In diesem Jahr sind landesweit bereits über 26 Geldautomaten gesprengt worden. Vor allem Täter aus einem Nachbarland sollen für die Verbrechen verantwortlich sein.
MAINZ. Die Fotos dokumentieren das Bild der Verwüstung. In Ockenheim, einem rheinhessischen Dorf zwischen Ingelheim und Bingen, haben Täter am frühen Mittwochmorgen ein Sparkassen-Häuschen gesprengt. Wie auf Fotos in den Stunden nach der Tat zu sehen ist, ist der Boden des Häuschens mit Glassplittern übersät, Kabel hängen lose aus den Wänden, die Decke ist mit Rissen durchzogen. Geldautomatensprengungen wie diese sind keine Seltenheit in Rheinland-Pfalz. Wie aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervorgeht, steigt in diesem Jahr landesweit die Zahl der Geldautomatensprengungen wieder deutlich.
Landesweit bereits 26 Sprengungen im Jahr 2022
Im Jahr 2022 hat das Innenministerium in Rheinland-Pfalz bislang bereits 26 Geldautomatensprengungen registriert. Unter anderem schlugen die Täter in Mainz, Nackenheim, Stromberg und Gensingen zu, teilweise mit Beute, teilweise ohne. Somit wird voraussichtlich in diesem Jahr der bisherige Höchststand von 35 Sprengungen aus dem Jahr 2020 übertroffen. 2019 hatte das Ministerium lediglich 22 Automatensprengungen verzeichnet.
Gestellt hat die Anfrage der CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Lammert. Lammert erklärt gegenüber dieser Zeitung: „Das Land Rheinland-Pfalz müsste angesichts dieser Entwicklung endlich mal gemeinsam mit den Geldinstituten eine Strategie entwickeln, wie man solche Sprengungen künftig verhindern möchte.“ Zumal solche Verbrechen auch für unbeteiligte Bürger gefährlich sein können. Immer wieder kommt es vor, dass Bankautomaten in Häusern gesprengt werden, in denen in den Stockwerken darüber noch Menschen wohnen.
Geldautomatensprengungen sind ein vergleichsweise junges Phänomen. Seit erst gut 15 Jahren wird diese neue Form des Verbrechens immer populärer. Grund dürfte auch sein, dass viele Bankfilialen auf dem Land inzwischen geschlossen und durch einfache Automatenhäuschen ersetzt werden. Das Muster bei den Sprengungen ist dann häufig ähnlich. Oft suchen sich die Täter Ziele aus an nachts schwach frequentierten Orten – mit kurzen Fluchtwegen auf die Autobahn. „Das sind Profis, das Ganze dauert nur wenige Minuten und die Täter sind mit dem Geld weg. Entsprechend gering ist die Aufklärungsquote“, sagt Lammert.
Vorschlag: Bessere Überwachung über die Polizei
Der CDU-Politiker schlägt vor, dass das Land über die Polizei die Geldautomaten besser überwachen lässt – was natürlich personalintensiv ist. Aber auch die Banken müssten verstärkt in die Pflicht genommen werden und Abwehrmaßnahmen gegen solche Überfälle installieren. Lammert: „Es gibt Möglichkeiten, dass bei einer Sprengung die Geldscheine mittels einer Technik eingefärbt und somit unbrauchbar werden.“
Doch wer sind überhaupt die Täter, die hinter den Anschlägen auf die Automatenhäuschen stecken? Laut Angaben des Innenministeriums konnten 2022 14 Tatverdächtige ermittelt werden. Zehn von ihnen haben die niederländische Staatsbürgerschaft, die anderen sind Marokkaner, Ukrainer, Rumänen oder Franzosen. Gerade die Täterbanden aus den Niederlanden werden in Rheinland-Pfalz für eine Vielzahl an Automatensprengungen verantwortlich gemacht. Zuständig für die polizeiliche Ermittlungsarbeit bei diesem bandenmäßigen Vorgehen ist das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz (LKA).
Wie das Land mitteilt, hat das LKA bereits vor einiger Zeit in Zusammenarbeit mit den Bankinstituten Handlungsempfehlungen für mehr Sicherheit in Automatenhäuschen erarbeitet. Aus dem Innenministerium heißt es: „Diese beziehen sich auch auf den Einsatz von Videotechnik sowie Maßnahmen zur Abwehr von Sprengungen mittels brennbarer Gase.“ Ob das aber ausreicht, um die Sprengungen künftig zu verhindern, ist offen.