Groß, größer, Tote Bag

Eine große Umhänge­tasche   von Bottega  Veneta steht auch Männern gut  zu Gesicht. © AFP/Filippo Monteforte

Mit der neuen Modesaison kommt ein praktisches Accessoire zurück. Warum der Zeitpunkt für die riesigen Taschen im Einkaufs­tütenformat genau richtig ist.

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Region. Der Frühling liegt zwar noch in weiter Ferne, aber man kann die freundlichere Jahreszeit mit neuen Modeerscheinung ja schon mal herbeisehnen: Tote Bags sind zurück! Wer mit dem Begriff nichts anfangen kann: Die Tote Bag verdankt ihren Namen dem englischen „to tote“, was übersetzt „tragen“ bedeutet. Es handelt sich um riesige Taschen im Einkaufs­tütenformat.

Zuletzt baumelten sie Anfang des Jahrtausends an den Ellenbogen. Und weil sich der Look im vergangenen Sommer schon erahnen ließ, wird er sich in diesem Frühjahr wohl als Trend etablieren, in nahezu jeder Accessoire-Kollektion, in fast jeder Farbe, in aller Regel aus Leder oder in strand- und freibadfreundlichem Canvas. Auf die quer geschulterten Mini-Täschchen folgt nun also Maxi.

„It Bag“ von von Saint Laurent für schlappe 3500 Euro

Eine überdimensionale Tote Bag aus gestepptem Lamm­leder von Saint Laurent machte den Anfang: Zeitgleich war die „Ikare Bag“ an den Schultern von Zoë Kravitz, Hailey Bieber und Sydney Sweeny zu sehen. Damit wurde die Tasche, auf deren Vorderseite ein riesiges goldenes YSL-Logo prangt, im Nu zur „It Bag“, zum heißesten Ding des Jahres 2022. Für schlappe 3500 Euro.

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Nahezu alle ernst zu nehmenden Designer folgten dem Pa­riser Schwergewicht. Bei den Schauen in Mailand und Paris wurden die Großformate im Herbst gezeigt, bei Etro in buntem Tapetenmuster, bei Prada als begehrte „Symbole“-Tasche, auch Bottega Veneta zeigte viele Laufsteg-Looks mit XXL-Accessoire. Und nun, im Frühling? Sind sie überall zu sehen. Bei Givenchy heißt sie „Tote g“, Marni reiht sich mit der „Museo Tote“ ein, Proenza Schouler, Marc Jacobs, Chloé, Gucci legen Taschen im XXL-Format neu auf. Die Luxuslabels nutzen die dazugewonnene Fläche für Logos, Schriftzüge und wiedererkennbare Muster.

Tasche von Marc Jacobs
Unverkennbar: die große „Sym­bole“-Handtasche von Prada
Dieses voluminöse Exemplar kommt, wie kaum zu übersehen ist, von Chloé.
Etro setzt auf ein buntes Tapetenmuster.

So wie sich jeder große Modetrend nach 20 Jahren wiederholt, auch wenn er manchmal noch so absurd erscheinen mag, war es nur eine Frage der Zeit, wann der Gegentrend die Mini-Täschchen ablösen wird. Und er kommt genau zur richtigen Zeit.

Nach den Lockdowns kann man mit geräumigen Taschen wieder dem gewohnten Trott nachgehen. Die Micro-Versionen waren mit Kreditkarten und Hausschlüsseln randvoll. Jetzt können Laptops, iPads und zur Not auch der halbe Wocheneinkauf problemlos verstaut werden.

Doch wo sich unendlicher Stauraum auftut, das weiß frau aus Erfahrung, da muss auch gewühlt werden. Die Kreateure aber scheinen aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt zu haben und hauchten den Neuauflagen so etwas wie ein Innenleben ein. Die aktuellen Totes sind mit verschließbaren Innentäschchen für Kleinteiliges ausgestattet. Auf dass der Lippenstift nicht im großen Ganzen untergeht.

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Der größte Vorteil der Über-Taschen wird sich in der wärmeren Jahreszeit zeigen, wenn unter all den Wollschichten und Daunen der Hitzestau droht. Bei plötzlich durchbrechender Nachmittagssonne kann man sich Schicht um Schicht der Kleidung entledigen und alles in die Tasche stopfen. Vorausgesetzt, Büro-Equipment, Milchtüten und Lauchstängel lassen noch Platz.

Der Frühling kann also kommen. Und weil bei Minusgraden nur den wenigsten der Sinn nach flattrigen Sommerkleidchen steht, fängt man am besten jetzt mit der wichtigsten Anschaffung an: einer großen, geräumigen Tasche.