aus der Odenwälder Schmucker-Brauerei gut bedient oder genießt das Helle Hefe aus dem Kloster Andechs (jeweils 0,5 Liter zu je 3,90 Euro).
Misstrauisch werden die Dippegucker beim bestellten Handkäs’ mit Musik (7,50 Euro). Der schwimmt in Essigwasser zwischen klein gehackten Zwiebeln – und wird nach intensivem Befragen vom freundlichen Wirt schließlich als Frühstückskäse aus einer Odenwälder Molkerei geoutet, den der Volksmund dort tatsächlich als „Odenwälder Handkäs’“ bezeichnet und in der „Bembelsche“-Karte auch als solcher geführt wird. Den Dippeguckern jedenfalls wäre der Klassiker lieber gewesen. Auch der Obazde (8,90 Euro) traf nicht ganz den Geschmack der Dippegucker. Ihm fehlte es am Camembert.
Als „Frankfurter Hackbraten“ kamen schließlich drei üppige Scheiben Fleisch auf den Teller (11,50 Euro), ein bisschen trocken zwar, doch in Kombination mit der dazu gereichten Grünen Soße ein originelles und gut satt machendes, regionales Gericht.
Perfekt und auf den Punkt gegart war das Rumpsteak vom Odenwälder Rind (17,50 Euro) mit gut angebratenen Kartoffeln und glasig angeschwitzten Zwiebeln.
Höhepunkt des Abends in bodenständigem Ambiente war für die Dippegucker die Grillhaxe (15,90 Euro) mit kross gebratener Schwarte und zartem Fleisch, dazu handgeschnittenes Sauerkraut mit Speckwürfeln und dezentem Kümmel: Eine einwandfreie Küchenleistung, wie schließlich auch der „Bembelburger“ (12,90 Euro) überzeugen konnte: Hessischer Hackbraten zwischen kräftigen, kross gebackenen Bauernbrot-Scheiben mit Kochkäse übergossen und viel Salat. Die Portion war nicht zu schaffen!
Da kam der „Odenwälder Bub“, der legendäre Schnaps (2 cl, 2,50 Euro) aus mehr als 40 Kräutern im eisgekühlten Glas gerade recht. Überhaupt bietet das „Bembelsche“ eine große Auswahl an Obstbränden renommierter Marken.
Wie gemalt schließlich der Nachtisch: Die beiden Marillenknödel mit in Butter angebratenen Semmelbröseln und zart zerschmolzener Marille im Kern überzeugten ebenso wie der Apfelstrudel mit einer großen Kugel Vanilleeis (jeweils 5,50 Euro): Große Portionen auch hier, für sich genommen schon satt machend: Die Dippegucker stießen im „Bembelsche“ an ihre Grenzen, machten sich aber nach einem gelungenen Abend zufrieden auf den Heimweg: dankbar für den kleinen Verdauungsspaziergang zurück zum Auto.
Von Frank Horneff