Wir wollen in unserer Serie von Wählerinnen und Wählern wissen, was sie von der neuen Bundesregierung erwarten. Heute sagt der Bad Kreuznacher Gastronom Udo Braun seine Meinung.
BAD KREUZNACH . „Ob ich ein Problem habe, das von der nächsten Bundesregierung gelöst werden muss?“ Udo Braun verschränkt seiner Arme vor der Brust, lehnt sich zurück, denkt nach – allerdings nicht lange. „Der Mindestlohn. Ich habe ein massives Problem damit. 12,80 Euro sind schlichtweg überzogen. Da muss sich etwas tun, ein Mindestlohn in dieser Höhe ist gerade für uns Gastronomen nicht akzeptabel.“
Und dann fügt er hinzu: „Wer gute Leistung bringt, der wird auch angemessen bezahlt. Doch gerade Aushilfen, in der Regel sind diese jungen Leute nicht besonders qualifiziert, haben einen solchen Stundenlohn meist nicht verdient.“ Solche Mehrkosten könnten auch nicht so einfach auf die Kundschaft umgelegt werden. Das sei keine Option. „Für ein Schweineschnitzel zahlte niemand 20 Euro.“
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Seit 1999 ist Braun (49) gemeinsam mit seinem Geschäftspartner und Lebensgefährten Andreas Röth (60) aus der Gastro-Szene in Bad Kreuznach nicht mehr wegzudenken. Mit 75 festangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dazu bis zu 30 Aushilfen, managen Braun und Röth das „Salinas“, die „Fritz Schirmbar“ und das „Brauwerk“, das 2009 im Salinental ganz neu gebaut wurde – eine Millioneninvestition. Und die Pandemie? „Die hat uns enorm zurückgeworfen“, resümiert Braun die vergangenen 18 Monate. Zuerst der Lockdown, dann eine vorsichtige Öffnungsstrategie, dann war wieder alles dicht, der sogenannte Lockdown light griff am 2. November 2020 und zwang zahlreiche Branchen, ihre Türen abzuschließen. Von der Regierung in Berlin wurden Entschädigungen beschlossen.
75 Prozent des Umsatzes im November 2019 sollten gewährt werden. Auch Udo Braun wartete auf die Antragsformulare, bis das Geld auf dem Konto war, wurde es März. „Es gab Kollegen, die mussten viel länger ausharren.“ Es sei nicht immer leicht gewesen, das unternehmen auf Kurs zu halten, immer wieder aufs Neue Gas zu geben, doch: „Es war wichtig, allen Verpflichtungen nachzukommen, ganz besonders unseren Mitarbeitern gegenüber. Da hängen ganze Familien dran“, blickt Braun zurück. Auch deshalb hält er es für einen fatalen Fehler, an einem Mindestlohn in dieser Größenordnung festzuhalten. Und noch ein Anliegen hat der Bad Kreuznacher Gastronom: „Wenn Menschen arbeiten wollen, etwa Geflüchtete, muss eine Arbeitsgenehmigung schneller vorliegen. Es kann doch nicht sein, dass die bürokratischen Hürden so extrem hoch sind, dass es mitunter Monate dauert, bis die Leute ganz legal bei uns anfangen dürfen.“ Und was wünscht sich Udo Braun als Privatmann von der neuen Bundesregierung? „Da ist eigentlich alles im grünen Bereich. Auch als homosexuelles Paar kann man mittlerweile in Deutschland gut leben.“
Jenseits des beruflichen und persönlichen Mikrokosmos` wünscht sich Braun, die neue Bundesregierung möge doch den Fokus mehr als bisher auf die Sorgen, Nöte, Missstände und Verwerfungen im eigenen Land richten. Dabei ist ihm wichtig: „Damit man mich richtig versteht. Ich habe mit der AfD überhaupt nichts am Hut. Doch an der Ahr, wo diese verheerende Flut alles zerstört hat, was sich die Menschen dort aufgebaut haben, kommen die Hilfsgelder meiner Meinung nach viel zu langsam an.
Ich habe ein massives Problem mit dem Mindestlohn. 12,80 Euro sind schlichtweg überzogen. Udo Braun, Gastronom in Bad Kreuznach
Das muss definitiv schneller gehen.“ In Krisensituationen, davon ist der Gastronom überzeugt, „mahlen die Mühlen zu langsam“. Er wünscht sich klare, verlässliche Ansagen von Politikern. „Wir brauchen alle eine Richtung, an der wir uns orientieren können.“ Eine Richtung, die der neue Bundeskanzler, die neue Bundeskanzlerin zwingen vorgeben muss? „Ja. Denn wer an der Spitze der Regierung steht, sollte Durchsetzungsvermögen haben, muss klare Linien ziehen. Diese Klarheit hat mir am Ende bei Angela Merkel gefehlt.“ Überhaupt hält es Udo Braun für geboten, die Amtszeit des Kanzlers, der Kanzlerin auf maximal zwölf Jahre zu begrenzen. „16 Jahre sind definitiv zu viel.“ Längst weiß Udo Braun, bei welcher Partei er sein Kreuzchen macht. Doch egal, wer am Ende die Bundestagswahl gewinnt, gemeinsam mit Andreas Röth wird er alle Hebel in Bewegung setzen, dass die gemeinsamen Gastro-Betriebe alle Krisen überstehen.