Mit strengeren Kontaktregeln will Hessen versuchen, die Zahl der Corona-Neuinfektionen einzudämmen. Im Kampf gegen die Pandemie gelten beispielsweise an Schulen neue Vorgaben.
WIESBADEN. Mit teils verschärften Regeln ist der Corona-Lockdown am Montag auch in Hessen in die Verlängerung gegangen. Für Schülerinnen und Schüler fällt der Unterricht im Klassenzimmer wegen der Pandemie bis Ende Januar weitgehend weg. Für Menschen in Corona-Hotspots gilt bei Freizeitaktivitäten ein eingeschränkter Bewegungsradius. Zudem gibt es landesweit strenge Kontaktregeln.
Kinder müssen nicht in die Schule
Am ersten Tag nach den Weihnachtsferien lernte ein Großteil der Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6 von zuhause aus. Der Anteil der Kinder, die am Montag vor Ort in der Schule waren, habe je nach Region zwischen 14 und 25 Prozent gelegen, teilte das Kultusministerium in Wiesbaden mit.
Die Lernplattform "Schulportal Hessen" verzeichnete einen enormen Ansturm: Zum Höchststand um etwa 9 Uhr hätten knapp 100.000 Nutzern gleichzeitig zugegriffen, so das Ministerium. "Uns haben nur vereinzelt Rückmeldungen erreicht, dass es heute Morgen zur "Rush-Hour" bei der Anmeldung ein wenig länger als üblich gedauert hat", erklärte ein Sprecher.
Auf Beschluss der Landesregierung müssen die Kinder der Klassen 1 bis 6 bis zum 31. Januar zum Lernen nicht an die Schulen kommen. Die Präsenzpflicht wird für diese Schüler ausgesetzt. Ab Klasse 7 wird mit Ausnahme von Abschlussklassen grundsätzlich Distanzunterricht in den nächsten drei Wochen angeboten. Für jüngere Schüler ist der Gang zur Schule möglich, wenn Eltern arbeiten gehen müssen und sich nicht zu Hause um sie kümmern können. Die Kinder würden dann in der Schule in festen Lerngruppen unterrichtet, hatte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) erklärt. Lehrerverbände hatten vor einem Chaos gewarnt, weil völlig offen sei, wie viele Kinder in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien in die Schule geschickt werden.
Der Landkreis Fulda, der mit 346 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage am Montag die hessenweit höchste Inzidenz aufwies, hatte derweil auf Empfehlung des Gesundheitsamtes den Schulen die Möglichkeit eingeräumt, für die Abschlussklassen bis diesen Freitag (15. Januar) zunächst auf Distanzunterricht auszuweichen.
Das Corona-Kabinett der Landesregierung hatte außerdem strengere Kontaktregeln beschlossen. Demnach dürfen sich nur noch Angehörige eines Haushalts mit maximal einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person im öffentlichen Raum treffen. Bislang galt, dass der Aufenthalt dort nur alleine oder mit den Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes bis zu einer Gruppengröße von höchstens fünf Menschen gestattet ist. Dazugehörige Kinder bis zum Alter von einschließlich 14 Jahren blieben unberücksichtigt - das ist künftig nicht mehr so.
Ausgangssperren und keine touristischen Ausflüge
In Corona-Hotspots mit einer anhaltend hohen Sieben-Tage-Inzidenz mussten die Kommunen bislang schon nächtliche Ausgangsbeschränkungen erlassen. Von Montag an sollen dort auch touristische Tagesausflüge unterbunden werden. Für Menschen, die in einem Corona-Hotspot leben, wird die Bewegungsfreiheit für Freizeitaktivitäten auf einen Radius von 15 Kilometer rund um die Wohnanschrift beschränkt. Die Regelung gilt ausdrücklich nicht für den Weg zur Arbeit oder beispielsweise für einen längeren Weg zum Arzt. Neben dem Vogelsbergkreis und dem Landkreis Gießen soll die Regel von diesem Mittwoch an auch im Landkreis Fulda gelten, der am Montag mit 346 Corona-Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner mit Abstand die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen aufwies.
"Das Ziel dieser Allgemeinverfügung ist es nicht, alltägliche Lebensabläufe unserer Bürgerinnen und Bürger zu reglementieren", erklärte der Landrat des Landkreises Fulda, Bernd Woide (CDU). Vielmehr solle verhindert werden, dass der Kreis zum Hotspot für überregionale touristische Aktivitäten werde. "Die Allgemeinverfügung ist dabei ein Aspekt, der entscheidende ist nach wie vor die Sperrung einer Vielzahl von Parkplätzen und Zufahrtsstraßen am Wochenende in der Rhön." Die 15-Kilometer-Regel gelte nicht nur für Bürger aus dem Landkreis, sondern "für alle Personen, die tagestouristische Ausflüge im oder in den Landkreis Fulda unternehmen", hieß es in der Mitteilung. Um die Einhaltung zu überprüfen, werde es stichprobenartige Kontrollen geben.
Derweil bereiteten sich Polizei und Ordnungsämter auf Kontrollen vor. Die Polizei in Gießen etwa leistet nach den Worten einer Sprecherin dabei Amtshilfe. Schwerpunktkontrollen werde es aber nicht geben. Die Einhaltung der Regelung solle vor allem während des regulären Streifendienstes im Auge behalten werden. In Limburg erklärte ein Sprecher der Stadt, für die Ordnungsbehörden seien die Kontrollen eine "herausfordernde Aufgabe".
Die landesweite Inzidenz lag am Montag bei 162,6. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Hessen stieg innerhalb eines Tages um 561. Damit steigerten sich die Fälle seit Beginn der Pandemie auf 150.790, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht (Stand Montag 00.00 Uhr). Die Zahl der Menschen, die an oder mit dem Coronavirus starben, stieg den Meldungen zufolge um 30 auf 3513.
Bereits seit Mitte Dezember sind wegen der Corona-Pandemie zahlreiche Geschäfte und Dienstleister geschlossen, auch Freizeit- und Kultureinrichtungen mussten dicht machen. Es gilt eine weitreichende Maskenpflicht, unter anderem in Geschäften, Bussen und Bahnen sowie in einigen Fußgängerzonen. Besuche in Krankenhäusern, Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen bleiben unter strengen Vorgaben möglich.
Von dpa/lhe