Rasmus Runde, 33 Jahre alt, ist Lokführer aus Bickenbach. Er sieht die zukünftige Bundesregierung bei der Verkehrswende in der Pflicht. Das sind seine Gedanken zur Bundestagswahl.
BICKENBACH. Was erwarten die Menschen in der Region von der Politik? Welche Drängenden Probleme müssen aus ihrer Sicht gelöst werden? Und was muss eine Kanzlerin oder ein Kanzler überhaupt können? Das wollen wir bis zur Bundestagswahl am 26. September täglich von einer Wählerin oder einem Wähler aus der Region wissen. Heute antwortet uns Rasmus Runde (33) aus Bickenbach.
Lokomotivführer ist sein Traumberuf. Mit Begeisterung fährt er seit seiner Ausbildung vor 14 Jahren Personen- und Güterzüge durch ganz Deutschland. Im Wechseldienst, 39 Stunden in der Woche. Doch die Rahmenbedingungen für ihn und seine Kollegen werden schlechter, sagt er. Daran muss die künftige Bundesregierung dringend etwas ändern. Deshalb hat er in den vergangenen Wochen auch am Lokführer-Streik teilgenommen.
Zum Einen soll die neue Bundesregierung einen finanziellen Anreiz für den Beruf schaffen. Aber auch den Schienenverkehr und den öffentlichen Personennahverkehr fördern. „Wer es ernst meint mit der Verkehrswende, der muss Ergebnisse zeigen.“ Einerseits soll der Güterverkehr auf die Schiene. Andererseits wurden in den vergangenen Jahren viele Gleisanschlüsse geschlossen. „Das passt nicht zusammen“, sagt Rasmus Runde. Als positiv wertet er den Ausbau der ICE-Strecke Frankfurt-Mannheim mit der dazugehörigen Trasse für Güterzüge. „Das ist konsequent. Wenn auch meiner Meinung nach viele Jahre für Planungen verschenkt wurden.“
Auch Bus und Bahn müssen öfter fahren, sagt er. „Man kann nicht einfach sagen, der Ausbau des Nahverkehrsnetzes lohne sich nicht, weil ihn zu wenige nutzen.
„Ich kann mir nur etwas leisten, wenn ich unter meinen Verhältnissen lebe und spare.“
Es ist doch klar, dass wenn am Wochenende der Bus nur alle zwei Stunden fährt, dass das nicht attraktiv ist.“ Auch die Anbindungen von Bus- und Zuglinien müssten besser aufeinander abgestimmt werden. Verkehrswende und Klimaneutralität seien ihm wichtig. „Aber das muss man auch wollen und Geld dafür in die Hand nehmen.“ Über die kleinen Buslinien auf dem Land werde nicht geredet. Mit der S-Bahn komme man inzwischen fast überall hin. Rasmus Runde nimmt derzeit am Lokführer-Streik teil. Es geht ihm um eine Gehaltserhöhung. „Die Inflation liegt höher als das, was uns der Arbeitgeber bietet. Seit ich arbeiten gehe, konnte ich mir trotz Gehaltserhöhungen nie mehr leisten. Das geht einfach gar nicht.“
Sein Arbeitgeber ist der Bund. Ihm gehört die DB Cargo, für die Rasmus Runde als Lokführer für Ferngüterverkehr zwischen Köln und Würzburg im Einsatz ist. „Ich kann mich finanziell nicht weiterentwickeln. Ich kann mir nur etwas leisten, wenn ich unter meinen Verhältnissen lebe und spare. Die Inflation hat immer alles aufgefressen.“ Rasmus Runde beobachtet, dass der Beruf Lokführer unattraktiver wird. Als er seine Ausbildung gemacht hat, habe es noch viel mehr Bewerber gegeben als eingestellt wurden. Heute sehe das ganz anders aus. Viele Quereinsteiger seien unter den Berufsanfängern, die Zahl der Menschen, für die Lokführer wie für ihn eine Berufung sei, nehme ab. Das liege auch am Wechseldienst. Früh-, Spät- und Nachtschicht folgen oft aufeinander. Darunter leide das Privatleben.
Schon gewusst: Was verdienen eigentlich Lokführer?
Bei Klimaneutralität und erneuerbaren Energien fordert Runde von der künftigen Regierung mehr Konsequenz bei der Durchsetzung von Windenergie, Wasserkraft und Solarenergie. „Man wird sich der Utopie nicht hingeben können, dass wir künftig auf Atomkraft und Kohlekraftwerke setzen können.“ Solaranlagen auf dem Dach als Verpflichtung findet er gut. „Aber dann muss das auch finanziell gefördert werden, damit möglichst viele Menschen es machen.“ Würde er heute bauen, sagt Runde, würde er es klimaneutral machen. Und welche Eigenschaften muss der künftige Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin haben? „Es muss eine Person sein, die die Führungsqualität mitbringt, parteiübergreifend einen Konsens zu finden. Es geht darum, gemeinsam Deutschland zu verbessern. Da kommt man mit Klientelpolitik nicht weit.“