Wie lange wir es tun, was wir dabei tragen und welche Folgen es hat, wenn wir es zu kurz tun.
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urchschnittlich schlafen die Deutschen pro Tag 492 Minuten – oder acht Stunden und zwölf Minuten. Laut einer OECD-Studie zur Work-Life-Balance liegt Deutschland damit im Mittelfeld der Industrieländer. Die gesunde Schlafenszeit bewegt sich laut Medizinern im Rahmen von fünf bis zwölf Stunden. Alles darüber oder darunter wird als gestörtes Schlafverhalten angesehen.
Wieviel Schlaf ein Mensch benötigt, geben die Gene vor. Freiwillige Frühaufsteher und überzeugte Nachteulen folgen ihrer inneren Uhr. Ein erzwungenes Leben gegen die innere Uhr münde meist in Erschöpfung, sagt Schlafforscher und Psychologe Hans-Günter Weeß.
Fast die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) schläft im Pyjama, nur 5 Prozent, die meisten davon Männer schlummern vollkommen nackt. Der Rest (48 Prozent) bekleidet sich mehr oder weniger spärlich mit Unterwäsche, Nachthemd oder T-Shirt.
68 Prozent der Deutschen schlafen am liebsten in der Fötuslage – also auf der Seite mit angezogenen Knien. 17 Prozent bevorzugen es, auf dem Bauch zu ruhen, und nur 7 Prozent liegen auf dem Rücken. Die übrigen 8 Prozent können sich nicht recht entscheiden, welche Stellung sie beim Nächtigen präferieren.
28 Mal wachen wir durchschnittlich in der Nacht auf. Allerdings immer nur weniger als drei Minuten – um im Halbschlaf zur Toilette zu gehen oder nach einem Traum kurz aufzuwachen. Allerdings vergisst das Gehirn diese Intermezzi und kann sich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern, wie Schlafforscher herausgefunden haben.
219 000 Stunden schläft der Durchschnittsdeutsche im Lauf seines Lebens. Das sind rund ein Drittel seines Lebens, vorausgesetzt, er wird mindestens 75 Jahre alt. Für Körper und Geist ist die Erholung im meist nächtlichen Schlaf existenziell. Chronischer Schlafmangel kann zu mentaler und physischer Müdigkeit führen und die Leistungsfähigkeit massiv reduzieren.
46 Prozent der Bundesbürger greifen nach einem gedruckten oder digitalen Buch, wenn sie nicht einschlafen können. Auf das bewährte Hausmittel Schäfchen zu zählen greifen gerade mal 5 Prozent zurück.
20 bis 30 Prozent der Bundesbürger haben nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) gelegentlich Schlafstörungen. Bei sechs Prozent sind diese Störungen chronisch – das sind rund 4,8 Millionen Menschen. Was dazu führt, dass sie tagsüber häufig müde und nur eingeschränkt leistungsfähig sind.
40 Prozent der Bevölkerung haben laut Robert-Koch-Institut Angst vor dem Einschlafen. Jeder Zweite schläft mindestens einmal im Monat schlecht, jeder Neunte dreimal pro Woche.
200 000 Arbeitstage pro Jahr gehen der deutschen Wirtschaft laut Studien pro Jahr auf Grund von Schlafstörungen verloren, weil die Arbeitnehmer chronisch unausgeschlafen und deshalb weniger leistungsfähig sind, so Schlafforscher Hans-Günter Weeß. Die Folgen von Schlafmangel sind auch für die Betroffenen fatal: Zu wenig Schlaf schwächt das Immunsystem, macht anfällig für Diabetes, Depressionen und Krebs, erhöht das Risiko für Schlaganfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
7 bis 8 Uhr – um diese Zeit beginnt in Deutschland meist die Schule. Deutlich früher als in vielen Nachbarländern, die oft erst ab 8.30 Uhr starten. Laut Weeß haben Studien belegt, dass vor allem Teenager Mathematik-Aufgaben um neun oder zehn Uhr deutlich besser lösten als um acht Uhr. Bei Grundschülern gebe es bei der Konzentrationsleistung einen belegten Zusammenhang zwischen der Entfernung der Schule zum Wohnort. Wer um sechs oder sieben Uhr früh im Schulbus sitzen muss, hat nach Studien deutlich schlechtere Karten.
15 mal und mehr kann der erholsame Tiefschlaf durch periodische Atemstörungen beeinträchtigt werden. Die Schlafapnoe ist die bekannteste Schlafstörung und oft mit heftigem Schnarchen verbunden. Zusätzlich fehlt den Betroffenen der Traumschlaf für die seelische Erholung. Dieser Schlafmangel wird am Tag nachgeholt - Betroffene nicken dabei auch gegen ihren Willen ein. Goldstandard für eine Therapie ist Orth zufolge eine Nasenmaske, die an einen Druckgenerator angeschlossen ist. Sie sorgt im Schlaf dafür, dass die Zunge an den Mundboden gedrückt wird und den Kehlkopf nicht verschließen kann.
80 verschiedene Schlafstörungen sind bekannt. Ihr Zusammenhang mit anderen Krankheiten werde zu häufig noch nicht gesehen, berichtet Orth. Schlafstörungen wie Apnoe können erhöhten Blutdruck, erhöhte Neigung zum Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und den plötzlichen Herztod begünstigen, weil sie Schäden an Gefäßen verursachen.
1,9 Millionen Menschen in Deutschland nehmen nach DGSM-Angaben regelmäßig Schlafmittel ein. Die Tabletten haben aber keine heilende Wirkung. Werden sie abgesetzt, ist die Störung sofort wieder da. „Wir müssen Menschen beibringen, ihre eigene Schlaftablette zu sein - also das erholsame Schlafen zu lernen“, rät Psychologe Weeß.
Von Frederik Jötten