Bauernhofcafé Grünewalds in Ober-Klingen

Einmal durchs Hoftor, da liegt das Schlaraffenland:  Wer Schnitzel, Spargel und Co. mag, wird die ganz eigenen Kreationen im Bauernhofcafé Grünewalds im Otzberger Ortsteil Ober-Klingen lieben. Foto: Guido Schiek
© Guido Schiek

In Grünewalds Bauernhofcafé setzt die Familie Lutz auf regionale Spezialitäten, ohne dabei altmodisch zu sein / Gastraum im umgebauten Stall

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Otzberg/Ober-Klingen . „Das Auge isst mit.“ Das ist wohl eine der abgedroschensten Weisheiten, mit der man eine Restaurantkritik beginnen kann. Aber bei Grünewalds Bauernhofcafé muss sie sein: Denn wie dort Spargelnudeln und Erdbeertiramisu auf den Tisch kommen, ist wirklich – pardon – ein Augenschmaus. Schon im Jahr 2002 hat die Familie Lutz aus dem Stall ihres Fachwerkhofs im Otzberger Ortsteil Ober-Klingen zum Restaurant und Café umgebaut. Klar, dass auch die Dippegucker da schon mal zu Besuch waren bei den „Grünewalds“, wie der Hof nach dem alten Familiennamen noch heißt. „Kochkässchnitzel tellergroß“ lautete vor sechs Jahren der Titel einer begeisterten Kritik, bei der aber keinesfalls nur durch Masse, sondern auch durch Klasse gepunktet wurde. Jetzt ist die nächste Generation mit im Boot: Philipp Lutz ist ausgebildeter Koch, hat 2013 seinen Meisterbrief erhalten und mischt nun auch in der Grünewald’schen Küche mit. Treu geblieben ist sich das Bauernhofcafé allemal: Rustikal geht es zu in dem umgebauten Stall, eine hölzerne Bar begrüßt die Gäste. Alte Türen stehen als Paravent in der Mitte des Saals, um ein bisschen Heimeligkeit zu schaffen. Vor einigen der Tische sind alte Sofas versammelt. Und auch, wer die Speisekarte aufschlägt, braucht nicht lange zu raten, wo er ist: Hefekuchen für den Mittag, eine Hofplatte mit Hausmacher Wurst für die Vesper, oder Schnitzel in allen Variationen für den Abend. Dass all das mit regionalen Produkten zubereitet wird (nachzulesen auf der letzten Seite der Speisekarte), braucht man bei einem Bauernhof ja kaum noch zu erwähnen. Doch der besondere Clou sind die saisonalen Karten. Noch bis zum 18. Juni steht alles im Zeichen der „Königin des Gemüses“. So starten auch die Dippegucker mit dem Spargel. Er kommt dick und paniert daher und mit einem ungewöhnlichen Kompagnon: Glasnudelsalat nämlich. Odenwald meets Asia? Egal, denn diese Vorspeise (zu 5,90 Euro) ist so ungewöhnlich wie lecker. Und das kräftige Sesamdressing passt zu dem tausendmal gegessenen Gemüse überraschend gut. Augenschmaus, die Erste an diesem Abend: Der gläserne Teller ist außerdem mit essbaren Blüten garniert. Augenschmaus, die Zweite folgt beim nächsten Gang: Aus Spargelstangen kann man Nudeln machen. In den ganz feinen Streifen sehen sie nicht nur toll aus, sondern sind auch schön knackig geblieben. Bei Grünewalds sind diese Nudeln von der Saisonkarte das Bett für gegrillten Papageienfisch und Quinoataler (zu 17,90 Euro). Außerdem von der Saisonkarte ordern die Dippegucker ein – sehr zartes – Rumpsteak mit einem Kartoffel-Apfel-Mohn-Gratin (na klar: mit Spargel als Beilage). 21 Euro kostet das Gericht, bei dem sich die Dippegucker eine leichtere Begleitung als die üppige dunkle Bratensoße gewünscht hätten. Probiert haben wir auch „Cordon Bleu Grünewalds Style“ – glücklicherweise! Denn die Eigenkreation mit Brotkruste, Handkäs und Hausmacher Schinken zu 12,50 Euro ist eine sehr deftige Version des Klassikers, die ihm gut steht. Zum Dessert muss man sich dann schon ein bisschen anstrengen, aber bei Erdbeertiramisu im Weckglas (4,90 Euro) und Rhabarbercrumble mit Vanilleeis (5,50 Euro) lohnen sich. Alleine, um zu sehen, was auf dem Teller so möglich ist. Augenschmaus, die Dritte: Ja, auch eine Erdbeere kann man zum Fächer schnitzen. Wenn man’s kann.

Saisonales Bei Grünewalds ändert sich die Speisekarte mit den Jahreszeiten ganz wesentlich: Bis 18. Juni gibt’s noch Spargelgerichte. Vom 21. Juni bis zum 20. August wird leichte Sommerküche angeboten. Die Kartoffelwochen dauern bis zum 8. Oktober, die Wildspezialitäten bis zum 26. November. Aromen und Gewürze bestimmen die Gerichte schließlich bis 30. Dezember. Ein Blick auf die Homepage lohnt vor einem Besuch, denn das Café ist an einigen Tagen von geschlossenen Gesellschaften gebucht.