Grundschullehrkräfte in Hessen sollen mehr Geld bekommen

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Grundschullehrkräfte in Hessen sollen künftig mehr Gehalt bekommen.

Künftig soll die Eingangsbesoldung der Lehrer von A12 auf A13 angehoben werden. Neu geregelt wird auch die Beschäftigung von befristeten Lehrern in den Sommerferien.

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Wiesbaden. Vor rund acht Jahren hat die Lehrergewerkschaft GEW in Hessen die Kampagne „A13 für alle” gestartet. Es geht um das Ungleichgewicht der Besoldung von Grundschullehrkräften und den Lehrern an weiterführenden Schulen. Denn nur Grundschullehrkräfte werden in Hessen nach A12 besoldet, alle anderen Lehrkräfte sind der Eingangs-Besoldungsgruppe A13 zugeordnet. Das soll jetzt nach den Plänen der Landesregierung geändert werden – auch vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels und dem Wettbewerb um Köpfe mit den anderen Bundesländern. Schrittweise soll bis 2028 die Besoldung für Grundschullehrer angehoben werden, kündigt Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Donnerstag an. A12 entspricht in Hessen zum Berufsstart derzeit rund 3.608 Euro, A13 liegt bei rund 4.199 Euro – also etwa 640 Euro Brutto-Differenz. Zunächst erhalten die rund 18.000 Grundschul-Lehrkräfte in Hessen ab August 2023 zehn Prozent dieser 640 Euro als Zulage. 2024 bekommen sie 25 Prozent davon und 2025 40 Prozent – bis sie ab 2028 vollständig nach Gehaltsstufe A13 bezahlt werden.

Wettbewerb um Köpfe mit anderen Bundesländern

Rund 108 Millionen Euro jährlich wird diese Soldanhebung das Land kosten, berichtet Lorz: „Deshalb wäre eine Anhebung in einem Schritt finanziell gar nicht darstellbar“. Die höhere Besoldung werde helfen, den Beruf „noch attraktiver zu gestalten“ und mehr junge Menschen dafür zu gewinnen. Mit einem Änderungsantrag zum Doppelhaushalt 2023/24 will die Landesregierung die schrittweise Anhebung auf den Weg bringen. „Ein wichtiges Signal im Wettbewerb mit den anderen Ländern“, nennt Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die geplante Änderung: „Wir werten diese wichtige gesellschaftliche Aufgabe für unsere jüngsten Schüler auf“. Die Bedeutung der Grundschulen könne man „nicht hoch genug einschätzen“. Mit Nordrhein-Westfalen hat bereits ein Nachbarland die Eingangsbesoldung angehoben, Bayern und Niedersachsen haben diesen Schritt ebenfalls angekündigt.

Kultusminister Lorz kündigt zudem an, dass künftig weniger tariflich, befristet beschäftigte Lehrkräfte über die Sommerferien arbeitslos werden sollen. Künftig genüge eine Beschäftigungsdauer von 30 Wochen statt wie bisher 35, um auch in den Ferien angestellt zu bleiben – und bezahlt zu werden. Davon profitieren laut Lorz hessenweit rund 1.500 Lehrkräfte.

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Lehrer-Gewerkschaften und Landtags-Opposition: Dauert zu lange

Der hessische GEW-Vorsitzende Thilo Hartmann meint dazu: „Heute ist ein fantastischer Tag nach acht Jahren Kampf. Allerdings geht die Landesregierung nach wie vor zu zögerlich vor, wenn sie sich bis 2028 Zeit lassen will, um die Besoldung voll anzugleichen. Wir werden uns die konkrete Umsetzung genau ansehen und auf mehr Tempo pochen.“ Er meint: „Der Lehrkräftemangel ließ der Landesregierung keine andere Wahl.“ Auch Stefan Wesselmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Hessen, zeigt sich erleichtert, „aber wir hätten uns natürlich größere Schritte und eine kürzere Laufzeit als bis 2028 gewünscht”.  

Die Landtagsopposition spricht überwiegend von einem Schritt in die richtige Richtung. Die Umsetzung müsse aber deutlich schneller kommen, mahnt der FDP-Bildungsexperte Moritz Promny: „Schließlich ist die Situation an Grundschulen besonders angespannt.” Auch die Linken-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kula betont nennt es eine „Mogelpackung”, denn die Arbeit an Grundschulen sei schon jetzt gleichwertig mit der an anderen Schulformen „und nicht erst in fünf Jahren”.

Der SPD-Bildungsexperte Christoph Degen meint, Investitionen in den Bildungsstandort Hessen seien „bitter nötig”. „Das ist ein positives Signal, um angehende Lehrkräfte in Hessen zu halten und eigentlich eine selbstverständliche Anerkennung der Leistung von Grundschullehrkräften, die anderen Lehrkräften in nichts nachstehen.” Nach seiner Einschätzung handle die Regierungskoalition jedoch erst auf Druck und nicht aus Überzeugung. Der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Heiko Scholz, erklärt die angekündigte Besoldungserhöhung zu einem „teuren und unüberlegten Wahlkampfgeschenk”. „Aus der geringeren Studiendauer im hessischen Grundschullehramt in Kombination mit einer im Unterschied zum Lehramt an weiterführenden Schulen weniger zeitaufwendigen Unterrichts-Vor- und Nachbereitung ergibt sich nicht zwingend der Anspruch auf eine gleiche Besoldung.”