Zur Not läuft sie eben barfuß. Carolin Hingst hat lange mit sich gerungen, ob sie nun leichter auf ihre Turnschuhe – oder vielleicht doch eher auf den Mac verzichten würde....
. Zur Not läuft sie eben barfuß. Carolin Hingst hat lange mit sich gerungen, ob sie nun leichter auf ihre Turnschuhe – oder vielleicht doch eher auf den Mac verzichten würde. Am Ende entscheidet sich die Stabhochsprung-Legende gegen das Schuhwerk und für den Computer. „Da ist doch mein ganzes Leben drauf“, seufzt sie. Mit einem Schmelz in Stimme, der keinen Zweifel lässt, wer ihr ständiger Begleiter sein soll. „Ohne Mac geht nix“, fasst die vierfache Deutsche Meisterin und Olympia-Sechste von Peking 2008 kurz und bündig zusammen, was das Elektronengehirn auf Platz eins der Hingst’schen Bestenliste katapultiert hat. Es enthält alles, was die 37-Jährige tagein, tagaus benötigt: „Kundendaten, Trainingspläne, Fotos, Mails, Videos“ – und: Musik. Egal, wo in der Welt das Sport-Ass antrat: Sting, Tina Turner oder George Michael reisten mit. „Um meine Alben zu hören, kaufte ich für den Mac extra gute Boxen.“
Erinnerungen an unvergessliche Momente
Ihren ersten Apple hat Hingst 2001 angeschafft. Damals zog sie von Bayern nach Mainz, wo sie ihrer Karriere als Spitzensportlerin der Sportfördergruppe der Bundeswehr fortsetzte. Ihr damaliger Trainer, Herbert Czingon, filmte sie beim Stabhochsprung, um mithilfe der Aufzeichnungen an ihrer Technik zu feilen. Videos, die sie sich auf ihrem Mac ansah. Dort, wo auch 30 Gigabyte Fotos gespeichert sind, „unvergessliche Momente wie die von Peking“. Urlaubsfotos dagegen finden sich kaum. Nur zweimal hat sie Ferien in der Ferne verbracht, „2003 Marokko, 2013 Mexiko, das war’s“. Nein, Urlaub im Ausland vermisst sie nicht. „Ich war als Profisportlerin so oft unterwegs, dass ich manchmal nicht wusste, in welchem Land ich gerade aufwache.“ Da bleibt sie im Urlaub lieber zuhause oder besucht die Eltern im bayerischen Harburg.
Czingon arbeitet als Trainer inzwischen in der Schweiz, doch ist er ihr Telefonjoker, wenn der Mac Rätsel aufgibt. Weiß der Joker nicht weiter, muss die Hotline ran. Obwohl sie längst schon weit in die Tiefen der Mac-Software vorgedrungen. „Meine Flyer gestalte ich selbst“, darauf ist die Gesundheits-, Personal- und Fitnesstrainerin stolz. Verloren hat sie ihren – inzwischen dritten – Mac noch nie. Nur einmal hat sie die Festplatte so geschrottet, dass selbst Datenretter-Profis kapitulierten. Zum Glück fand sich irgendwo noch eine alte Festplatte mit einem Backup. Ihr Leben ist wieder so gut wie komplett: „Es fehlt nur ein dreiviertel Jahr.“
Von Birgit Schenk