Ab dem kommenden Schuljahr wird es in Hessen an zwölf weiterführenden Schulen das Fach „Digitale Welt“ geben. Was sich das Land davon für die Schüler verspricht.
WIESBADEN. Hessische Schüler bekommen ein neues Schulfach: Ab kommenden Schuljahr können Fünftklässler in „Digitale Welt“ lernen, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen können. Zumindest testweise, denn das neue Schulfach wird zunächst nur in einem Pilotprojekt an 12 hessischen Schulen in rund 70 Klassen unterrichtet werden. Zwei freiwillige zusätzliche Schulstunden pro Woche sind in den teilnehmenden Schulen vorgesehen – im Pilotversuch zunächst ohne Benotung. Wo sollen die Lehrkräfte dafür herkommen?
Die teilnehmenden Schulen bekommen die Stunden zusätzlich zugewiesen, es müssen aber wie bei allen anderen Unterrichtsfächern Lehrkräfte dafür gefunden werden. Das Fach solle „weit über den normalen Informatikunterricht hinausgehen“, erläutert Kultusminister Alexander Lorz bei der gemeinsamen Vorstellung mit Digitalministerin Kristina Sinemus (beide CDU). Die „Digitale Welt“ soll auch Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung aufgreifen. „Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können“, betont Lorz.
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Kooperationspartner für das Pilot-Schulfach ist das auf IT spezialisierte Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, evaluiert werden soll es zu einem späteren Zeitpunkt von der Frankfurter Goethe-Universität. Daran soll auch festgemacht werden, ob das Fach landesweit fest in die Stundenpläne geschrieben wird. Das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering war an der Konzeption und Ausarbeitung der Unterrichtsinhalte beteiligt. Direktor Christoph Meinel erklärt: „Es ist ungeheuer wichtig, dass wir die digitale Welt und Schlüsseltechnologien zumindest in Grundzügen verstehen. Wir alle benötigen ein digitales Grundverständnis, damit wir uns auch in der digitalen Welt eigenverantwortlich und selbstbestimmt bewegen, ihre Vorteile nutzen und sie mitgestalten können.“
Ihm gefalle der Name des neuen Schulfachs, denn „mit Informatik wird zu oft Programmieren verbunden“. Dabei solle die „Digitale Welt“ ja darüber hinausgehen, deshalb werden in den teilnehmenden Schulen auch Lehrkräfte verschiedener Fachrichtungen einbezogen. So erklärt Judith Lehnert, Leiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule in Hünfelden, dass sowohl Informatiklehrkräfte, aber auch Kollegen aus der Biologie, der Mathematik oder der Erdkunde in das neue Projekt eingebunden werden. Für Unterrichtsprojekte gebe es bereits schon Ideen, berichtet Lehnert: Beispielsweise soll für das Schulhühner-Haus eine solar betriebene Klappe entwickelt werden.
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Die teilnehmenden Lehrkräfte werden vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet. Sie sollen auch an der Weiterentwicklung der Unterrichtsinhalte mitarbeiten. Denn zu Beginn wird es nur eine Handreichung für die Lehrkräfte geben, kein feststehendes Curriculum, wie in anderen Fächern. Kultusminister Lorz ist von dieser Form der Entwicklung eines neuen Schulfachs überzeugt: „Gerade, weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln – in dieser Form ist das auch ein Novum.“